Sechs Sieger in sechs Rennen, das gab es in der F-1-Geschichte noch nie! Jetzt ist es soweit, weil Mark Webber seine Pole-Position in den Sieg umgemünzt hat. Zum vierten Mal in Folge bedeutete Startplatz eins auch den Sieg.
Nico Rosberg machte zwar das ganze Rennen über Druck, aber er hatte nie eine Chance, Webber zu überholen. So sicherte er sich aber 18 wichtige Punkte in der WM. Mercedes-Kollege Michael Schumacher blieb das Pech treu. Schon am Start kollidierte er mit Romain Grosjean und fiel zurück. Später musste er wegen technischer Probleme aufgeben.
Rosberg: "Hatten das schnellste Auto"
"Schade, dass es nicht gereicht hat. Über das gesamte Wochenende hatten wir hier das schnellste Auto" sagte Rosberg. Dennoch war er am Ende mit dem Ergebnis zufrieden: "Mit dem Regen waren es zum Schluss schwierige Bedingungen." Webber war nach den 78 Runden sichtlich geschafft: "Was für ein wunderbarer Tag. Das Rennen war unglaublich. Es ist ein tolles Gefühl, in Monaco zu gewinnen."
Schumacher resümierte: "Das Rennen ist nicht gelaufen, wie wir uns das vorgestellt hatten. Das Podium wäre realistisch gewesen." Mercedes-Motorsportchef Nobert Haug tröstete ihn: "Es ist schade für Michael. Wer seine Runden, wo er freie Fahrt gehabt hat, gesehen hat, hat gesehen, dass er den Speed für Sieg gehabt hätte. Aber seine Zeit wird wieder kommen. Monaco ist eine Strecke, da kommt es mehr auf den Fahrer an als überall anders - und er hat im Qualifying alle anderen geschlagen."
Alonso alleiniger WM-Führender
Fernando Alonso wurde im Ferrari Dritter und übernahm damit die alleinige WM-Führung. Sebastian Vettel ist nun punktgleich mit Webber Zweiter. Er fuhr ein ausgezeichnetes Rennen und kam dank eines sehr langen ersten Stints auf den härteren Reifen noch vom neunten Startplatz auf Rang vier nach vorne.
"Es tut gut, den vierten Platz nach Hause zu fahren, wenn man von Rang neun startet. Da gibt es ja nur zwei Punkte. Es wird ein langes Jahr, wir schauen mal, was da noch kommt", sagte Vettel.
Lewis Hamilton und Felipe Massa komplettierten dahinter den Sixpack der Piloten, die bis zum Schluss bei einsetzendem leichten Regen noch Podiumschancen hatten. Letztlich trennten den Erster Webber und den Sechsten Massa im Ziel gerade einmal sechs Sekunden.
Schlüsselszenen des Rennens:
Start: Webber hat seine Schwäche im Griff und kommt gut weg. Er verteidigt die Führung gegen Rosberg. Dahinter kracht es zwischen Schumacher und Grosjean! Schumi will außen vorbei, doch Grosjean zieht raus und berührt den Mercedes. Schumi kann nirgendwohin, ein normaler Startunfall. Grosjean ist raus, Schumacher hat Glück und kann weitermachen, fällt aber auf Rang acht zurück. Maldonado und de la Rosa geraten ebenfalls aneinander, beide scheiden aus. Das Safety-Car kommt auf die Strecke.
Runde 4: Das Rennen ist wieder freigegeben und wieder kommt Webber am besten weg. Keine Chance für Rosberg. Vettel hat von den Turbulenzen am Start profitiert und liegt auf den härteren Reifen auf dem sechsten Rang.
Runde 30: Alle warten auf den Regen, aber die superweichen Reifen halten nicht lang genug. Rosberg kommt als Erster rein und absolviert seinen mutmaßlich einzigen Boxenstopp. In den beiden Runden danach kommen auch die anderen Führenden rein. Alonso geht dabei an Hamilton vorbei und macht nun Jagd auf Rosberg. Vettel hat es auf den härteren Reifen nun an die Spitze gespült. Und er setzt sich anfangs ab. Geht seine Taktik auf?
Runde 47: Vettel kommt zum einzigen Boxenstopp. Das wird richtig eng, denn er hat knapp 17 Sekunden Vorsprung. Toller Stopp von Red Bull und er kommt genau vor Hamilton zurück auf die Strecke. Der Engländer greift auf dem Weg zum Casino an, aber Vettel macht den Weg gerade noch zu. Starke Verteidigung, das ist Rang vier! Und die ersten Sechs liegen jetzt innerhalb von nur sechs Sekunden - das wird ein Finish!
Runde 62: Schumacher bekommt an Platz sieben liegend schon wieder mal technische Probleme. Er versucht, den Silberpfeil ins Ziel zu schleppen, aber er muss Vergne kampflos passieren lassen. Drei Runden später gibt Schumacher auf. Schon wieder Pech!
Runde 63: Leichter Regen setzt ein und sorgt dafür, das die ersten Sechs wieder ganz eng zusammenrücken. Ein Herzschlagfinale.
Ziel: Webber behält 15 Runden lang bei leicht feuchter Piste die Nerven und fährt seinen ersten Saisonsieg nach Hause. Damit ist er der sechste Sieger im sechsten Rennen - Formel-1-Rekord! Rosberg wird starker Zweiter vor Alonso und Vettel.
Mann des Rennens: Sebastian Vettel. Er hat im Vorfeld versprochen, mit seiner Taktik etwas Außergewöhnliches zu versuchen, und er hat Wort gehalten. Wobei es keine allzu große Sensation war, dass er auf den härteren Reifen gestartet ist. Aber dafür war sein Start ausgezeichnet und vor allem seine schnellen Runden nach den Boxenstopps der Konkurrenz waren beeindruckend. Von Startplatz neun auf Rang vier nach vorne zu kommen - und das in Monaco -, war im Titelkampf hervorragende Schadensbegrenzung.
Flop des Rennens: Sauber. Für die Schweizer ist an diesem Wochenende wirklich alles schief gelaufen, was schief laufen konnte. Erst der Crash von Perez mit Maldonado im Training. Dann der Unfall wegen Aufhängungsdefekts im Qualifying. Dann wechselt das Team bei ihm noch das Getriebe. Kobayashi wird gleich am Start ausgehoben und gibt später auf. Perez fährt von ganz hinten ein mutiges Rennen und dreht teilweise die schnellsten Runden. Doch dann muss er nach einer Gefährdung von Räikkönen auch noch eine Durchfahrtsstrafe abbrummen. Alles zum Vergessen.
Analyse: Zum ersten Mal in dieser Saison haben die Reifen nicht die Hauptrolle gespielt - irgendwie auch einmal erholsam. Und trotzdem war es ein spannender Monaco-GP, obwohl es wie üblich kaum Überholmanöver gab. Der leichte Regen am Ende sorgte sogar für ein hauchdünnes Finish.
Michael Schumacher bleibt der riesige Pechvogel der Saison. Er und Romain Grosjean scheinen in dieser Saison Kollisionen magisch anzuziehen. Außerdem geht immer nur an Schumis Mercedes technisch irgendwas kaputt.
Felipe Massa zeigte sich im verbesserten Ferrari gut erholt und konnte zum ersten Mal in dieser Saison mit Fernando Alonso mithalten. Je weicher die Reifen und je besser das Auto, desto eher kommt Massa an seine Normalform heran. Er hat dem Druck aus den eigenen Reihen definitiv standgehalten.
Im Titelkampf lässt sich auch nach diesem Rennen überhaupt keine Tendenz ablesen. Jetzt haben wir sechs Sieger in sechs Rennen. Eine Titelprognose ist entsprechend unmöglich.