Valtteri Bottas hat den Großen Preis von Aserbaidschan gewonnen. Der Mercedes-Pilot verdrängte Teamkollege Lewis Hamilton und Ferraris Sebastian Vettel auf die Plätze zwei und drei. Für die Silberpfeile war es der vierte Doppelsieg im vierten Rennen der aktuellen Formel-1-Saison - Rekord.
"So eine Bestmarke zu schlagen, ist Wahnsinn, da muss man sich mal zwicken", frohlockte Motorsportchef Toto Wolff anschließend bei RTL. Und Bottas sprach angesprochen auf die historische Leistung seines Teams von einem "surrealen" Erlebnis.
Den Grundstein für den Erfolg legte der Finne am Start, bei dem er die Führung gegen Hamilton behauptete. Anschließend hielt er die Konkurrenz auf Abstand und musste Platz eins nur zwischenzeitlich an Charles Leclerc abgeben, weil dieser aufgrund einer alternativen Strategie später zum Boxenstopp kam.
Leclerc hielt seinen Ferrari zuvor lange in Front, wurde aber mit zunehmender Renndauer immer weiter von Mercedes eingeholt. Knapp 20 Runden vor Ende war es dann soweit: Erst überholte Bottas den Monegassen, dann packte Hamilton mit einem konsequenten Manöver zu.
Vettel, der wenig später auch an seinem Stallgefährten vorbei ging, hielt sich das ganze Rennen über zurück. Zwar hatte er Hamilton und Bottas die meiste Zeit im Blickfeld, ein Angriff war ob des Abstandes aber nicht möglich. "Der erste Stint war sehr schwach, ich hatte Probleme mit den Reifentemperaturen und in dieser Phase kein Vertrauen ins Auto", klagte der Heppenheimer über den erneut schwachen Auftritt. Erst im zweiten Rennabschnitt habe er sich wohler gefühlt und mit Mercedes mithalten können.
Über die Erfolge des großen Rivalen sagte er: "Frustriert bin ich nicht, aber natürlich waren die letzten vier Jahre jetzt nicht der Hit. Man muss Mercedes aber für seine Leistung respektieren."
Hinter Vettel beendete Max Verstappen (Red Bull) das Rennen als Vierter vor Leclerc, der nach seinem ersten Reifenwechsel nicht mehr auf Touren kam. Dank frischer Pneus holte er sich aber immerhin noch die schnellste Rennrunde und damit einen zusätzlichen WM-Punkt.
Die Top 10 komplettierten Sergio Perez (6./Racing Point), Carlos Sainz Junior (7./McLaren), Lando Norris (8./McLaren), Lance Stroll (9./Racing Point) und Kimi Räikkönen (10./Alfa Romeo). Nico Hülkenberg ging im Renault als 14. leer aus.
In der Fahrer-Weltmeisterschaft hat sich Bottas die Führung zurückerobert. Er steht jetzt bei 87 Punkten, einen Zähler vor Hamilton (86). Vettel folgt mit 52 Zählern, Verstappen kommt auf 51, Leclerc hat nun 47 auf seinem Konto.
Aserbaidschan-GP: Der Start
Hamilton kam besser weg als sein Teamkollege und setzte sich in Kurve eins und zwei neben diesen. Auf eine aggressive Attacke verzichtete er aber, sodass sich Bottas verteidigen konnte und die Führung behielt. Dahinter blieb Vettel ungefährdet auf Platz drei, Perez ging derweil an Verstappen vorbei. Einen guten Start erwischte auch Norris, der auf Platz sechs vorrückte. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren kamen alle Fahrer unbeschadet durch die ersten Kurven.
Reifenstrategie beim Aserbaidschan-GP:
Leclerc begann sein Rennen nach dem Crash im Qualifying auf den gelben Reifen. Damit war er zunächst mit Abstand der schnellste Mann im Feld, sodass Ferrari bei Vettel schon nach 11 Runden reagierte und ihn zum Boxenstopp hereinrief. Der viermalige Weltmeister fuhr auf Mediums weiter. Bottas und Hamilton, ebenfalls auf Soft gestartet, taten es ihm in Runde 12 respektive in Runde 13 gleich.
In einem klassischen Ein-Stopp-Rennen blieb Leclerc bis zur 35. Runde draußen und wechselte erst dann auf die roten Gummis. Sein zweiter Stopp kurz vor Schluss hatte keinen strategischen Einfluss mehr.
Highlight des Rennens: Überholmanöver en masse
Man braucht schon viele Hände, um die Überholmanöver in diesem Rennen an den Fingern abzuzählen. Dank DRS, Windschatten und der fast zwei Kilometer langen Start-Ziel-Geraden kam es zu vielen Zweikämpfen und Positionsverschiebungen. Besonders das Duell zwischen Leclerc und Mercedes war dabei sehenswert, auch wenn lange Rad-an-Rad-Duelle und das Chaos der letzten Jahre diesmal nicht geboten wurden.
Top des Rennens: Charles Leclerc
Nach dem enttäuschenden Qualifying eine gute Vorstellung des 21-Jährigen. Von Platz acht gestartet, ging es in den ersten Runden schnell nach vorne. Zwischenzeitlich rechnete sich Leclerc wohl sogar Siegchancen aus. Dazu reichte es am Ende aber nicht, weil er nach seinem Stopp zu wenig Zeit gutmachte. Ebenfalls stark: Sergio Perez, der in der Anfangsphase sogar auf Platz vier fuhr.
Flop des Rennens: Renault
Was sich das ganze Wochenende schon andeutete, manifestierte sich am Sonntag: Renault und Baku? Das passte nicht. Anstatt das Mindestziel "Best of the Rest" zu erreichen, dümpelten Ricciardo und Hülkenberg nur im (hinteren) Mittelfeld herum. Punkte waren außer Reichweite, Ricciardos kurioser Crash mit Kvyat beim Rückwärtsfahren war der negative Höhepunkt - ein enttäuschendes Wochenende für das französische Werksteam.