"Sie stehlen uns das Rennen! Du musst absolut blind sein zu denken, dass du durch das Gras fahren kannst und dann volle Kontrolle über das Auto hast. Das ist nicht fair. Ich konnte doch nirgendwo hin!", funkte ein erboster Vettel an die Box mit Blick auf den Vorfall.
Nach dem Rennen parkte Vettel seinen Wagen zunächst nicht in der dafür vorgesehenen Zone und tauschte unter Beifall der Ferrari-Crew die Platzierungstafeln.
Hamilton erklärte: "Das ist nicht die Art, auf die ich gewinnen wollte. Ich habe ihn in einen Fehler gezwungen und wir sind beinahe kollidiert - das ist unglücklich aber so ist racing. Aber ich nehme den Sieg gerne an."
Kurz nach dem Rennen küpndigte Ferrari an, Einspruch gegen die Wertung einlegen zu wollen. Die Scuderia hat durch den Schritt die Möglichkeit, innerhalb von 96 Stunden weiteres entlastendes Beweismaterial zu sammeln und dann formell Einspruch einzulegen.
Nach einer Beinahe-Kollision mit Hamilton in der 47. Runde hatte die Rennjury den Deutschen mit einer letztlich entscheidenden 5-Sekunden-Strafe belegt, weil dieser auf gefährliche Art und Weise auf die Strecke zurückgefahren sei.
Vettel kann Führung zunächst behaupten
Am Start konnte Vettel seine Führung noch behaupten und hatte auf den Medium-Reifen zunächst keine Probleme, den WM-Führenden auf Distanz zu halten.
Dies änderte sich nach dem Wechsel auf die harten Pneus in Runde 26 (Vettel) bzw. 28 (Hamilton), mit denen der Mercedes deutlich schneller zu sein schien und Hamilton schrittweise auf den Ferrari-Piloten aufholte.
Gut 25 Runden vor Schluss verlor Vettel in Kurve vier schließlich sein Heck, kehrte unvorsichtig auf die Strecke zurück und krachte beinahe in den heraneilenden Hamilton, weshalb ihm später die Zeitstrafe auferlegt wurde. Diese schaffte er in den verbliebenen Runden nicht mehr herauszufahren.
Hamilton bleib somit zwar in der Endabrechnung hinter Vettel, erbte aufgrund der Strafe aber den Sieg. Hinter den ersten drei Fahrern platzierten sich Valtteri Bottas, der sich durch einen späten Boxenstopp noch den Extrapunkt für die schnellste Rennrunde sicherte, und der von Position elf gestartete Max Verstappen auf den Rängen vier und fünf.
Die Top-10 komplettierten Daniel Ricciardo (6., Renault), Nico Hülkenberg (7., Renault), Pierre Gasly (8., Red Bull), Lance Stroll (9., Racing Point) und Daniil Kvyat (10., Toro Rosso).
In der WM-Wertung baut Hamilton mit 162 Punkten sein Führung weiter aus. Dahinter verlieren Bottas (133 Punkte), Vettel (100 Punkte) und Verstappen (88 Punkte) weiter an Boden auf den Briten.
Kanada-GP: Der Start
An der Spitze kamen alle Autos in etwa gleich gut weg und konnten ihre Positionen halten. Lediglich Hülkenberg kassierte den vor ihm platzierten Bottas und schob sich auf Rang sechs. Im hinteren Teil des Feldes wurde Albon von Perez und Giovinazzi in die Mangel genommen und verlor seinen Frontflügel.
Die Reifenstrategie beim Kanada-GP
Alle Top-Fahrer wählten eine Ein-Stop-Strategie und gingen von den Medium-Reifen am Start auf Hart. Dahinter wechselten beide Renault-Piloten ihre soften Gummis schnell ebenfalls auf weiß. Verstappen startete hingegen auf dem härtesten Reifen und tauschte diesen erst am Ende gegen Mediums. Auch Bottas stoppte noch ein zweites Mal und sicherte sich mit frischen Pneus die schnellste Rennrunde.
Highlight des Rennens: Vettel gegen Hamilton
In Runde 48 kam der Heppenheimer zu weit von der Strecke ab und musste ins Gras ausweichen. Nur mit Mühe konnte der heraneilende Hamilton eine Kollision vermeiden, da Vettel zu unvorsichtig auf den Track zurück kehrte.
Top des Rennens: Renault
Schon am Samstag zeigten die Gelben eine ordentliche Leistung - im Rennen bestätigte sich dieser Eindruck. Mit Platz sechs und sieben fuhr man das bisher beste Teamergebnis des Jahres ein und schlug darüber hinaus sogar einen Red Bull.
Flop des Rennens: Valtteri Bottas
Der Finne konnte zu keinem Zeitpunkt das Tempo seines Teamkollegen mitgehen und landete auf einem enttäuschenden vierten Platz. Will er Hamilton wirklich herausfordern, darf er sich solche Patzer nicht mehr allzu oft erlauben.