"Das ist ein unglaubliches Ergebnis. Wir wussten, das es ein schwieriges Rennen für uns würde, aber wir sind dran geblieben", sagte Lewis Hamilton nach dem Grand Prix. Über die verpasste Vorentscheidung machte sich der Brite dabei keine große Gedanken: "Das ist mir egal. Ich liebe das Racing und dieses Rennen wollte ich unbedingt gewinnen."
Dass ihm das gelingen würde, war zunächst nicht zu erwarten. Weil er und Max Verstappen sich direkt nach dem Start von den ganz vorderen Plätzen verabschiedeten, hatte Ferrari seine Doppelführung zunächst sicher. Charles Leclerc hielt Sebastian Vettel in den ersten Runden auf Sicherheitsabstand, dahinter lauerte Alexander Albon im Red Bull.
Albon und Leclerc gingen in der Folge früh an die Box, wodurch Vettel die Spitzenposition übernahm. Hinter ihm befand sich jetzt Hamilton, der sich mittlerweile wieder etwas nach vorne gearbeitet hatte. Leclerc, auf einer Zwei-Stopp-Strategie unterwegs, war damit kein Siegkandidat mehr und wurde lediglich Vierter. Schnell sollte sich nämlich zeigen, dass ein Einstopprennen der ideale Weg im Autodromo Hermanos Rodriguez war.
Überholmanöver auf der Strecke gab es im ersten Stint - zumindest auf den vorderen Plätzen - nicht, dadurch wurde die Strategie umso wichtiger. Während Hamilton ebenfalls zeitig seine Reifen wechselte, blieb Vettel lange draußen. Dadurch vermutete man im zweiten Stint Pace-Vorteile, doch die blieben aus. Statt den jetzt führenden Hamilton anzugreifen, musste Vettel eher in die Rückspiegel gucken und auf Valtteri Bottas aufpassen, der sich nach und nach näherte. Der Finne schaffte es in Vettels DRS-Fenster, zu einer Attacke reichte es aber nicht.
Somit blieben die ersten drei Plätze unangetastet und Hamilton fuhr zu seinem zehnten Sieg in dieser Saison. Für den vorzeitigen Titelgewinn hätte Bottas bestenfalls Fünfter werden dürfen. Doch schon am kommenden Wochenende könnte Hamilton dann den Deckel auf seinen sechsten WM-Titel drauf machen: Nur vier Punkte (Platz 8) muss er in den USA holen.
Vorjahressieger Verstappen hatte derweil nichts mit dem Podium zu tun. Er ließ sich bei einem gewagten Überholmanöver im Baseball-Stadion von Bottas den rechten Hinterreifen aufschlitzen und fiel mit einem Plattfuß zwischenzeitlich auf den letzten Platz zurück. Am Ende wurde er Sechster hinter Teamkollege Albon (5.).
Siebter wurde Racing-Point-Fahrer Sergio Perez bei seinem Heimspiel. Dahinter folgten Daniel Ricciardo (8./Renault) und Pierre Gasly (9./Toro Rosso). Nico Hülkenberg überquerte die Ziellinie im Renault als Elfter, wurde aber als Zehnter gewertet, weil Daniil Kvyat (Toro Rosso) nachträglich bestraft wurde. Er drehte den Emmericher kurz vor Schluss im Zweikampf um.
WM-Stand nach dem Mexiko-GP:
Platz | Fahrer | Team | Punkte |
1 | Lewis Hamilton | Mercedes | 363 |
2 | Valtteri Bottas | Mercedes | 289 |
3 | Charles Leclerc | Ferrari | 236 |
4 | Sebastian Vettel | Ferrari | 230 |
5 | Max Verstappen | Red Bull | 220 |
Mexiko-GP: Der Start
Hamilton erwischte einen guten Start und setzte sich direkt neben Vettel. Der drückte den Engländer immer weiter an den Streckenrand und über diesen hinaus, bis dieser kurz vom Gas gehen musste und so Verstappen innen hineinstechen konnte.
Hamilton versuchte es mit einem späten Bremsmanöver in Kurve eins wieder außen an Verstappen vorbei - es kam zur Berührung und beide Fahrer rutschten ins Gras. Während es für Hamilton auf den fünften und für Verstappen auf den achten Platz zurückging, waren Albon (P3) und Sainz (P4) die großen Profiteure. Ferrari behielt seine Doppelspitze.
Auch im Mittelfeld ging es eng zur Sache. Zahlreiche Berührungen sorgten hier für eine kurze Virtual-Safety-Car-Phase, größere Kollisionen - und Verschiebungen - blieben aber aus.
Reifenstrategie beim Mexiko-GP:
Ferrari holte Leclerc bereits nach 16 Runden herein. Für ihn ging es nochmals auf Mediums weiter, sodass in der 43. Runde ein zweiter Stopp anstand.
Anders machte es die Scuderia bei Vettel, der erst nach 37 Runden auf Hards wechselte und damit zu Ende fahren konnte. Auch Mercedes wählte die Einstopp-Strategie: Bottas kam nach 36 Umläufen zu seinen Mechanikern, Hamilton bereits nach 23 - dadurch musste er einen langen zweiten Stint fahren, was ihm hörbar missfiel. Immer wieder klagte er via Funk über die Silber-Taktik, am Ende war der Undercut aber erfolgreich.
Highlight des Rennens: Sebastian Vettel vs. Überrundete
Vettel war gerade am Ende seines ersten Stints, als er auf Pierre Gasly und Carlos Sainz Junior auflief. Die beiden zu überrundenden Piloten befanden sich allerdings im Kampf und ließen Vettel dadurch erstmal nicht vorbei. Das kostete nicht nur Zeit, sondern fast auch Vettels Rennen - beim Versuch, Platz zu machen, fuhr der Heppenheimer fast in den langsamen Sainz.
Top des Rennens: Lewis Hamilton
Am Start fiel Hamilton etwas unglücklich zurück, dann war er auf der vermeintlich schlechteren Strategie als Vettel unterwegs - und trotzdem lag Mercedes nach den Boxenstopps in Führung und Hamilton hielt seinen Mercedes dort scheinbar mühelos. Ein Sieg, mit dem der amtierende Weltmeister selbst wohl erst auf den letzten Runden gerechnet hat.
Flop des Rennens: Lando Norris' Boxenstopp
Das Team aus Woking ließ Lando Norris bei seinem ersten Stopp losfahren, obwohl dessen rechter Vorderreifen noch nicht richtig befestigt war. Die Folge: Norris musste seinen McLaren am Ende der Boxengasse abstellen, sich zurückschieben lassen und nochmal den Reifen aufsetzen lassen. Das Rennen war damit gelaufen.