Sebastian Vettel führt Aston Martin in die Zukunft - wochenlang hatte der viermalige Weltmeister zu diesem Gerücht geschwiegen, geschmunzelt, geblockt. "Aber jetzt bin ich froh, dass ich die Nachricht endlich teilen kann", sagte der Heppenheimer vor dem Großen Preis in Mugello. Vettel bleibt der Formel 1 nach dem Aus bei Ferrari erhalten, und mehr noch: Er wird das Gesicht des momentan spannendsten Projekts in der Königsklasse.
"Extrem stolz" sei er, sagte der 33-Jährige bei der offiziellen Bestätigung am Donnerstag, "das ist ein neues Abenteuer mit einem wirklich legendären Hersteller."
Denn Aston Martin kehrt in die Formel 1 zurück, erstmals seit 1960 als Werksteam - wobei die britische Nobelmarke es sich einfach macht. Strukturen und Personal werden weitgehend vom Racing-Point-Team übernommen, der Antrieb wird weiterhin von Mercedes geliefert.
Was künftig aber kein Problem mehr sein wird, sind die finanziellen Mittel: Über Jahre galt das Team, das seit den Neunzigern unter anderem als Jordan, Spyker und Force India am Start war, zwar als eine Ansammlung höchst talentierter Kräfte. Aus wenig Geld wurde stets viel gemacht. Doch zeitweise stand die Mannschaft aus Silverstone vor dem wirtschaftlichen Kollaps.
Aston Martins Einstieg mit ordentlicher Finanzspritze
Aston Martins Einstieg geht nun einher mit einer ordentlichen Finanzspritze - und in Verbindung mit dem Budgetdeckel ab der kommenden Saison will man aufschließen zur Spitze um Mercedes. Teameigner ist der kanadische Milliardär Lawrence Stroll, dessen Sohn Lance Stroll (21) wird Vettels Teamkollege sein. Für den Neuen weichen muss der Mexikaner Sergio Perez.
Künftig wolle sich Aston Martin "als einer der stärksten Namen in diesem Sport etablieren", so die offizielle Marschrichtung. Was noch fehlte, waren "Erfahrung und Führungsstärke", genau dafür soll nun Vettel sorgen. Neben dem gewaltigen Werbeeffekt, den die Verpflichtung eines viermaligen Weltmeisters eben mit sich bringt. Vettel als Gesicht für die Marke, die schon James Bond ausstattete, das ist nicht nur für den deutschen Markt ein Coup.
All das verkauft sich allerdings nur mit Erfolgen auf der Rennstrecke, und man ist zuversichtlich. Vettel bringe eine "Gewinner-Mentalität, die zu unseren künftigen Ansprüchen passt", sagte Teamchef Otmar Szafnauer: "An einem Samstag- oder Sonntagnachmittag ist Sebastian einer der besten in der Welt."
Vettel: "Das wird ein gewaltiges Privileg sein"
Vettel selbst ließ sich in den vergangenen Wochen wohl überzeugen von diesem Projekt. Die Ausbootung bei Ferrari zum Jahresende war schmerzhaft, und immer wieder hatte der Hesse klargemacht, dass ihn nur die Aussicht auf Siege in der Formel 1 halten würde. Und diese könnte sich ihm nun in der Tat bieten. Eher als bei Ferrari sogar.
Denn während sich die Scuderia in eine Sackgasse entwickelt hat und wohl auch 2021 kein Siegerteam sein wird, ist Racing Point in diesem Jahr dem Mittelfeld entwachsen. Mit einer äußerst gelungenen Kopie des Vorjahres-Mercedes ist das Team zeitweise zweite Kraft hinter den Silberpfeilen. Mit frischem Geld und der Budgetbremse für die Großen um Mercedes und Red Bull soll es ab 2021 weiter bergauf gehen.
Beeindruckt sei er von Racing Points jüngsten Resultaten, sagte Vettel, "und ich glaube, dass die Zukunft noch heller strahlt. Gemeinsam können wir etwas Besonderes aufbauen. Meine einzige Motivation ist es, an der Spitze des Feldes zu fahren. Das mit Aston Martin zu tun, wird ein gewaltiges Privileg sein."