Hamilton übernahm direkt zu Rennbeginn die Führung und gab diese über die folgenden 56 Runden auch nicht mehr ab. Der amtierende Weltmeister haderte nur kurz nach dem ersten Boxenstopp mit seiner Pace, war darüber hinaus aber der schnellste Mann auf dem Shanghai International Circuit. Bottas hielt er mit mehreren Sekunden Vorsprung auf Distanz.
"Es war nicht das einfachste Wochenende, aber am Ende steht ein fantastisches Ergebnis für das Team", fasste Hamilton die Geschehnisse zusammen: "Der Start war sehr gut, danach lief es für mich. Wir müssen so weiter machen."
Anstatt sich mit den Silberpfeilen zu duellieren, kämpfte Ferrari dahinter eher mit sich selbst. Nachdem zunächst Leclerc auf Platz drei fuhr, wies die Scuderia den jungen Monegassen an, den zu diesem Zeitpunkt schnelleren Vettel vorbeizulassen. Weil dieser sich in der Folge aber immer wieder verbremste, konnte er lange Zeit keine Lücke zu Leclerc aufbauen. Also forderte Leclerc nun seinerseits eine Stallorder - vergebens.
Nachdem Vettel also Platz drei gefestigt hatte, musste er sich nur nach seinem ersten Reifenwechsel ernsthaft verteidigen. Verstappen attackierte den Heppenheimer in der Haarnadelkurve, verbremste sich aber leicht und gab Vettel so die Chance, sich erfolgreich zur Wehr zu setzen. "Ich bin froh, auf dem Podium zu stehen", sagte Vettel anschließend, schränkte aber ein: "Die Mercedes waren zu schnell, als dass wir sie hätten verfolgen können."
Hinter Verstappen fand Red-Bull-Teamkollege Pierre Gasly als Sechster den Weg ins Ziel. Daniel Ricciardo holte als Siebter erstmals Punkte für Renault, während Stallgefährte Nico Hülkenberg das zweite Rennen in Folge wegen eines technischen Defekts (MGU-K) frühzeitig beenden musste. Die Top 10 komplettierten Sergio Perez (8./Racing Point), Kimi Räikkönen (9./Alfa Romeo) und Alexander Albon (10./Toro Rosso).
Durch seinen zweiten Saisonsieg übernimmt Hamilton mit 68 Zählern die WM-Führung vor Bottas (62). Dahinter folgen in knappen Abständen Verstappen mit 39, Vettel mit 37 und Leclerc mit 36 Punkten. Die schnellste Rennrunde sicherte sich Gasly dank frischer Reifen.
China-GP: Der Start
Hamilton erwischte den besten Start und überholte Polesitter Bottas vor der ersten Kurve. Auch Vettel kam eigentlich gut weg, fand aber an Bottas keinen Weg vorbei und musste die Schneckenkurve außen anfahren. Die Konsequenz: Leclerc konnte innen vorbeistechen und Platz drei übernehmen. Im Mittelfeld gelang Perez ein starker Start, sodass er Hülkenberg kassierte.
Weiter hinten gerieten die McLaren mit Kvyat aneinander. Der Toro-Rosso-Pilot rammte Norris, der Schäden am Seitenkasten und Unterboden erlitt. Norris hob bei dem Zusammenstoß kurz ab - Glück für ihn, dass er sich nicht überschlug.
Reifenstrategie beim China-GP:
Red Bull eröffnete den Boxenstopp-Reigen mit einem versuchten Undercut. Verstappen wechselte nach 18 Runden auf die harten Reifen und provozierte so Vettels Stopp einen Umlauf später (ebenfalls auf Hard). Der Deutsche bekam den Vorzug vor Leclerc, den Ferrari überraschend lange draußen hielt (Runde 22). Dadurch verlor der Youngster allerdings so viel Zeit, dass er hinter Vettel und auch Verstappen zurückfiel.
Während Verstappen (34) und Vettel (35) später zu einem zweiten Stopp auf Mediums abbogen, schien es, als würde Ferrari bei Leclerc auf ein Ein-Stopp-Rennen setzen. Wenige Runden vor Schluss kam der 21-Jährige dann doch nochmal herein. Seine Lücke auf die Vordermänner war aber zu groß, um sich zu verbessern. Keine gelungene Strategie der Roten.
Gelassener durfte Mercedes seine Strategie angehen. Aufgrund des großen Vorsprungs an der Spitze nahm man sich die Zeit, Bottas und Hamilton erst in der 21. respektive 22. Runde hereinzuholen, ehe im 36. Umlauf beide Piloten direkt hintereinander hereinkamen.
Highlight des Rennens: Dreher in der Einführungsrunde
Das Highlight diesmal verdient seinen Titel ob der Kuriosität - und fand schon vor dem eigentlichen Rennstart statt. Beim Aufwärmen der Reifen verlor Verstappen das Heck seines Red Bulls und drehte sich. In der Einführungsrunde! Als "tierisch peinlich für den Fahrer" bezeichnete Sky-Experte Ralf Schumacher den Zwischenfall und sah wenig später den nächsten Fauxpas: Kubica machte es Verstappen nach und legte ebenfalls einen 180-Grad-Spin hin. Beide konnten danach ohne Probleme weiter fahren. Auch sehenswert: Der harte, aber faire Zweikampf zwischen Vettel und Verstappen.
Top des Rennens: Lewis Hamilton
Das ganze Wochenendende über machte der fünfmalige Champion keinen guten Eindruck. Als es am Sonntag aber zählte, war er voll da und zeigte seine Klasse. Erst den Start gewonnen, dann den Teamkollegen auf Distanz gehalten - so ist Hamilton im starken Mercedes unschlagbar. Ebenfalls gut: Sergio Perez und Alexander Albon.
Flops des Rennens: Antonio Giovinazzi
Klar, für den schlechten Startplatz (19) konnte Giovinazzi nach technischem Defekt nichts. Aber: Der Alfa Romeo hat das Potenzial, im Rennen schneller Plätze gutzumachen, als es der Italiener tat. Räikkönen zeigte unter anderem mit einem Überholmanöver im ersten Stint gegen Hülkenberg, dass auch für Giovinazzi deutlich mehr drin war.