Fünf Minuten am Samstag, 15 Minuten am Sonntag. Das wird reichen, um die Massen im Motodrom zum Beben zu bringen. Immerhin erleben sie auch in dieser Kürze der Zeit ein Spektakel, das in Erinnerung bleiben und Erinnerungen wecken wird.
In diesen 20 Minuten nämlich reanimieren die Veranstalter die erfolgreichste Zeit der deutschen Formel-1-Geschichte: Sie lassen Michael Schumachers letztes Weltmeister-Auto, den Ferrari F2004, über den Hockenheimring heizen. Mit zehn Zylindern an Bord und mit dem grellen Sound, den Puristen so vermissen - pilotiert ausgerechnet vom Sohn des Rekordweltmeisters, Mick Schumacher.
Es ist nicht das erste Mal, dass der Junior einen Formel-1-Boliden seines Seniors fährt. Schon am Rande des Belgien-GP vor zwei Jahren durfte er mit dem 1994er-Benneton seines Vaters fahren. Und trotzdem ist der Hype um seine jetzt anstehende Wochenendfahrt noch größer. Natürlich, denn über einen Schumacher-Ferrari auf einer deutschen Rennstrecke geht für die meisten Fans hierzulande auch 13 Jahre nach dieser Ära nichts.
"Ich finde es mega, dieses Auto zu fahren", ließ Schumi Junior über seine Social-Media-Kanäle verlauten: "Das letzte Mal war ich in Hockenheim, als ich Formel-3-Meister wurde, und jetzt werde ich eines der stärksten Autos der Formel-1-Geschichte fahren können - da schleicht sich mir ein breites Grinsen ins Gesicht."
Mick Schumacher als Marketing-Figur
Für den 20-Jährigen werden die Demo-Runden eine außergewöhnliche Erfahrung sein, das steht fest. Und für die Veranstalter das Highlight ihres Rahmenprogramms an diesem Wochenende. Immerhin werden sich die Fotografen und TV-Teams um die besten Bilder von der Schumi-Junior-Show streiten und dem Deutschland-GP unabhängig vom eigentlichen Formel-1-Rennen jede Menge Aufmerksamkeit einbringen. Beim vorerst letzten Grand Prix hierzulande eine willkommene Tatsache.
Schumacher taugt schließlich schon jetzt als gewinnbringende Marketing-Figur. Das bewies nicht nur der Benefiz-Kick "Champions for Charity", den er am Sonntag gemeinsam mit Dirk Nowitzki ausgetragen hat, sondern auch seine erste Testfahrt in einem aktuellen Formel-1-Auto Anfang April in der Wüste von Bahrain.
Als Mitglied der Ferrari Driver Academy fand diese selbstverständlich in einem Wagen der Scuderia statt. Dass man so nebenbei die Verbundenheit zwischen Ferrari und dem Namen Schumacher medienwirksam neu aufleben lassen konnte, war da ein gern genommener - nennen wir es - Kollateralschaden.
Mick beim F1-Test? "Unglaubliche Inszenierung"
Zur Freude der Verantwortlichen fuhr der eigentliche Formel-2-Pilot dann auch noch vorne mit. Allerdings klingen Platz zwei im Ferrari und Platz sechs im Alfa Romeo nur auf den ersten Blick wirklich gut. Weichere Reifen und weniger Benzin im Tank hübschten die Zeiten schließlich ein wenig auf.
Dass da neben positiven Stimmen wie von Lewis Hamilton, der bei Michael Schumachers Filius ein "großes Talent, wie es auch sein Vatter hatte" ausmachte, auch negative Reaktionen nicht lange auf sich warten ließen, ist kaum überraschend. "Ich denke, dass mit ihm eine unglaubliche Inszenierung veranstaltet wurde", kritisierte Ferraris einstiger Rennleiter Cesare Fioro gegenüber TuttoMotoriWeb.com: "Bis jetzt sieht Mick Schumacher für mich nicht konkurrenzfähig aus, aber trotzdem machen sie ein großes Aufsehen um ihn."
Tatsächlich ist Schumacher kein Überflieger. Das ist bekannt und zeigte sich schon in der Formel 4 und Formel 3, wo er anderthalb Jahre brauchte, um anzukommen und sich 2018 schließlich den Titel zu sichern. Auch in der Formel 2 tut er sich aktuell schwer.
Anders als beispielsweise Lando Norris oder George Russell, die in ihrer ersten F2-Saison gleich um die Meisterschaft fuhren und sofort den Sprung in die Königsklasse (McLaren und Williams) schafften, hängt Schumacher im Mittelfeld fest. Nach einem guten Beginn folgten einige Rennen ohne Punkteausbeute, sodass er aktuell nur Rang 14 in der Fahrerwertung bekleidet und noch immer auf sein erstes Podest wartet.
"Natürlich war es nicht einfach. Wir hatten in der letzten Zeit ein bisschen Pech", analysierte er im Rahmen des Nowitzki-Kicks die vergangenen Resultate, wollte aber in seiner gewohnt ruhigen Art nicht in Panik verfallen. Man lerne schließlich aus "schweren Zeiten am meisten". Und überhaupt: "Jeder muss diesen Weg gehen und solche Phasen durchleben."
Mick Schumacher: "Noch kein Star vom Himmel gefallen"
Zudem gab es durchaus auch Lichtblicke in der Saison. Im Sprintrennen von Spielberg fuhr der gebürtige Schweizer etwa von Platz 18 auf Rang vier vor. Angreifen, überholen - das kann Schumacher. Hapern tut es da eher noch am taktischen Fahren in längeren Rennen. Zumal sein Prema nicht immer wie erhofft lief und auch seinem Teamkollegen, Sean Gelael, als 16. in der Meisterschaft Probleme bereitete.
Klar ist zudem, dass Schumacher nicht steil nach oben muss. Denn so gut und gern ihn die Marketing-Maschinerie auch in den Mittelpunkt stellt, sein Umfeld und er selbst sind stets darauf bedacht, den Aufstieg Richtung Formel 1 behutsam anzugehen.
"Ich glaube, ich bin auf einem guten Weg. Ich mache einen Step nach dem anderen und fühle mich immer sicherer in der Umgebung", erklärte er seine Handhabe. Es scheint, als könne er den - aus Ergebnissicht übertriebenen - Hype richtig einordnen. Er weiß, dass sein Name ihm die Türen zu einzigartigen Möglichkeiten öffnet. Und er kann mit dem zusätzlich Druck, den sein Erbe zweifelsohne auch mit sich bringt, offensichtlich umgehen.
Es sei schließlich "noch kein Star vom Himmel gefallen", weiß Schumacher, ohne dabei sein Ziel aus den Augen zu verlieren: "Hoffentlich wird es bald so weit sein, dass ich in die Formel 1 aufsteigen kann. Wann, das kann man schwierig beantworten. Man muss auch ein bisschen Glück haben, dass ein Sitz frei wird. Man muss ein bisschen abwarten, die Leistung bringen und Daumen drücken."
Mick Schumacher im Steckbrief
Geburtstag | 22. März 1999 |
Geburtsort | Vufflens-le-Chateau, Schweiz |
Karrierebeginn | 2008 im Kartsport |
Größter Erfolg | Formel-3-EM-Titel |
Aktuelle Rennserie | Formel 2 |