An jedem Rennwochenende fallen Wörter, die viele Zuschauer mit einem Fragezeichen zurücklassen. Unten stehend findet sich eine alphabetisch geordnete Liste von Begriffen, die das Verfolgen des nächsten Formel-1-Rennens leichter machen sollte.
107-Prozent-Regel
Damit das Formel-1-Feld zumindest ungefähr auf einem Niveau fährt und ein Team oder Fahrer nicht gänzlich fehl am Platz ist, wurde 1996 bzw. 2011 die 107-Prozent-Regel (wieder-)eingeführt. Danach ist ein Fahrer nur zum Rennen zugelassen, wenn er für seine schnellste Rundenzeit im ersten Qualifying-Segment nicht mehr als 107 Prozent der Top-Zeit benötigt.
Sollte er die Zielvorgabe am Samstag nicht erreichen, obliegt es damit der Rennleitung, den entsprechenden Fahrer vom Rennen am Sonntag auszuschließen. In der jüngeren Vergangenheit gab es jedoch zahlreiche Ausnahmeregelungen, die Piloten trotz Verfehlen der 107-Prozent-Marke die Teilnahme am Rennen ermöglicht haben - zum Beispiel, wenn bereits im Freitagstraining oder an vergangenen Rennwochenenden ein ausreichendes Tempo unter Beweis gestellt wurde. Damit entgeht die Formel 1 dem Fiasko, dass Top-Fahrer nicht am Rennen teilnehmen können, nur weil sie samstags keine Zeit gefahren sind.
Tatsächlich an der Qualifikation gescheitert sind seit 2011 drei Fahrer:
- Vitantonio Liuzzi (HRT - Australien-GP 2011)
- Narain Karthikeyan (HRT - Australien-GP 2011 und 2012)
- Pedro de la Rosa (HRT - Australien-GP 2012)
Blasenbildung (Blistering)
Durch das Fahren am Limit heizen die Reifen stark auf. Geht dieser Prozess zu weit, entstehen Blasen, die platzen und die Lauffläche des Gummis beschädigen können. Das Auto hat weniger Grip, die Rundenzeiten steigen. Blistering, wie der Prozess im Formel-1-Jargon heißt, kommt häufig vor, wobei manche Teams mehr und manche weniger Probleme damit haben. Im Zweifelsfall muss der Reifensatz gewechselt werden.
DRS (Drag Reduction System)
Seit 2011 gibt es das Drag Reduction System, kurz DRS, in der Formel 1. Fährt ein Pilot an vorher festgelegten Messpunkten innerhalb einer Sekunde hinter seinem Vordermann, so kann er anschließend in einem bestimmten Bereich der Strecke seinen Heckflügel aufklappen. Dadurch wird der Luftwiderstand verringert, die Höchstgeschwindigkeit steigt und das Überholen wird erleichtert. Das DRS ist meist auf zwei Geraden einer Strecke und damit über mehrere hundert Meter verfügbar.
Befindet sich ein Fahrer im "DRS-Fenster", also innerhalb einer Sekunde zum Vordermann, bekommt er ein Tonsignal auf sein Ohr. Fährt er dann über die DRS-Linie, drückt er eine Taste auf seinem Lenkrad und der Flügel öffnet sich. Drückt der Pilot die Bremse, schließt der Flügel automatisch.
Weil man mit dem DRS je nach Strecke und Fahrzeug zwischen zehn und 20 km/h schneller ist, weichen die wirklichen Überholmanöver häufig dem schlichten Vorbeifahren, was in der Vergangenheit zu viel Kritik geführt hat.
Einführungsrunde/Formationsrunde
Bevor das Rennen wirklich startet, fahren alle Piloten eine sogenannte Einführungsrunde. In dieser proben sie ein letztes Mal den Startablauf und versuchen, ihr Fahrzeug endgültig aufs Rennen vorzubereiten. Das bedeutet unter anderem: Die Reifen aufwärmen und letzte Informationen mit dem Renningenieur austauschen.
In der Formationsrunde bestimmt der Führende das Tempo, wobei nicht überholt werden darf. Sollte sich ein Fahrer beispielsweise drehen und dadurch von anderen zwangsläufig überholt werden, darf er an seine ursprüngliche Position zurück, solange der Letzte des Feldes noch nicht vorbei ist.
Sollte das Rennen zunächst hinter dem Safety Car gestartet werden, zählt die Formationsrunde als Rennrunde. Dies ist sonst nicht der Fall.
Flaggen in der Formel 1
Je nach Situation werden in der Formel 1 verschiedene Flaggen geschwenkt:
Flagge | Bedeutung |
Gelb | Gefahr - langsamer fahren, nicht überholen |
Grün | Gefahr vorbei - das Rennen ist wieder frei |
Blau | Der zu überrundende Fahrer muss dem schnelleren Platz machen |
Weiß | Langsames Fahrzeug auf der Strecke |
Rot | Rennabbruch |
Schwarz mit organenem Kreis in der Mitte | Pilot muss am Ende der Runde wegen eines technischen und gefährlichen Problems in die Box |
Weiß-Schwarz | Letzte Verwarnung bei unsportlichem Verhalten |
Schwarz | Disqualifikation |
Gelb-Rot gestreift | Rutschgefahr (bei Regen oder ausgelaufenem Öl) |
Schwarz-Weiß kariert | Ziel erreicht |
Fliegende Runde
Als fliegende Runde wird jene Runde bezeichnet, bei der ein Fahrer - zum Beispiel im Qualifying - einen kompletten Umlauf bestreitet, also nicht gerade aus der Box kommt oder in diese hineinfährt, und dabei meist volles Tempo geht. Die fliegende Runde steht damit im Gegensatz zur In- oder Outlap (s.u.).
Halo
Um die Sicherheit weiter zu erhöhen und die Fahrer etwa vor herumfliegenden Gegenständen zu schützen, hat die FIA 2018 das Halo-System eingeführt. Der Cockpitschutz besteht aus Titan und ist in Form eines Ringes um den Kopf des Piloten am Chassis angebracht und an drei Punkten fixiert. Wegen seines Aussehens bekam das System den Namen "Heiligenschein".
Laut FIA erhöht der 14 Kilogramm schwere Bügel die Überlebenschance der Piloten um 17 Prozent. Trotzdem gab es wegen der Optik sowohl von Fahrer- als auch von Fan-Seite viel Kritik an der Einführung.
Ideallinie
Als Ideallinie wird diejenige imaginäre Linie auf der Strecke bezeichnet, die ein schnellstmögliches Umfahren des Kurses ermöglicht. Grundsätzlich gilt dabei, dass eine Kurve außen angefahren wird, um den Scheitelpunkt im Kurveninneren perfekt zu treffen und gleichzeitig beim Kurvenausgang früh aufs Gas gehen zu können.
Inlap/Outlap
Verlässt ein Fahrer die Boxengasse, so ist die anschließende Runde die sogenannte Outlap. Wird die Box angesteuert, so gilt die jeweilige Runde entsprechend als Inlap.
Im Rennen haben In- und Outlap eine große Bedeutung. Weil viele Duelle über die Boxenstrategie entschieden werden, können direkt vor und nach dem Reifenwechsel entscheidende Zehntelsekunden und damit womöglich Positionen gewonnen werden.
Intermediates
Neben sieben Trockenmischungen und den Vollregenreifen bietet Reifenhersteller Pirelli Intermediates an. Diese haben Profil, verdrängen aber weniger Wasser als Vollregenreifen und sind damit ideal für Mischverhältnisse.
MGU-H und MGU-K
Die MGU-H ist seit der Einführung von Hyrbrid-Motoren im Jahr 2014 Teil eines Formel-1-Antriebs. Die "Motor Generator United - Heat" ist ein mit dem Turbolader verbundener Elektromotor, mit dem die bis dato ungenutzte Energie der Abgase in elektrische Energie umgewandelt wird.
Die MGU-K wandelt die beim Bremsen gewonnene Wärme um und gibt sie beim Beschleunigen in Richtung Kurbelwelle ab. Darüber hinaus verarbeitet sie den abgegebenen Strom der MGU-H, sodass insgesamt 160 zusätzliche PS generiert werden.
Overcut
Versucht ein Fahrer mit einem Overcut an einem Konkurrenten vorbeizukommen, bedeutet das, dass er bewusst später als sein Vordermann zum Reifenwechsel kommt, um entweder dem Verkehr zu entgehen oder gegen Ende des Stints frischere Pneus zu haben. Im Gegensatz zum Overcut steht der Undercut (s.u.)
Pole Position
Als "Pole Position" wird Startplatz eins bezeichnet, welcher im Qualifying ausgefahren wird. Geht ein Team von den Positionen eins und zwei ins Rennen, wird oft auch von einer "Doppel-Pole" gesprochen.
Punktesystem
Das aktuelle Punktesystem belohnt die ersten zehn Fahrer, die die Zielflagge sehen. Alle anderen gehen leer aus.
Platz | Punkte |
1. | 25 |
2. | 18 |
3. | 15 |
4. | 12 |
5. | 10 |
6. | 8 |
7. | 6 |
8. | 4 |
9. | 2 |
10. | 1 |
Sollte ein Rennen abgebrochen werden, obwohl noch nicht 75 Prozent der Renndistanz absolviert sind, erhalten die Top 10 halbe Punkte. Kommt es bereits nach maximal zwei Runden zum Rennabbruch, werden keine Punkte vergeben.
Qualifying (Q1 / Q2 / Q3)
Im Qualifying werden die Startplätze für das Rennen ausgefahren. Wer hier also die schnellste Zeit fährt, darf am Sonntag von der Pole Position starten.
In der Vergangenheit wurden verschiedene Qualifying-Modi gefahren. Mal hatte jeder Pilot in einer Stunde zwölf Runden zur Verfügung, um seine Quali-Zeit zu setzen, mal hatte man nur einen Versuch. Seit 2006 wird der aktuelle Modus ausgetragen, in dem es insgesamt drei Segmente gibt: Q1, Q2 und Q3.
Im ersten Teil fahren alle Piloten mit, wobei die langsamsten fünf ausscheiden und in der gefahrenen Reihenfolge ins Rennen starten. In Q2 fahren dann die verbliebenen 15 Piloten, wobei erneut die nun fünf langsamsten ausscheiden, sodass in Q3 die Top 10 ausgefahren werden. Q1 dauert 18 Minuten, Q2 15 Minuten und Q3 zwölf Minuten.
Reifenmischungen
Um den Ansprüchen verschiedener Strecken(-bedingungen), Temperaturen und Wochenend-Sessions zu genügen, gibt es verschiedene Reifenmischungen. Man spricht von weicheren und härten Pneus.
Weichere Mischungen werden von Pirelli bei engen, langsameren Kursen bevorzugt. Härtere Mischungen werden bei besonders reifenfordernden Strecken ausgewählt. Grundsätzlich gilt: Je weicher der Reifen, desto schneller ist er auf Temperatur zu bringen und eignet sich daher für eine schnelle Runde im Qualifiyng besser. Allerdings baut dieser Reifen auch schneller ab, wodurch ein härterer Reifen meist im Rennen präferiert wird.
Mischungen für trockene Strecke | Mischungen für feuchte/nasse Strecke |
Hypersoft | Intermediates |
Ultrasoft | Vollregen |
Supersoft | |
Soft | |
Medium | |
Hard | |
Superhard |
Restart
Wird ein Rennen abgebrochen, so wird die Neuaufname des Geschehens allgemein als Restart bezeichnet. Der Restart kann sowohl stehend als auch fliegend hinter dem Safety Car ausgeführt werden.
(Virtual) Safety Car
Das Safety Car wird während des Rennens auf die Strecke gerufen, wenn diese (zum Beispiel nach einem Unfall) von Hindernissen befreit werden muss und dabei ein normaler Rennbetrieb nicht möglich ist. Das Feld ordnet sich dann der Reihe nach hinter dem Safety Car auf, wobei mit reduzierter Geschwindigkeit gefahren wird und überholen verboten ist. Wie lange das Safety Car das Rennen neutralisiert, obliegt der Rennleitung.
Das Virtual Safety Car (VSC) wird eingesetzt, wenn das Geschehen zum Beispiel wegen eines liegen gebliebenen Fahrzeugs verlangsamt werden soll, ohne dass das "echte" Safety Car vonnöten ist. Die Fahrer bekommen das VSC an den Anzeigetafeln und via Funk mitgeteilt. Auch hier herrscht Überholverbot, darüber hinaus darf die Rundenzeit nicht schneller als 130 Prozent einer normalen Rennrunde sein. Ob sich die Fahrer im erlaubten Delta bewegen, wird in mehreren kleinen Sektoren rund um den Kurs gemessen.
Safety-Car-Linie
Die Safety-Car-Linie befindet sich am Ende einer Strecke (meist wenige hunderte Meter vor der Start-Ziel-Linie). Bei einem Restart darf ab hier wieder überholt werden.
Übersteuern/Untersteuern
Untersteuert ein Fahrzeug, dann schiebt es über die Vorderachse. Das wiederum bedeutet, dass das Auto weniger stark in die Kurve fährt als der Fahrer einlenkt. Dadurch fährt man eine weitere Linie und kann später aufs Gas gehen. Grund für Untersteuern kann unter anderem ein zu flach eingestellter Frontflügel oder mangelnder Reifengrip sein.
Beim Übersteuern passiert im Grunde genau das Gegenteil. Das Heck schiebt zu schnell an, sodass das Auto hinten ausbrechen will. Hier ist die Gefahr eines Drehers groß, der Fahrer muss also besonders vorsichtig Gas geben.
Die richtige Balance zwischen Unter- und Übersteuern zu finden, ist eine der Kniffs im Motorsport. Grundsätzlich ist Formel-1-Piloten ein übersteuerndes Auto aber lieber, da sie hier mehr Kontrolle beim Fahren haben. Michael Schumacher beispielsweise ließ seine Boliden bewusst übersteuern, um sie so besser um die Kurven zu werfen.
Undercut
Versucht ein Fahrer mit einem Undercut an einem Konkurrenten vorbeizukommen, bedeutet das, dass er bewusst früher als sein Vordermann zum Reifenwechsel kommt, um mit frischen Gummis dann die entscheidenden Meter gut zu machen.