Wer am Mittwoch gedacht hatte, Sebastian Vettel habe mit seiner überlegenen Tagesbestzeit schon annähernd gezeigt, was in dieser Saison möglich sein wird, kann diesen Gedanken ganz schnell wieder abhaken.
Denn am Donnerstag war ein Mann schneller als Vettel, der mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in Melbourne nicht um die Pole-Position kämpfen wird: Sergio Perez im Sauber. Diesmal mit einer echten Bestzeit, nachdem er am Dienstag noch die Schikane abgekürzt hatte.
Perez bestätigt Vettels Vorsicht
Der Mexikaner war in 1:21,761 Minuten eine Zehntel schneller als Vettel am Vortag und bestätigte damit dessen vorsichtige Einschätzung des Kräfteverhältnisses. "Ich denke, wir sind ganz gut dabei, aber die reine Geschwindigkeit kann man nur schwer herauslesen."
Perez erzielte die schnellste Zeit aller Tests in Barcelona im Rahmen einer Qualifying-Simulation. Man kann also davon ausgehen, dass er nicht nur auf superweichen Reifen sondern auch mit relativ wenig Benzin unterwegs war. Wie wenig genau, weiß aber außerhalb der Sauber-Garage niemand.
Ferrari, Red Bull und Mercedes verhalten
Genauso sieht es bei den anderen Teams aus, zum Beispiel bei Ferrari. Felipe Massa belegte am Donnerstag vor dem voraussichtlich größten Rivalen Red Bull Platz zwei. Mark Webber konzentrierte sich bei den Bullen fast ausschließlich auf Long-Runs.
Ebenso wie Michael Schumacher, der im weiter umgebauten Mercedes die fünftbeste Zeit erzielte. Eine Sekunde Rückstand auf einen Sauber ist keineswegs das, was sich Mercedes vom großen Update, das mittlerweile ziemlich komplett am Auto sein sollte, versprochen hat.
Zuversicht bei Schumacher
Aber eine Bestzeit war an diesem Tag noch gar nicht das Ziel. "Bisher sind wir noch nicht mit wenig Benzin gefahren", sagte Motorsportchef Norbert Haug, kündigte aber dann, das möglicherweise in den kommenden Tagen noch nachzuholen. "Später probiert man vielleicht auch mal einen Low-Fuel-Run, um das Qualifying zu simulieren."
Schumacher war mit dem ersten Eindruck vom runderneuerten Silberpfeil jedenfalls zufrieden: "Mein erster Eindruck ist auf jeden Fall positiv. Wir haben bei den letzten Tests hart an der Zuverlässigkeit gearbeitet. Hier geht es jetzt ums Feintuning und in diesem Punkt hatten wir einen ziemlich erfolgreichen Tag."
Heidfeld nur als Halbtagskraft
Zumindest einen halben Tag konnte Nick Heidfeld im Lotus-Renault testen, nachdem er nach der Mittagspause das Auto von Witali Petrow übernommen hatte. Der Russe plagte sich mit einem KERS-Problem herum, Heidfeld konnte am Nachmittag aber noch die sechstbeste Zeit erzielen.
Adrian Sutil saß am Steuer des Force India, der mit neuem Heckflügel und neuem Auspuff unterwegs war. Eine schnelle Zeit kam aber nicht dabei heraus, Sutil beendete den Tag als Neunter.
Wieder einmal von technischen Problemen gebeutelt war Williams. So radikal und schnell das Auto ist, so fragil ist es auch. Zweimal blieb Rubens Barrichello trotz seiner 105 Runden liegen, obwohl das so anfällige KERS ohnehin schon deaktiviert war. Von einigen Experten schon als Geheimtipp gehandelt, muss Williams erst einmal froh sein, in Melbourne die Zielflagge zu sehen.
Die Testzeiten von Tag 3 im Überblick:
Platz | Fahrer | Team | Zeit | Runden |
1. | Sergio Perez | Sauber | 1:21,761 | 95 |
2. | Felipe Massa | Ferrari | + 0,331 | 132 |
3. | Mark Webber | Red Bull | + 0,705 | 97 |
4. | Rubens Barrichello | Williams | + 0,876 | 105 |
5. | Michael Schumacher | Mercedes | + 1,131 | 89 |
6. | Nick Heidfeld | Lotus-Renault | + 1,780 | 32 |
7. | Heikki Kovalainen | Lotus | + 2,229 | 40 |
8. | Witali Petrow | Lotus-Renault | + 2,472 | 24 |
9. | Adrian Sutil | Force India | + 2,573 | 108 |
10. | Jaime Alguersuari | Toro Rosso | + 3,018 | 107 |
11. | Jerome d'Ambrosio | Virgin | + 5,575 | 96 |
12. | Jarno Trulli | Lotus | + 12,724 | 6 |