Im Interview lobt der 69-Jährige, der zwischen 1974 und 1979 in der Formel 1 startete, den Sohn von Michael Schumacher, fordert aber gleichzeitig, die Erwartungshaltung an ihn herunterzuschrauben. Haas ist aktuell Vorletzter in der Konstrukteurswertung und hat die kommende Saison bereits als Übergangsjahr bezeichnet.
Schumacher wird am kommenden Wochenende in Bahrain seine letzten beiden Rennen in der Formel-2-Saison bestreiten. Er führt in der WM-Wertung und hat auf seinen engsten Kontrahenten Callum Illot 14 Punkte Vorsprung, zu vergeben sind noch 48. Für Stuck ist der Titel Schumacher aber nicht mehr zu nehmen.
Herr Stuck, Mick Schumacher wurde von Haas offiziell als neuer Fahrer für die kommende Formel-1-Saison vorgestellt. Wie haben Sie die Entscheidung aufgenommen?
Hans-Joachim Stuck: Ich finde es sehr gut, dass Mick nun in der Formel 1 fahren darf. Er hat bislang einen guten Job gemacht. Man darf nun aber nicht erwarten, dass er im Mittelfeld oder sogar vorne mitfahren wird. Der Haas ist kein Mercedes oder Ferrari. Er muss es als Chance sehen.
Die Saison 2021 wird von allen Teams als Übergangssaison angesehen, da sich das Reglement 2022 gravierend ändern wird. Was wird für Mick in der kommenden Saison im Fokus stehen?
Stuck: Er muss sich zunächst an die neue, hohe Geschwindigkeit gewöhnen. Dazu gibt es etliche neue Strecken. Sein Teamkollege Nikita Mazepin wird für ihn das Maß der Dinge sein. Wenn er sich dort gut schlägt, wird er als Ferrari-Junior sicher auch andere Chancen bekommen. Er ist auf dem richtigen Weg.
Stuck: Mick Schumacher "wird mit der Lupe beobachtet"
Bei Mick war es bislang in den Nachwuchsserien so, dass er vor allem im zweiten Jahr seine Bestleistungen erreichen konnte. Ist das Übergangsjahr eher ein Vorteil, weil er sich an die Rahmenbedingungen gewöhnen kann? Oder eher ein Nachteil, weil sich das Auto 2022 grundlegend ändern wird?
Stuck: Auf jeden Fall ein Vorteil. Die Rahmenbedingungen in der Formel 1 sind mit den Nachwuchsklassen nicht zu vergleichen. Er muss die Gelegenheit bekommen, im kommenden Jahr in Ruhe lernen zu können. Für einen jungen Mann ist so etwas eine riesige Aufgabe. Wichtig ist zudem, dass die Medien ihn nicht zu früh hochleben lassen. Er hat zweifelsohne Talent.
Sie sprechen die Erwartungshaltung an. Wie schwer ist es für Mick, immer wieder mit seinem Vater Michael verglichen zu werden?
Stuck: Man kann die Leistungen gar nicht hoch genug bewerten. Er wird ja praktisch mit der Lupe beobachtet. Die Gesamtsituation ist für ihn sehr schwierig. Wenn Mick nach Hause kommt, weiß er, dass nebenan sein schwerkranker Vater liegt. Wie er das meistert und wie er damit lebt, davor habe ich allergrößten Respekt.
Stuck: Mick Schumacher wird "drei Zehntel" schneller sein
Wie wichtig wird für ihn Teamchef Günther Steiner werden?
Stuck: Der Teamchef ist immer wichtig. Günther ist ein cooler Typ, der sehr gut mit der Jugend umgeht. Das ist eine sehr gute Paarung. Es gibt nur wenige, die so gut geeignet sind.
Wer wird für Schumacher neben Teamkollege Mazepin ein Richtwert sein: Ferrari-Junior Antonio Giovinazzi oder Williams-Pilot George Russell?
Stuck: Ich möchte gar nicht so weit blicken. Wichtig wird sein, wie er sich gegenüber seinem Teamkollegen verhält und dass er diese Duelle für sich entscheidet.
Welche Auswirkungen hat Micks F1-Vertrag auf das kommende Wochenende? Er kann ja noch Formel-2-Meister werden.
Stuck: Das wird ihn beflügeln! Mick hat erneut einen Schritt geschafft. Er hat das große Glück, dass Sabine Kehm (Schumachers Managerin, Anm. d. Red.) ihn hervorragend führt. Ich bin sicher, dass er durch die Entscheidung drei Zehntel schneller sein wird.
Mick Schumacher: Karrierestatistiken
Jahr | Rennserie | Punkte | Starts | Siege | Pole Positions | Schnellste Rennrunden | WM-Platz |
2020 | Formel 2 | 205 | 11 | 2 | 0 | 2 | 1 |
2019 | Formel 2 | 53 | 11 | 1 | 2 | 0 | 12 |
2018 | Formel 3 | 365 | 10 | 6 | 7 | 0 | 1 |
2017 | Formel 3 | 94 | 10 | 0 | 0 | 0 | 12 |