Sebastian Vettel ist zum ersten Mal seit dem WM-Finale 2010 seine Führung in der Fahrerwertung los. Nach einem fast perfekten Jahr 2011 musste er sich zum Start der neuen Saison einem bärenstarken Jenson Button im McLaren geschlagen geben.
Button ging am Start an McLaren-Kollege Lewis Hamilton vorbei und ließ sich diese Führung nicht mehr nehmen. Es war der dritte Sieg des Briten in Melbourne nach 2009 und 2010. "Das ist ganz was Besonderes", jubelte Button. "Mit dem Sieg heute und Lewis' Pole gestern in die Saison zu starten, ist sehr wichtig und gibt uns einen gewaltigen Schub für die kommenden Rennen."
Vettel sehr zufrieden mit Aufholjagd
Vettel zeigte aber von Startplatz sechs aus eine starke kämpferische Leistung und verdiente sich den zweiten Rang. Den hatte er letztlich jedoch einer Safety-Car-Phase zu verdanken, während der er durch etwas Glück beim zweiten Boxenstopp an Hamilton vorbei kam.
"Ich glaube man hat gesehen, dass Platz zwei heute das Maximum war. Jenson war das ganze Rennen über zu stark für uns", sagte Vettel. "Wenn man aber von Platz sechs losfährt und als Zweiter ins Ziel kommt, kann man zufrieden sein. Das war ein sehr gutes Rennen für uns."
Kein gutes Rennen für Mercedes
Im ersten Rennabschnitt lieferte sich Vettel ein Duell mit Michael Schumacher um den dritten Platz. Doch das Duell endete früh, weil Schumacher mit Getriebeproblemen das Rennen aufgeben musste.
"Beim Runterschalten ist der dritte Gang ausgefallen. Die Zugkraft ging aus dem Getriebe und ich wollte dann keinen Dreher riskieren. Ich wusste, dass es vorbei ist", sagte Schumacher.
Rosberg-Crash in der letzten Runde
Grundsätzlich hielt er aber fest: "Man muss immer bedenken, von wo wir im Vergleich zum letzten Jahr gekommen sind. Wenn man das im Hinterkopf hat, war das ein positives Wochenende für uns. Schade natürlich, dass ich ausgefallen bin. Ich hätte gerne das erste Podium für Mercedes meinerseits einfahren wollen."
Mercedes-Kollege Nico Rosberg hatte nichts mit den Podestplätzen zu tun. Durch einen Zwischenfall in der letzten Runde mit Sergio Perez fiel er sogar noch aus den Punkterängen heraus. "Meiner Meinung nach war Perez etwas zu aggressiv auf der Geraden. Er ist gefahren, als wolle er mich abdrängen. Aber bestimmt sagt er das Gleiche auch von mir. Jedenfalls tuschiert er mit seinem Frontflügel meine Reifen und ich bekomme einen Plattfuß", erklärte Rosberg den Unfall.
Alonso Fünfter - Chaos in der letzten Runde
Fernando Alonso holte als Fünfter aus dem Ferrari das Optimum heraus und betrieb ausgezeichnete Schadensbegrenzung. Dahinter holten sich in einem chaotischen Finish in der letzten Runde beide Sauber-Piloten, Kimi Räikkönen, Daniel Ricciardo und Paul di Resta die Punkte.
Nico Hülkenberg schied bereits nach einer Startkollision mit Mark Webber am Start aus. Timo Glock kam durch und wurde 13.
Schlüsselszenen des Rennens:
Start: Toller Start von Button. Er lässt Hamilton stehen und geht in Führung. Dahinter hat Grosjean Probleme und wird durchgereicht. Schumacher ist Dritter vor Rosberg und Vettel. Hülkenberg kollidiert mit Webber und scheidet aus. Beide Ferrari katapultieren sich direkt in die Top Ten. Im Mittelfeld kracht es zwischen Ricciardo und Senna.
Runde 2: Tolles Manöver von Vettel! Er geht außen an Rosberg vorbei und sprengt damit das Mercedes-Duo. Dahinter kollidieren Grosjean und Maldonado. Der Lotus-Pilot muss mit gebrochener Aufhängung aufgeben.
Runde 11: Vettel macht Druck auf Schumacher. Der Mercedes-Pilot fährt in Kurve 1 geradeaus und Vettel schlüpft durch auf Platz drei. Bei Schumacher geht es dagegen nicht weiter. Das Getriebe ist hin - das Aus!
Runde 15: Die Führenden kommen an die Box und wählen unterschiedliche Strategien. Beide McLaren-Piloten setzen auf die härteren Reifen, Vettel und Rosberg noch einmal auf die weicheren.
Runde 38: Nach dem Ausfall von Petrow auf der Zielgeraden kommt das Safety-Car raus. Eine Runde davor waren Button und Hamilton an der Box. Vettel noch nicht. Aber er hat Glück und ist kurz vor der Boxeneinfahrt, als die Gelben Flaggen geschwenkt werden. Er kommt rein und verliert wenig Zeit. Dadurch schiebt er sich an Hamilton vorbei auf Rang zwei - direkt im Heck von Button!
Runde 58: Chaos in der letzten Runde! Maldonado kommt im Kampf mit Alonso um Platz fünf auf die Wiese und schmeißt wichtige WM-Punkte in die Mauer. Dahinter geraten Rosberg und Perez aneinander. Rosberg fällt daraufhin noch aus den Punkten.
Ziel: Button fährt vorne den Sieg sicher vor Vettel und Hamilton nach Hause.
LIVE-TICKER: So lief das Rennen in Melbourne
Mann des Rennens: Sergio Perez. Eine unglaubliche Aufholjagd des neuen Reifenflüsterers. Vom letzten Platz aus gestartet, kam Perez als einziger Fahrer mit einer Einstopp-Strategie durch und hat sich so noch bis auf Rang sieben noch vorne gekämpft. Eine überragende Leistung. Auch kämpferisch, denn er legte sich vor seinem einzigen Stopp mit Größen wie Vettel, Hamilton und Webber an. Schade, dass er durch das Duell mit Rosberg in der letzten Runde noch einen Platz verloren hat.
Flop des Rennens: Mercedes. Die Silbernen konnten das Versprechen, das das Qualifying gegeben hat, nicht ganz einlösen. Schumacher konnte den Speed des Autos im Rennen umsetzen und kämpfte sogar mit Red Bull, aber das Getriebe vermasselte ihm ein gutes Rennergebnis. Rosberg hatte offenbar die Set-Up-Probleme, die ihn im Qualifying schon behindert haben, auch im Rennen. Seine Unterlegenheit gegen Schumacher und sein Zurückfallen im späteren Rennverlauf sind kaum anders zu erklären. Der Zwischenfall in der letzten Runde passte ins Bild.
Analyse: Es geht eng zu in der Formel 1 2012! McLaren ist nicht so überlegen, wie es nach dem Qualifying aussah, Red Bull ist auf Augenhöhe. Das hat der starke Rennspeed von Vettel und Webber bewiesen. Zwischen den beiden Teams könnte sich eine spannende WM anbahnen.
Dahinter konnte Mercedes die hohen Erwartungen nach dem Qualifying nicht ganz erfüllen. Damit treffen die Ankündigungen der Verantwortlichen, noch nicht aus eigner Kraft siegfähig zu sein, zu.
Ferrari ist nicht ganz so schlecht wie nach der Quali befürchtet, aber an Podestplätze ist trotzdem nicht zu denken. Offenbar strapaziert der rote Renner im Rennen die Reifen sehr stark. Das konnte man jedenfalls bei Massa beobachten. Alonso hat das Auto mit seiner herausragenden Fahrt besser aussehen lassen als es war.
Interessant zu sehen war aber auch, dass die Lücke von den Spitzenteams zum Mittelfeld sehr klein geworden ist. Zumindest auf der speziellen Strecke in Melbourne konnten Teams wie Lotus, Sauber und Williams mit Ferrari und Mercedes mithalten. Auch Toro Rosso schlug sich wacker. Einzig Force India war etwas enttäuschend.
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