Michael Schumacher ringt zu Beginn des neuen Jahres weiter mit dem Tod - doch es gibt Hoffnung. Der Zustand des Formel-1-Rekordweltmeisters ist unverändert kritisch, wie seine Managerin Sabine Kehm am Mittwoch mitteilte, aber immerhin seit einer zweiten Operation am Montagabend leicht verbessert und nun stabil.
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"Dies ist eine gute Nachricht für den Moment, aber nur für den Moment, weil seine Verletzungen sehr schwer sind", sagte Kehm am Mittwochmittag während einer teilweise chaotisch verlaufenen Fragerunde vor einer Hundertschaft Journalisten am Eingang der Universitätsklinik in Grenoble.
Erste Besserung am Dienstag
Vor Schumachers 45. Geburtstag am Freitag wagte Kehm ausdrücklich keine Prognose, zu unkalkulierbar ist weiterhin der Zustand des Ex-Rennfahrers. Am Montagabend war er ein zweites Mal operiert worden, dabei entfernten die Ärzte eines von zahlreichen Hämatomen aus seinem Kopf. In einer Pressekonferenz am Dienstag bezeichneten die Mediziner den Zustand Schumachers als leicht verbessert. Er befinde sich aber weiter in Lebensgefahr.
"Wir wollen diese Schlacht gewinnen - eine schwere Schlacht, die noch lange nicht gewonnen ist", sagte Gerard Saillant, Mediziner und Vertrauter Schumachers, während einer Pressekonferenz in der Klinik am Dienstagmittag: "Aber wir sind ein wenig optimistischer als gestern."
Freunde und Familie anwesend
Am Neujahrstag stellte sich Kehm den Journalisten alleine. Sie musste vor mehr als 100 Berichterstattern gebetsmühlenartig die immer selben Fragen beantworten. Die Managerin erklärte, dass Schumachers Familie weiterhin vor Ort sei und es ihr "weiterhin nicht besonders gut" ginge.
Zahlreiche Freunde Schumachers seien seit Sonntag nach Grenoble gereist. "Sie alle sind gekommen, um Michael zu unterstützen, weil sie enge Freunde sind", sagte Kehm: "Es ist immer jemand bei ihm." Namen wollte sie nicht nennen. Am Silvester-Tag war unter anderem Jean Todt, Präsident des Motorsport-Weltverbandes FIA, bei Schumacher zu Besuch.
Sperre für Journalisten?
Luca Badoer, einst Weggefährte von Schumacher bei Ferrari, wurde beim Verlassen der Klinik am Dienstagabend von zahlreichen Kamerateams regelrecht bedrängt. Unabhängig von einem besonders abscheulichen Vorgang - ein als Priester verkleideter Journalist hatte versucht, sich Zugang zu Schumachers Krankenzimmer zu verschaffen - erwägt die Klinikleitung offenbar Maßnahmen gegen die Berichterstatter vor Ort.
Nach Kehms Angaben sollen die Journalisten möglicherweise vom Krankenhaus-Areal verbannt werden, weil wichtige Arbeitsabläufe behindert worden seien. Unter anderem soll bereits mehrfach die Einfahrt zur Notaufnahme blockiert worden sein.
"Viel zu früh für Aufweckvorgang"
Am 1. Januar blieb die substanzielle Aussage über Schumachers Gesundheitszustand die, die bereits seine behandelnden Ärzte tags zuvor getroffen hatten. Der Eingriff am späten Montagabend, bei dem ein großes Hämatom abgeleitet wurde, sei gut verlaufen, die Situation nun vorerst besser unter Kontrolle.
"Es kann sich aber jederzeit ändern, zum Guten und zum Schlechten", sagte Saillant. Die Möglichkeit zu dem zweiten Eingriff habe sich kurzfristig ergeben, als ein Scan am Montagnachmittag eine Verbesserung des Zustands zeigte. Diese Chance ergriffen die Mediziner. Gegen 22.00 Uhr wurde mit der zweistündigen Operation begonnen.
Prognosen wollte auch Francois Payen, Chefarzt der Intensivstation, wie schon am Vortag nicht abgeben: "Er ist nicht außer Gefahr, aber wir haben mehr Zeit gewonnen für weitere Schritte. Auch die nächsten Stunden sind entscheidend", sagte der Mediziner: "Ich kann nicht so weit gehen, zu sagen, dass er außer Lebensgefahr ist." Schumacher werde weiter im künstlichen Koma gehalten: "Es ist viel zu früh, von einem Aufweckvorgang zu sprechen." Kehm blockte am Mittwoch Fragen nach einer möglichen Verlegung Schumachers in ein anderes Krankenhaus ab.
Zahlreiche Genesungswünsche
Wie die Informationspolitik in Grenoble fortgesetzt wird, ist offen. Kehm erklärte, Pressekonferenzen der Ärzte werde es nur bei neuen Sachständen geben. Auch sie werde sich nicht regelmäßig der Presse stellen.
Derweil hielt auch am Neujahrstag die Flut an Genesungswünschen aus aller Welt an, unter anderem meldete sich FIFA-Boss Sepp Blatter via "Twitter" zu Wort. Und noch immer sind Schumachers Wegbegleiter fassungslos. Helfen könne Schumacher jetzt allein "der liebe Gott", sagte Niki Lauda im Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit": "Er entscheidet Dinge, die wir nicht verstehen können. Ich kann mir in meiner Logik nicht erklären, warum Michael nicht als Rennfahrer verunglückte, sondern beim Skifahren mit seinem Sohn und Freunden."
Michael Schumacher im Steckbrief