"Im Nachhinein und von außen ist es immer einfach zu sagen, dass das falsch war. Wir sind davon ausgegangen, dass die Strecke nass ist", sagte Vettel am RTL-Mikrofon: "Hätte der Regen etwas früher eingesetzt, dann wären wir die Helden gewesen. Jetzt nicht so sehr. Mit Frust hat das nichts zu tun. Aber wenn's läuft, dann läuft's."
Und Vettel weiter: "Ich gebe keinem die Schuld dafür. Wenn überhaupt war es mein Fehler. Wir waren die Einzigen, die dumm ausgesehen haben. Aber es war unsere Entscheidung, als Team. Es lief halt nicht für uns. Wir müssen verstehen warum und was die anderen besser gemacht haben."
Der Heppenheimer, der vor dem fünftletzten Saisonrennen (Sonntag, 7.10 Uhr im Liveticker) satte 50 WM-Punkte hinter dem Briten Hamilton liegt, wurde zum Opfer einer katastrophalen Entscheidung des Ferrari-Kommandostandes: Der schickte Vettel und auch den letztlich viertplatzierten Kimi Räikkönen mit Intermediate-Reifen auf eine so gut wie trockene Strecke.
"Es ist ziemlich trocken. Ich komme direkt wieder rein", funkte Vettel schon nach wenigen Kurven. Während die Konkurrenz parallel mit Trockenreifen Top-Zeiten fuhr, verschenkten die Scuderia-Piloten wertvolle Minuten. Als die roten Renner dann endlich Trockenpneus aufgezogen hatten, begann es tatsächlich zu regnen. Vettel schwamm nur so über seine erklärte Lieblingsstrecke, während Hamilton im Gefühl der sicheren Pole frühzeitig sein Tagwerk beenden konnte. Weil Esteban Ocon nachträglich bestraft wurde, macht Vettel aber zumindest einen Platz gut.
"Wir haben die richtige Entscheidung als Team getroffen, wie man am Ergebnis sieht. Aber ich wusste vorher auch nicht, ob es trocken genug war. Toll, dass es so gut geklappt hat", freute sich Hamilton über die 80. Pole Position seiner Formel-1-Karriere und die achte der Saison.
Nico Hülkenberg scheidet früh
Auch für den zweiten Deutschen lief es am Samstag schlecht. Nico Hülkenberg musste sich mit dem unbefriedigenden 16. Startplatz begnügen, nachdem er im Abschlusstraining mit seinem Renault böse abgeflogen war.
Für Positivschlagzeilen sorgten andere: Beim Honda-Heimspiel schafften es die beiden Toro Rosso in die Top Ten. Mit einer neuen Ausbaustufe des japanischen Motors, der auf einen Schlag 40 PS mehr Leistung haben soll, holte sich der Neuseeländer Brendon Hartley den sechsten Platz, der Franzose Pierre Gasly startet direkt dahinter von Rang sieben.
Die Strecke war zu Beginn des Qualifyings ein wenig nass. Vettel drehte sich in der Haarnadelkurve, Sekunden später verlor der Schwede Marcus Ericsson die Kontrolle über seinen Sauber und landete in der Mauer.
Im zweiten Abschnitt legten die Mercedes ihre Karten offen: Mit einer härteren Reifenmischung als die beiden Ferrari-Piloten fuhren Hamilton und Bottas bei trockenen Bedingungen ihre Bestzeiten im Q2. Kurz darauf setzte erneuter Regen ein. Allerdings war dieser nicht so stark wie Ferrari vermutete - die Scuderia bezahlte diesen Fehler teuer.
Mit dem Wetter in Suzuka hatte die Formel 1 aber unter dem Strich Glück im Unglück: Taifun "Kong Rey", der zunächst auf den Südinseln Nippons gewütet hatte, drehte Richtung koreanische Halbinsel ab. Die Strecke war zu jeder Zeit gut befahrbar. Für das Rennen am Sonntag werden stabile Bedingungen bei Sonnenschein und Temperaturen um 30 Grad erwartet.