"Man fühlt sich innerlich zerrissen. Ich kann das heute nicht genießen", sagte Leclerc mit Blick auf den am Samstag im Formel-2-Rennen tödlich verunglückten Nachwuchsfahrer Anthoine Hubert: "Aber es wird ein Tag sein, der in Erinnerung bleibt. Ein Traum ist wahr geworden."
Das Rennen, das nach einer Schweigeminute für Hubert startete, begann zuvor gut für Ferrari, das die beiden Mercedes zunächst hinter sich hielt. Wobei vor allem Leclerc in dieser Phase mit einer schnellen Runde nach der nächsten den Ton angab. "Es war schwierig, sie waren sehr schnell in diesem Rennen, da musste man erstmal dran bleiben", resümierte Hamilton das Rennen.
Nach zehn Runden schloss der amtierende Champion zwar zu Vettel auf, verzweifelte aber zunächst am hohen Topspeed des roten Autos. Zu einem Duell auf der Strecke kam es hier ohnehin nicht, weil die verschiedenen Reifenstrategien die Spitzengruppe auseinanderzogen.
Vettel ging durch einen Undercut kurzzeitig in Führung, gab diese aber bald - nach Anweisung des Kommandostandes der Scuderia - auf der Start-Ziel-Geraden wieder an Leclerc ab. Damit nicht genug: Weil Mercedes auf den härten Reifen besser in Schwung kam, holte jetzt auch Hamilton mit Siebenmeilenstiefeln auf Vettel auf.
Es dauerte bis zur 31. Runde, bis der Engländer seine erste Attacke auf den Ferrari-Mann setzte. Hier scheiterte er noch, ging aber nur wenig später dank DRS vorbei und holte sich Platz zwei. Vettel wechselte danach erneut die Reifen und fiel noch hinter Bottas zurück. Von all dem unbeeindruckt zeigte sich Leclerc, der lange mit mehreren Sekunden Vorsprung an der Spitze fuhr. Erst auf den Schlussrunden wurde es zwischen ihm und Hamilton eng, seine Führung aber gab er nicht mehr ab und holte so den ersten Saisonsieg für Ferrari.
Als Fünfter kam Alexander Albon bei seinem ersten Einsatz für Red Bull ins Ziel. Sergio Perez (6./Racing Point), Daniil Kvyat (7./Toro Rosso), der scheidende Renault-Pilot Nico Hülkenberg (8.), Pierre Gasly (9./Toro Rosso) und Lance Stroll (10./Racing Point) komplettierten die Top 10. Max Verstappen schied nach einem Crash schon in der ersten Runde aus.
In der Weltmeisterschaft führt Hamilton mit 268 Punkten weiter souverän vor Bottas (203). Verstappen folgt nach wie vor als Dritter mit 181 Zählern vor den beiden Ferrari-Fahrern Vettel (169) und Leclerc (157).
Belgien-GP: Der Start
Leclerc behauptete seine Pole-Position ohne Probleme. Hamilton erwischte einen besseren Start als Vettel, der in der ersten Kurve in die Auslaufzone musste und seinen Platz verlor. Aber: Schon auf der Kemmel-Geraden gewann er diesen dank Windschatten und besserem Ferrari-Speed zurück. Bottas blieb dahinter auf Vier.
Turbulent ging es auch dahinter zu. Verstappen erwischte einen schlechten Start und fiel hinter Räikkönen zurück. In Kurve eins ging Verstappen dadurch der Platz aus, er bockte den einlenkenden Räikkönen kurz auf und beschädigte sich die linke Vorderradaufhängung. Die Folge: Lenken wurde unmöglich, sodass die Fahrt des Niederländers schon nach wenigen Metern in einer Bande bei der Eau Rouge endete.
Reifenstrategie beim Belgien-GP
Anders als von vielen erwartet, bekam Ferrari im ersten Stint keine Probleme mit den Softs. Trotzdem war es Vettel, der nach 15 Runden als Erster der Spitzengruppe die Box ansteuerte und auf Softs wechselte - wahrscheinlich um einen Undercut von Mercedes zu verhindern. Leclerc rief Ferrari erst nach 21 Umläufen zum Reifenwechsel herein, die beiden Mercedes-Piloten folgten in den Runden danach.
Durch die Strategie kam Vettel an Leclerc vorbei, musste den älteren Gummis aber bald Tribut zollen und fiel wieder hinter seinen Teamkollegen und Hamilton zurück. Nach 34 Runden kam er schließlich ein zweites Mal an die Box.
Highlight des Rennens: Perez vs. Räikkönen vs. Gasly
Viele spektakuläre Duelle hatte das Rennen nicht zu bieten. Durchaus sehenswert war aber der Dreikampf zwischen Räikkönen, Perez und Gasly, die sich nebeneinander auf die Kemmel-Gerade wagten und damit (zumindest ein bisschen) an das vielleicht beste Überholmanöver der Formel-1-Geschichte von Mika Häkkinen gegen Michael Schumacher und Ricardo Zonta in Spa 2000 erinnerten. Verlierer des diesjährigen Dreikampfs war übrigens Räikkönen, der gleich zwei Plätze auf einmal verlor.
Top des Rennens: Lando Norris
Von Platz elf gestartet war Norris schon nach dem Restart auf P5 zu finden. Hier hatte der McLaren-Fahrer fast immer ein angenehmes Polster nach hinten und hätte zum Best of the Rest gekrönt, wenn er nicht mit einem technischen Defekt eine Runde vor Schluss ausgeschieden wäre. Natürlich ebenfalls stark: Charles Leclerc.
Flop des Rennens: Haas
Haas rechnete in den Ardennen nicht unbedingt mit einem guten Ergebnis und das mit Recht. Magnussen kam aufgrund technischer Probleme nie richtig in Schwung und wurde Stück für Stück nach hinten durchgereicht. Zeitweise lag er sogar hinter Williams, am Ende wurde er 13. vor Teamkollege Grosjean.