Der 32 Jahre alte Heppenheimer durfte bis zum letzten Versuch der Top-Piloten auf dem Marina Bay Street Circuit auf seine zweite Pole der Saison und damit die ideale Ausgangsposition für seinen ersten Sieg nach 23 Rennen ohne Erfolg hoffen. Dann aber wurde er noch vom Monegassen Leclerc sowie Weltmeister und WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton (England/Mercedes) auf Startplatz drei verdrängt.
"Oh mein Gott. Ich habe dreimal in der Runde die Kontrolle verloren. Was für eine Runde", sagte ein vollkommen euphorisierter Leclerc nach seiner fünften Pole Position in dieser Saison und der dritten in Folge: "Ich bin extrem glücklich. Wir sind hierher gekommen und wussten, dass es ein schwieriges Wochenende für uns werden würde. Wir haben aber ein paar neue Teile mitgebracht, die offenbar sehr gut funktionieren."
Vettel reagierte dagegen ziemlich kühl und nüchtern: "Ich habe mich gut gefühlt im Auto. Der letzte Versuch war nicht besonders. Aber es kann ein gutes Rennen für uns werden." Tatsächlich kann es das - und das ist fast schon eine Sensation.
Ferrari überrascht in Singapur
Denn die kurvige Strecke beim Nachtrennen in der südostasiatischen Wirtschaftsmetropole kommt auf dem Papier deutlich mehr Mercedes und Red Bull entgegen. Ferrari aber brachte unter anderem eine neue Nase mit nach Singapur. Am Freitag im freien Training war der Rückstand auf Hamilton und auch Red-Bull-Ass Max Verstappen, der sich Startplatz vier sicherte, beinahe schon desillusionierend groß aus Sicht der Roten. Über Nacht aber gelang ein gewaltiger Sprung nach vorne.
Hamilton, der trotz der zuletzt zwei Siege von Leclerc seinen sechsten WM-Titel fest im Visier hat, erkannte die Entwicklung der Scuderia an: "Ich weiß nicht, wo Ferrari heute seine Pace gefunden hat. Das war sehr stark." Er sei "froh, dass ich in der ersten Reihe zwischen den beiden stehe. Ich werde das Rennen aggressiv angehen."
Nico Hülkenberg bislang ohne Cockpit für 2020
Doch auch Vettel, der in der Glitzermetropole mit einem eigens angefertigten chromfarbenen Helm fährt, dürfte im Rennen am Sonntag (14.10 Uhr im LIVETICKER) etwas riskieren: Im Stallduell mit dem elf Jahre jüngeren Leclerc drohen Vettel, der immerhin viermaliger Weltmeister ist, die Felle wegzuschwimmen.
Die Pole Position in Singapur ist allerdings ähnlich wertvoll wie in Monaco, der Mutter aller Stadtrennen. Zwar begünstigt die rund 5 km lange Strecke entlang der Marina Bay aufgrund ihrer Charakteristik Unfälle und damit Safety-Car-Einsätze, die das Klassement durcheinanderwirbeln können - doch bei bislang elf Auflagen ging der spätere Sieger in der Löwenstadt achtmal von Startplatz eins ins Rennen.
Etwas zeigen muss auch Nico Hülkenberg. Der Emmericher, dessen Vertrag bei Renault zum Jahresende ausläuft und nicht verlängert wird, sicherte sich mit Rang neun eine gute Ausgangsposition für das Rennen. Allerdings sind nur noch wenige Cockpits für 2020 frei.