"Ich will Rennen gewinnen, dafür haben wir das richtige Auto", sagte Vettel vor dem dem Grand Prix am Sonntag (20.00 Uhr). Obwohl der 29-Jährige nach sechs WM-Läufen bereits 25 Punkte Vorsprung auf Hamilton im Mercedes hat, interessiert sich der Heppenheimer (noch) nicht für den Gesamtstand: "Der Auftakt war sehr gut, aber das Jahr ist sehr lang, da kann noch viel passieren."
Natürlich läuft auch auf dem Hochgeschwindigkeitskurs auf der malerischen Ile Notre-Dame im St.-Lorenz-Strom wieder alles auf ein Duell zwischen den Mehrfach-Weltmeistern Vettel und Hamilton hinaus. "Wir haben gesehen, dass Ferrari am schnellsten ist - sie sind die Favoriten", meinte Hamilton: "Wir arbeiten aber sehr hart daran, an diesem Wochenende wieder angreifen zu können."
Und Hamilton ließ zum Auftakt gleich die Muskeln spielen. In 1:13,809 Minuten setzte er im ersten freien Training auf Anhieb die Bestzeit und verdrängte Vettel (1:14,007) mit knapp zwei Zehntelsekunden Vorsprung auf Rang zwei.
Nach seinem siebten Platz in Monaco will Hamilton wieder an die Spitze, Montréal scheint der perfekte Ort dafür zu sein. Fünfmal, so oft wie nirgendwo sonst, siegte der 32 Jahre alte Brite schon im Bundesstaat Quebec. Einzig Michael Schumacher hat vor dem 50. Jubiläum der Formel 1 in Kanada auf dem Circuit Gilles Villeneuve noch mehr Erfolge aufzuweisen (7).
Das Zeugnis der Formel-1-Rookies
Während Konstrukteurs-Weltmeister Mercedes nach drei Jahren der Dominanz mit ungewohnten technischen Schwierigkeiten kämpft, herrscht in Italien Euphorie. "Jeder in der Fabrik ist sehr glücklich, nachdem es längere Zeit ein bisschen durchwachsen war", sagte Vettel: "Es ist schön, dass es richtig gut läuft. Das spürt man rundherum - nicht nur in Maranello, sondern in ganz Italien."
Vettel bremst die Erwartungen trotzdem lieber, denn der 45-malige Grand-Prix-Sieger weiß nur zu gut, wie vergänglich der Erfolg ist. "Wir haben das bisher sehr gut gemacht, aber es gibt keine Garantie, dass die nächsten Rennen auch so laufen", sagte Vettel. Entscheidend sei es, dauerhaft mit den Silberpfeilen auf Augenhöhe zu sein.
Es scheint, als würde das endlich wieder gelingen, nachdem Ferrari im Vorjahr keinen einzigen Sieg eingefahren hatte. Der Bolide arbeitet zuverlässig, Vettel wirkt zufrieden wie lange nicht. "Das Auto scheint dieses Jahr überall schnell zu sein. Es wäre gut, wenn es hier auch wieder klappt", sagte Vettel.
Erst einmal (2013) konnte er in Kanada siegen - und das ärgert den Perfektionisten. "Es ist ein schöner Ort, aber rückblickend hätte ich hier vielleicht öfter gewinnen müssen. Ich mag die Strecke und die Atmosphäre", sagte Vettel, der in Kanada traditionell von vielen Ferrari-Fans unterstützt wird.
Ob ihm die Tifosi auch im kommenden Jahr zujubeln, bleibt offen. Noch will sich Vettel nicht mit einer Verlängerung seines am Saisonende auslaufenden Vertrages beschäftigen. "Es war gar nicht die Ruhe und die Zeit, sich darüber zu unterhalten. Die ganze Truppe in Maranello ist drauf und dran, das Momentum zu erhalten, und das ist unser Hauptziel", sagte Vettel.