Formel 1 - Driver-Ranking zum Russland-GP: Zum Geburtstag einen Höhen(p)flug

Dominik Geißler
01. Oktober 201818:10
Max Verstappen zeigte ein starkes Rennen beim Russland-GP.getty
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Nach jedem Grand Prix der Formel 1 bewertet SPOX die Leistungen der Fahrer am vergangenen Wochenende. Teil 16 der Saison 2018: der Große Preis von Russland. Max Verstappen und Valtteri Bottas machen alles richtig, Lewis Hamilton und Sebastian Vettel fahren auf Augenhöhe. Und: Rookie Charles Leclerc überzeugt auf einer fremden Strecke.

Platz 10, Nico Hülkenberg:

Das Qualifying wurde im zweiten Segment zur Farce. Weder die beiden Red Bulls noch Pierre Gasly oder die zwei Renault-Piloten traten in Q2 für eine Zeitnahme an. Während die RB-Familie ihre Motoren wechselte, schonten Nico Hülkenberg und Carlos Sainz Junior lieber Reifen, als in die Top 10 einzuziehen.

Hülks Quali-Leistung kann man hier also nicht aufführen, sein Auftritt im Rennen war aber solide. Obwohl er keine Zähler mit nach Hause nahm, kann man dem 31-Jährigen nichts Gravierendes ankreiden. Durch die alternative Strategie mit Soft-Reifen am Start blieb er länger als das restliche Mittelfeld auf der Strecke und rutschte so auf den siebten Platz vor. Dass er sich nach seinem Stopp nicht zurück nach vorne kämpfen konnte, lag am schwächelnden Renault. Dass Hülkenberg in vielen Phasen des Rennens außerdem zum Benzinsparen gezwungen war, half ebenfalls nicht.

Platz 9, Sergio Perez:

Nach dem Crash-Desaster vom Singapur-GP gelang beiden Racing-Point-Fahrern der Einzug in die Punkte. Halleluja, wird Boss Otmar Szafnauer froh sein!

Sergio Perez fuhr dabei lange Zeit ganz brav hinter Teamkollege Esteban Ocon. Als dieser nicht an Kevin Magnussen vorbei kam, forderte Perez einen Platztausch. Sein Wunsch wurde erfüllt, doch machte es der Mexikaner anschließend besser? Nein. Auch er scheiterte an der dänischen Blockade und gab sein Plätzchen anschließend wieder wie vereinbart an Ocon ab. Fairplay.

Platz 8, Kimi Räikkönen:

Wir halten es ganz im Sinne des Schweigers von Espoo und halten uns kurz: Kimi Räikkönen fuhr ein passables Rennen, ohne Höhepunkte, ohne Tiefpunkte. Mit dem Tempo von Sebastian Vettel konnte er nicht mitgehen, mehr als ein vierter Platz war für ihn somit nicht drin. Ärgerlich sein Fehler im letzten Quali-Lauf, der ihn womöglich Startplatz drei kostete.

Platz 7, Esteban Ocon:

Ocons Tempo war dem von Perez relativ ähnlich - nur ein bisschen höher. Am Samstag nahm er seinem Stallgefährten 0,150 Sekunden und damit zwei Positionen ab, am Sonntag fuhren beide Piloten auf Augenhöhe.

Der Force India lief dabei eigentlich besser, als es ein neunter und zehnter Platz vermuten lassen, doch auf dem Sotschi-Kurs ist Überholen in etwa so einfach wie Ehrengast Wladimir Putin bei einem Formel-1-Rennen zum Strahlen zu bringen: praktisch unmöglich. Entsprechend biss sich Ocon vergeblich die Zähne an Magnussen aus.

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Platz 6, Kevin Magnussen:

Die Strecke half dem Haas-Fahrer beim Verteidigen, keine Frage. Dennoch machte Magnussen seinen Job sehr gut, indem er trotz des Dauerdrucks der rosa Armee hinter ihm fehlerlos blieb und damit keine Angriffsfläche bot.

Dass er seinen formidablen fünften Startplatz nicht hielt, darf man dem Dänen nicht vorwerfen. Der Rennspeed des Haas war nur bedingt vorhanden, also machte Magnussen mit seinem Ergebnis das Beste daraus. Und Romain Grosjean ließ er diesmal deutlich hinter sich.

Platz 5, Lewis Hamilton:

Selten jubelte Lewis Hamilton so bescheiden wie nach diesem Rennen. Er wirkte demütig und Bottas gegenüber mitleidsvoll - weil er wusste, dass er diesen 70. Sieg seiner Karriere eigentlich nicht verdient hatte. Er profitierte von der Team-Order, anderenfalls hätte er keine Chance auf die 25 WM-Punkte gehabt.

Aber der Reihe nach. Im Qualifying patzte Hamilton im finalen Lauf nach einem hervorragenden ersten Sektor und machte sich damit alle Pole-Hoffnungen zunichte. Manch einer munkelte, dass dieser kleine Fehler nicht ganz zufällig war und der Brite ohnehin vom zweiten Platz aus starten wollte, um bei der Anfahrt auf die erste Kurve den Windschatten seines Stallgefährten zu genießen.

So oder so: Hamiltons Plan ging nicht auf. Er blieb hinter Bottas und musste sich anschließend mit Vettel herumschlagen. Immerhin brillierte der WM-Leader hier mit seiner Aggressivität beim Überholen.

Platz 4, Sebastian Vettel:

Die WM scheint gelaufen. Dass der Abstand zu Hamilton abermals größer wurde, lag an diesem Wochenende jedoch nicht an Vettel. Der Heppenheimer fuhr eine solide Qualifikation, in der er gegen Kreise ziehende Mercedes das Maximum herausholte, und lieferte tags darauf ein fehlerfreies Rennen ab.

Als es in Sachen Boxenstopps heiß wurde, brannte Vettel eine bockstarke Outlap ab, die ihn zum Erstaunen seines ärgsten Konkurrent ins Silber-Sandwich brachte. Allerdings nur für eine Runde, denn im Duell mit Hamilton kämpfte er mit stumpfen Waffen - zunächst noch etwas überhart, aber erfolgreich beim Anbremsen nach der Start-Ziel-Geraden, ein paar Sekunden später etwas zu harmlos bei der am Ende missglückten Verteidigung.

Platz 3, Charles Leclerc:

Fernab vom Duell um die Spitze trumpfte der Rookie wieder mal still und leise auf. Überragend dabei: sein Überholmanöver gegen Magnussen. Außen um Kurve drei herum zog sich Charles Leclerc erst neben, dann vor den Haas-Piloten. Seine Attacke setzte er mit einer Routine um, die wahrlich verblüffend für jemanden ist, der zum ersten Mal überhaupt auf dem Sochi Autodrom Rennen fuhr. Mit einer tadellosen Leistung mauserte sich Leclerc so zum "Best of the Rest".

Platz 2, Max Verstappen:

Würden wir im Driver-Ranking zwei erste Plätze vergeben, Max Verstappen wäre ganz oben gestanden. Im Unterschied zu Bottas (s. unten) konnte er wegen eines Motorenwechsels allerdings nicht im Qualifying glänzen und keinen Teamkollegen wie Hamilton schlagen. Zwei Kleinigkeiten, die bei zwei perfekten Fahrten den Ausschlag geben.

Nun aber zu Verstappens Höhenflug, den Hülkenberg am Funk perfekt zusammenfasste: "Wie zum Teufel ist das passiert?", fragte der Emmericher verwundert, als er den plötzlich führenden Red Bull beim Überrunden vorbeiließ. Zur Erinnerung: Verstappen startete vom vorletzten Platz.

Der Niederländer, der am Sonntag seinen 21. Geburtstag feierte, baute seinen Renault-angetriebenen Schlitten dabei offenbar zu einem mindestens vierscharigen Pflug um. Anders ist seine rasante Hetzjagd durchs Feld eigentlich nicht zu erklären. Innerhalb von drei Runden sprang Verstappen von 19 auf neun, wenige Umläufe später war er schon Fünfter.

Doch der Husarenritt ging noch weiter. Als Mercedes und Ferrari gen Box abbogen, übernahm Super Max die Spitze - und behielt diese bis zu seinem Reifenwechsel in der 43. Runde. Hätte Red Bull nicht umgebaut, Verstappen wäre an diesem Wochenende ein ernstzunehmender Sieganwärter gehabt.

Platz 1, Valtteri Bottas:

"Let Lewis pass for the championship!" - Mercedes sorgte mit seiner Team-Order nicht nur für den großen Aufreger in einem semi-spektakulären Rennen, sondern machte den Sonntag für Bottas zum wohl bittersten Tag des Jahres. Anders als vor dem Start abgesprochen, durfte der Finne das Rennen nicht in Führung liegend zu Ende fahren, sondern musste sich mit dem schlimmsten zweiten Platz seiner Karriere begnügen.

Eigentlich war Bottas nämlich der schnellste Mann des Wochenendes. Warum genau, wird er wohl selbst nicht wissen, aber das Sochi Autodrom scheint für den 29-Jährigen so maßgeschneidert zu sein wie sein silberweißer Rennoverall. Nirgends ist er so dominant wie auf dem Olympia-Kurs.

Im Qualifying behielt er die Nerven und sicherte sich mit einer Top-Leistung die Pole. Und im Rennen? Machte er alles richtig, was man richtig machen kann. Er gewann den Start, schenkte Hamilton dabei aber trotzdem den nötigen Windschatten. Später diktierte er das Tempo und wurde erst vom Kommandostand entscheidend eingebremst.

So stimmten die User ab:

Auch bei den Usern hat sich Valtteri Bottas den ersten Platz verdient, 40 Prozent der Stimmen und damit die relative Mehrheit gingen an den Mercedes-Piloten. Max Verstappen folgt mit 29 Prozent der Votes, abgeschlagen dahinter stehen Sebastian Vettel und Lewis Hamilton.