Red Bull: Der Weltmeister steht bestens da. Die Rundenzeiten sind in der Spitze zwar noch nicht so toll, aber das riecht verdächtig nach Bluff. Auf den Long-Runs ist das Auto bärenstark und hat vor allem den Trumpf im Ärmel, dass es augenscheinlich besonders schonend mit den Pirelli-Reifen umgeht. Bei den letzten Tests experimentierte das Team noch mit unterschiedlichen Luftaustrittsöffnungen am Heck, aber das scheint eher ein Detailproblem als eine echte Sorge zu sein.
Ferrari: Die Scuderia offenbarte bei den bisherigen Tests ebenfalls keine großen Probleme. Das Auto läuft wie ein Uhrwerk und hat eindeutig die meisten Kilometer im Feld. Dazu ist man auf den Long-Runs auf Augenhöhe mit Red Bull.
Dennoch hat man den Eindruck, dass der Ferrari vom Speed her nicht ganz mit dem Red Bull mithalten kann. "Red Bull ist eine halbe Sekunde vor Ferrari", schätzt Williams-Technikchef Sam Michael. Um die aufzuholen, wird Ferrari in Barcelona neue Teile - unter anderem ein stark verändertes Heck - im Gepäck haben, die das bereits zuverlässige Auto nun auch richtig schnell machen sollen. Vorausgesetzt, sie funktionieren. Das hinzubekommen, wird Ferraris Aufgabe sein.
McLaren: Die Engländer machen sich Sorgen um ihre Wundertüte. Das revolutionäre Auto braucht dringend Testkilometer auf der Uhr, sonst sieht es für die Feinabstimmung düster aus. Und die ist bitter nötig, um das kritische Thema Reifen in den Griff zu bekommen. Nur ein gut abgestimmtes Auto wird schonend mit den Pneus von Pirelli umgehen.
Lewis Hamilton klagt zudem noch über zu wenig Grip, was erklären würde, warum das Team ständig zwischen unterschiedlichen Auspuff-Konzepten und Diffusoren hin und her gewechselt hat. Es gibt also jede Menge Arbeit.
Mercedes: Bei den Silbernen soll der Riesenschritt kommen. Ein großes Update soll das mittlerweile zwar zuverlässige, aber vor allem auf den Long-Runs noch deutlich zu langsame Auto mit einem Schlag an die Spitze katapultieren. Eine riskante Taktik, denn starke Veränderungen erfordern auch stark veränderte Abstimmungen.
Neu am Mercedes wird vor allem der Auspuff sein, dessen Konzept Teamchef Ross Brawn nach eigener Aussage noch bei keinem anderen Team gesehen hat. Da das bisherige Auto schon auf den neuen Auspuff ausgerichtet war, war die aerodynamische Effizienz bisher alles andere als optimal. Damit erklärt sich das Team den Rückstand von mehr als einer Sekunde auf Red Bull und Ferrari.
Sollten alle Veränderungen zünden und zudem die alten Probleme mit der Überhitzung - teilweise musste per Hand Löcher in die Seitenkästen geschnitten werden - gelöst sein, dann könnte Mercedes in Barcelona für staunende Gesichter sorgen. Aber das Risiko ist groß.
Lotus-Renault: Das Auto war in Jerez pfeilschnell, hat sich laut Nick Heidfeld aber in Barcelona zuletzt nicht mehr so gut angefühlt. Jetzt hat das Team die zweite Chance, die Abstimmung auch in den schnellen Kurven des Circuit de Catalunya hinzubekommen.
Weitere Baustelle ist das KERS. Wegen Problemen mit dem Hybridantrieb verbrachte Heidfeld große Teile des bisher letzten Testtages an der Box. Was dagegen offenbar gut funktioniert, ist der nach vorne aus den Seitenkästen austretende Auspuff. Die zu Beginn der Tests befürchteten Probleme mit der Hitze-Ausbreitung sind ausgeblieben.
Teil II: Von Williams bis HRT - die zweite Reihe in der Analyse