Formel 1 - Deutschland-GP: Verstappen siegt im Regen-Chaos vor Vettel - Pleite für Mercedes

Max Verstappen gewann in Hockenheim.
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Max Verstappen hat einen turbulenten Großen Preis von Deutschland gewonnen. Der Red-Bull-Pilot setzte sich bei wechselhaften Bedingungen überraschend vor Sebastian Vettel (2.) im Ferrari durch, der vom letzten Platz aus ins Heimrennen gegangen war. Dritter wurde Daniil Kvyat im Toro Rosso. Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton wurde lediglich Elfter.

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"Ich bin sehr glücklich. Ich denke, vor dem letzten Safety-Car habe ich gesehen, dass ich schneller bin und ich hatte dann einige gute Manöver", sagte Vettel nach seiner Aufholjagd von Platz 20 auf Rang zwei. Bei Mercedes war man dagegen konsterniert. "Für uns war es natürlich katastrophal. Am Anfang haben wir es richtig gut kontrolliert, aber dann sind Fehlentscheidungen zu Unfällen dazugekommen. Und so kann man kein Rennen gewinnen", klagte Toto Wolff.

Ein kleines Trostpflaster gab es für die Silbernen im Nachhinein. Raikkönen und Giovinazzi bekamen jeweils eine 30-Sekunden-Strafe aufgebrummt. Dadurch rückt Hamilton auf Rang 9 vor. Auf Platz zehn wird dadurch Kubica geführt, der damit den ersten Punkt für Williams in diesem Jahr einfährt.

Ausgelassen war die Stimmung bei Sieger Verstappen: "Das Gefühl ist nach jedem Sieg anders, diesmal aber ganz besonders speziell. Die Bedingungen waren äußerst knifflig. Man durfte sich nicht zu viele Fehler erlauben. Mein 360-Grad-Dreher war Show für die Zuschauer."

Regen, eine fast trockene Strecke, wieder Regen - die Fahrer konnten sich an diesem Sonntag nicht auf das Wetter verlassen. Entsprechend durcheinander gingen die 64 Runden also über die Bühne.

Zunächst zog Mercedes bei seinem 200. Rennen in der Formel 1 an der Spitze davon, ehe Verstappen langsam Meter gutmachte. Obwohl er sich auf Trockenreifen einen Dreher erlaubte, war er der schnellste Mann auf dem Kurs und profitierte zudem von einer glücklichen Strategie, die ihn schließlich in Front brachte - hier blieb er bis zum Ende.

Dabei kam ihm auch ein Ausritt von Hamilton zugute: Der Engländer rutschte im letzten Sektor von der Strecke und fuhr direkt danach regelwidrig in die Box. Er bekam eine Zeitstrafe und musste seinen Frontflügel wechseln. Dem nicht genug, waren die Mercedes-Mechaniker nicht für einen Stopp bereit und mussten erst die neuen Reifen aus der Garage holen.

Hamilton verlor massiv Zeit und fiel um einige Positionen zurück. Später flog er in Kurve eins ein zweites Mal ab. Er beendete das Rennen mit sechs Boxenstopps.

Noch schlimmer erwischte es Ferrari-Pilot Charles Leclerc. Eigentlich auf Kurs Platz eins unterwegs, verlor er die Kontrolle über seinen Wagen und rutschte in die Bande.

Ein solches Schicksal erlebte auch Nico Hülkenberg im Renault. Der 31-Jährige war eigentlich sensationell auf Platz zwei unterwegs, ehe er Opfer der nassen Strecke wurde und sich selbst die Chancen auf sein ersten Podium in der Formel 1 zunichte machte.

Vettel hielt sich derweil aus allem Übel raus. Allerdings klagte er wie schon im Qualifying über Turbo-Probleme und konnte die Pace der Spitze zunächst nicht mitgehen. Er fuhr sich erst gegen Rennende ins Rampenlicht, als er einen Platz nach dem anderen gutmachte und es schließlich doch noch aufs Podium schaffte - mehr als eine Schadensbegrenzung, wenn man seinen Startplatz bedenkt.

Vierter wurde Lance Stroll im Racing Point vor Carlos Sainz Junior (5./McLaren), Alexander Albon (6./Toro Rosso), Kimi Räikkönen (7./Alfa Romeo) und Antonio Giovinazzi (8./Alfa Romeo). Die Top 10 komplettierten die beiden Haas-Piloten Romain Grosjean (9.) und Kevin Magnussen (10.).

Trotz des unglücklichen Rennens behält Hamilton die Führung in der Weltmeisterschaftswertung.

Deutschland-GP: Der Start

Aufgrund der regnerischen Bedingungen entschied sich die Rennleitung dafür, das Rennen hinter zu dem Safety Car zu beginnen. Der stehende Start fiel somit zunächst buchstäblich ins Wasser, wurde aber - dank einer erstmals eingesetzten Regel - einige Einführungsrunden später nachgeholt.

Hamilton blieb dabei ohne Probleme vorne. Schlecht lief es für die Red Bulls: Sowohl Verstappen als auch Gasly kämpften mit durchdrehenden Reifen und verloren Plätze. Profiteure waren Räikkönen, der auf Rang drei vorfuhr, und Hülkenberg, der auf P5 vorrückte.

Auch die Ferrari machten Boden gut. Leclerc schob sich auf den sechsten Platz, Vettel hievte sich um sechs Plätze nach vorne auf 14.

Reifenstrategie beim Deutschland-GP:

Vettel nutzte die Safety-Car-Phase nach drei Runden, um auf Intermediates zu wechseln. Hamilton, Bottas, Verstappen und Co. folgten eine Runde später. Andere Fahrer wie Magnussen und Stroll gingen Risiko und blieben auf Regenreifen - ohne Erfolg, bei abtrocknender Strecke hatten sie keine Chance und fielen zurück.

Das hinderte Haas aber nicht daran, nach 23 Runden erneut aufs Ganze zu gehen. Die Mechaniker schnallten ihm nun Slicks auf - ein Ruf, dem Vettel (Soft) und Verstappen (Medium) eine bzw. zwei Runden später folgten.

Und Mercedes? Das ließ zunächst nur Bottas auf Trockenreifen wechseln. Hamilton kam erst, als das VSC aktiviert war und Leclerc ebenfalls Slicks aufgezogen bekam.

Nach 29 Runden nahm der Regen wiederum zu, das Feld wechselte jetzt zurück auf Inters. Die zahlreichen Boxenstopps zeigen: Die Rennstrategie war von den regnerischen Bedingungen und mehreren Safety-Car-Phasen geprägt. Einen Plan für das Rennen zu machen, war nahezu unmöglich.

Weil die Strecke im Schlussdrittel wieder abtrocknete, ging es nach 47 Runden erneut auf Trockenreifen. Verstappen und Bottas machten hier den Anfang. Es war der letzte Boxenstopp-Reigen.

Highlight des Rennens: Das Rennen selbst

Gib der Formel 1 Regen und sie gibt dir spannende Rennen - eine alte Weisheit, die sich an diesem Sonntag wieder einmal bewahrheitet hat. Das Rennen brachte zahlreiche Ausrutscher, Verschiebungen, Rad-an-Rad-Duelle und unterschiedliche Strategien. Und: Man bekam Hülkenberg, Räikkönen, Magnussen, Stroll und Kvyat auf den vorderen Plätzen zu sehen - eine Rarität in der Königsklasse.

Top des Rennens: Max Verstappen

Dieser junge Mann ist bei Regen so stark, da ist kein Kraut gegen gewachsen. Nach einem verkorksten Start fand er nach und nach besser in den Rhythmus, holte auf die silberne Konkurrenz auf und übernahm schließlich die Führung. Ebenfalls bockstark: Daniil Kvyat.

Flop des Rennens: Sergio Perez

Alle Fahrer schafften es durch die ersten nassen Runden, alle bis auf einen: Sergio Perez. Der Mexikaner verlor sein Heck Ausgang Kurve 11 und drehte sich seitlich in die Bande. Ein klassischer Fahrfehler im Regen, der sein Rennen frühzeitig beendete. Leclerc tat es ihm später gleich, Hamilton hätte ebenfalls fast dran glauben müssen.

Formel 1: Der Stand in der Fahrerwertung

PositionFahrerTeamPunkte
1Lewis HamiltonMercedes225
2Valtteri BottasMercedes184
3Max VerstappenRed Bull162
4Sebastian VettelFerrari141
5Charles LeclercFerrari120
6Pierre GaslyRed Bull55
7Carlos SainzMcLaren48
8Daniil KvyatToro Rosso27
9Kimi RaikkönenAlfa Romero25
10Lando NorrisMcLaren22