Vettel erwischte zunächst einen Traumstart und sprang noch vor der ersten Kurve vom dritten auf den ersten Platz. Allerdings: Ferrari wies Leclerc offenbar vor dem Rennen an, sich nicht gegen Vettel zu wehren, um Hamilton am Start keine Chance zu geben. Im Gegenzug sollten die beiden Ferrari-Männer im Laufe der nächsten Runden ihre Plätze wieder tauschen.
Vettel aber verweigerte einen Positionswechsel und blieb mit einer schnellsten Runde nach der anderen in Führung. Er argumentierte am Funk, dass Leclerc nicht nah genug an ihm dran sei.
Tatsächlich wich Ferrari daraufhin vom eigentlichen Plan ab und ließ beide Piloten zunächst wie gehabt weiterfahren. Zumal Hamilton den Anschluss hielt und somit im Zweifel hätte profitieren können.
Erst mit der Boxenstopp-Strategie griff Ferrari aktiv ins Renngeschehen ein. Vettel musste auf seinen alten Reifen länger fahren und verlor damit so viel Zeit, dass der früher gestoppte Leclerc vorbei zog. Einen Konter konnte der Heppenheimer allerdings nicht mehr setzen: Nur wenige Klilometer nach seinem Stopp blieb er mit einem Defekt am Hybridsystem stehen.
Der Ausfall war dabei aus Ferraris Sicht doppelt bitter. Wegen Vettels geparkten Boliden aktivierte die Rennleitung das Virtual Safety Car (VSC), wodurch Hamilton zeitsparend seine Reifen wechselte und die Führung übernahm.
Weil wenig später George Russell (Williams) im Aus landete, kam das Safety Car auf die Strecke. Das nutzte Ferrari, um Leclerc ein zweites Mal neue Reifen mitzugeben. Mit diesen gelang es dem 21-Jährigen allerdings nicht, die Mercedes zu überholen.
Hinter den ersten Drei kam Red-Bull-Fahrer Max Verstappen (4.) vor Stallgefährte Alexander Albon (5.) ins Ziel. Carlos Sainz Junior im McLaren als Sechster, Sergio Perez (7./Racing Point), Lando Norris (8./McLaren), Kevin Magnussen (9./Haas) und Nico Hülkenberg (10./Renault) komplettierten die Top 10.
In der WM-Wertung baute Hamilton seinen Vorsprung weiter aus. Er kommt nun auf 322 Zähler, Bottas als sein erster Verfolger auf 249. Leclerc ist mit 215 Punkten Dritter, Verstappen hat 212 auf seinem Konto. Vettel bleibt bei 194 Punkten.
Russland-GP: Der Start
Vettel kam perfekt weg, ging sofort an Hamilton vorbei und nutzte dann wie erhofft die 840 Meter lange Zufahrt zur ersten Kurve, um Leclerc aus dem Windschatten heraus zu überholen. Dabei profitierte Vettel allerdings davon, dass sich Leclerc - nach Übereinkunft mit dem Team - nicht wirklich verteidigte.
Hamilton hatte derweil nicht nur gegen die beiden roten Autos keine Chance, sondern musste sich sogar gegen Sainz wehren. Das tat er durch ein spätes Bremsmanöver aber erfolgreich. Direkt dahinter gab es keine Verschiebungen.
Anders im Mittelfeld: Hier traf Giovinazzi in Kurve zwei das rechte Hinterrad von Grosjean und kegelte diesen aus dem Rennen. Außerdem riss sich Ricciardo den Hinterreifen auf. Das Safety Car musste auf die Strecke.
Reifenstrategie beim Russland-GP:
Die Rennstrategie wurde von mehreren Faktoren beeinflusst. Zunächst sorgte der teaminterne Kampf bei Ferrari dafür, dass Vettel drei Runden länger (26 zu 23) als Leclerc auf der Strecke bleiben musste, bis er sich frische Mediums abholen durfte.
Dann stellte das durch Vettel ausgelöste VSC das Rennen auf den Kopf. Hamilton, auf den Mediums gestartet, übernahm nach seinem Stopp in der 28. Runde die Führung, Leclerc folgte dahinter.
Kurz darauf folgte eine Safety-Car-Phase, die Ferrari dazu veranlasste, den Monegassen noch mal hereinzuholen. Diesmal ging es für ihn auf Softs weiter. Durch den zweiten Stopp fiel er zwischenzeitlich auf Platz drei zurück.
Highlight des Rennens: Hülkenberg vs. Perez
Im Windschatten herangesaugt, so spät gebremst, dass der rechte Vorderreifen qualmte - und vorbei! Mit viel Risiko überholte Hülkenberg Perez in Kurve 14. Ein starkes Manöver auf letzter Rille, das zeigte, wie echtes Racing geht.
Top des Rennens: Carlos Sainz Junior
Der Spanier beschwerte sich schon öfter, dass er im TV-Bild kaum zu sehen ist. Auch diesmal nahm der Spanier scheinbar nicht am Rennen teil, dabei erledigte er seinen Job optimal. Am Start ärgerte er Hamilton und fuhr anschließend lange auf Platz fünf. Im Vergleich zu Teamkollege Norris hinterließ er den klar stärkeren Eindruck.
Flop des Rennens: Alfa Romeo
Ein wenig erfolgreicher Auftritt für das ehemalige Sauber-Team. Räikkönen verkorkste sein Rennen mit einem Fehlstart schon, bevor es eigentlich angefangen hatte. Giovinazzi traf im Startgetümmel Grosjean folgenschwer und fiel so weit zurück.