Im Gegensatz zu den Grands Prix in Belgien und Italien bot das Nachtrennen auf dem winkligen Marina Bay Street Circuit zunächst wenig Action. Vielmehr fuhren die Spitzenpiloten in der Anfangsphase wie an der Perlenschnur aufgezogen hintereinander her. Überholmanöver? Mangelware! Einzig der im Qualifying disqualifizierte und von P20 gestartete Daniel Ricciardo zeigte mehrere starke Angriffe.
Die Führungsgruppe hingegen konzentrierte sich im ersten Stint aufs Reifenschonen. Somit fuhren Leclerc und Co. zeitweise Rundenzeiten, die bis zu 13 Sekunden langsamer als noch in der Qualifikation am Samstag waren.
Erst nach 20 Runden nahm das Geschehen dann Fahrt auf: Durch die Boxenstrategie (s.u.) machte Vettel zwei Plätze gut und ging an Leclerc und Hamilton vorbei in Führung. Weil die Top-Piloten dann auf Fahrer aufliefen, die noch nicht beim Reifenwechsel waren, kam es zu ungewohnten Duellen. Dabei sammelte Antonio Gionavizzi im Alfa Romeo überraschend einige Führungskilometer.
Vettel ließ sich von diesem Szenario allerdings nicht beeindrucken. Er überholte Lance Stroll, Daniel Ricciardo, Pierre Gasly sowie Giovinazzi konsequent und erarbeitete sich so eine Lücke zu Verfolger Leclerc.
Diese wurde zwar durch zwei Safety-Car-Phasen nach Rennhalbzeit wieder zunichte gemacht, an Vettels erstem Sieg seit dem Großen Preis von Belgien 2018 sollte das aber nichts mehr ändern. Er hielt dem Druck seines Teamkollegen bis zur Ziellinie Stand.
Nichts um Platz eins mitzureden hatten währenddessen Verstappen und vor allem Hamilton, der zwar vor seinem Stopp ein paar Führungsrunden sammelte, aber am Ende nicht die Pace für mehr als Platz vier hatte.
Fünfter wurde Valtteri Bottas in Mercedes-Diensten vor Alexander Albon im Red Bull. Die Top 10 komplettierten Lando Norris (7./McLaren), Pierre Gasly (8./Toro Rosso), Nico Hülkenberg (9./Renault) und Giovinazzi (10./Alfa Romeo).
In der Fahrer-WM führt Hamilton mit 296 Punkten weiter souverän vor Bottas, der mit 231 Zählern folgt. Dahinter positionieren sich punktgleich Leclerc und Verstappen (beide 200). Vettel hat jetzt 194 Punkte auf seinem Konto.
Die schnellste Rennrunde sicherte sich Kevin Magnussen dank frischer Reifen am Rennende.
Singapur-GP: Der Start
Leclerc kam von der Pole perfekt weg. Mehr Probleme hatte da schon Hamilton, der sich einem Angriff von Vettel erwehren musste, das aber erfolgreich tat. Überhaupt gab es auf den vorderen Plätzen keine Verschiebungen.
Im gesamten Feld blieben im Vergleich zu den vergangenen Jahren größere Crashs aus. Zu einer Berührung kam es allerdings zwischen Hülkenberg und Sainz. Beide beschädigten dabei ihre Autos und mussten an die Box.
Reifenstrategie beim Singapur-GP
Ob gewollt oder nicht: Ferrari lotste Vettel mit der Strategie an Leclerc vorbei. So rief man den viermaligen Champion nach 19 Runden in die Box und gab ihm frische Hards mit auf den Weg. Leclec kam einen Umlauf später zu seinen Mechanikern und stoppte 0,6 Sekunden schneller als Vettel, verlor in seiner Inlap aber so viel Zeit, dass er trotzdem hinter seinen Stallgefährten zurückfiel.
Noch mehr Boden verlor Hamilton, der sogar erst nach 26 Runden an die Box abbog. Er hatte zwar durch die alternative Taktik am Ende frischere Reifen, konnte diesen Vorteil aber nicht mehr in Positionsgewinne ummünzen.
Highlight des Rennens: David gegen Goliath
Normalerweise sieht man nur Mercedes, Ferrari oder Red Bull an der Spitze fahren. Umso schöner, wenn sich das Bild dank eines kuriosen Rennverlaufs ändert und auch mal andere Teams in Führung liegen. Wie sich Stroll, Gasly und Co. dann mit unterlegenem Material über mehrere Runden gewehrt haben, verdient Respekt.
Top des Rennens: Sebastian Vettel
Nach den schwachen Auftritten zuletzt könnte dieser Sieg ein Befreiungsschlag für den jetzt 53-maligen GP-Gewinner sein. Vettel hatte zwar mit der Strategie Glück, zeigte aber auch ein fehlerloses Rennen. Er hatte die richtige Pace, wenn es darauf ankam und erledigte seine Überholmanöver mit der nötigen Konsequenz.
Flop des Rennens: Romain Grosjean
Diejenigen Experten, die sich über die Vertragsverlängerung des Franzosen bei Haas wunderten, bekamen neues Wasser auf ihre Mühlen. Fahrlässig schoss Grosjan George Russell ab und beendete nicht nur dessen Rennen, sondern machte auch noch sein eigenes kaputt.