Aus deutscher Sicht schnappte sich Sebastian Vettel (Aston Martin) einen WM-Punkt, Mick Schumacher kam im Haas-Boliden als 16. ins Ziel.
Für Hamilton war es der 102. Sieg seiner Formel-1-Karriere und der siebte der Saison. Bei zwei ausstehenden Rennen in Dschidda/Saudi-Arabien (5. Dezember) und Abu Dhabi eine Woche darauf kann der Brite seinen achten WM-Titel weiter aus eigener Kraft gewinnen.
Auf der anderen Seite könnte sich Verstappen in Dschidda zum ersten Mal die Krone aufsetzen. Der Vorsprung des Niederländers schrumpfte dennoch auf acht WM-Punkte ein.
"Es war vorne ziemlich einsam. Natürlich genieße ich die Rennen, bei denen man kämpfen muss. Aber heute haben wir diese Punkte gebraucht. Es war wirklich ein hartes Jahr bisher. Zwei Siege nacheinander sind ein großer Schritt nach vorne", sagte Hamilton nach dem Rennen erleichtert: "Ich fühle mich fit wie noch nie vor den letzten zwei Rennen."
Verstappen freute sich seinerseits über die gelungene Schadensbegrenzung. "Am Ende auf dem zweiten Platz zu sein und die beste Runde gefahren zu haben, ist sehr schön. Wir wissen, dass es schwer wird bis zum Ende."
Alonso, der sein erstes Podium seit dem Ungarn-GP 2014 einfuhr (damals noch für Ferrari) freute sich über den dritten Platz, war mit seiner Leistung aber nicht vollends zufrieden. "Ehrlich gesagt dachte ich, ich würde nach der ersten Runde führen. Ich dachte, dass ich Lewis mit den roten Reifen angreifen kann. Aber das ging nicht, und am Ende war es dann sehr eng mit Checo. Aber ich freue mich so für das Team. Esteban ist auch Fünfter geworden, es war also ein guter Sonntag."
Formel 1: So wird Verstappen in Saudi-Arabien Weltmeister
Max Verstappen wird beim Großen Preis von Saudi-Arabien in Dschidda am 5. Dezember Formel-1-Weltmeister, wenn...
- ... er gewinnt und die schnellste Rennrunde holt sowie Lewis Hamilton maximal Sechster wird.
- ... er ohne schnellste Rennrunde gewinnt und Lewis Hamilton maximal Siebter wird.
- ... er Zweiter wird und Lewis Hamilton ohne Punkte bleibt.
Katar-GP: Die Analyse
Am Start verteidigte Hamilton seine Führung souverän. Weder Pierre Gasly (AlphaTauri) noch Alonso kamen gut genug vom Fleck, um eine Attacke auf den Mercedes-Piloten zu starten.
Deutlich besser machte es Verstappen, der seine strafbedingte Rückversetzung um fünf Plätze nach nur drei Runden wettmachte. Am Start kassierte der Niederländer Hamilton-Teamkollege Valtteri Bottas, Carlos Sainz (Ferrari) und Lando Norris (McLaren), in den Umläufen vier und fünf waren dann Gasly und Alonso fällig.
Hamilton war zu diesem Zeitpunkt allerdings schon enteilt. Mit knapp vier Sekunden Vorsprung zog der Brite an der Spitze seine Kreise, bis zum Ende des ersten Stints war der Abstand zwischen beiden WM-Kontrahenten auf über neun Sekunden angewachsen.
Da sich Verstappen zusätzlich über den fortschreitenden Reifenverschleiß beschwerte, bat man ihn in Runde 21 zur Abfertigung an die Box. Hamilton coverte brav und kam einen Umlauf später, am Abstand änderte dies aber wenig. Mit einem Polster von acht Sekunden kehrte der Mercedes-Pilot auf die Strecke zurück.
Im zweiten Rennstint zog Verstappen zunächst das Tempo an und schien die Lücke auf Hamilton zufahren zu können, unter die magische Fünf-Sekunden-Marke kam er aber nie. Der Mercedes-Pilot konterte schnelle Zeiten Verstappens stets mit eigenen Bestzeiten, in Reichweite für einen Angriff kam der Niederländer dementsprechend nicht.
Da auch die zweite Boxenstopp-Welle nichts am Bild änderte - Hamilton coverte auch den zweiten Undercut-Versuch von Verstappen -, fuhr Hamilton den Sieg letztlich souverän nach Hause. Verstappen betrieb als Zweiter und mit der schnellsten Rennrunde Schadensbegrenzung, büßte jedoch erneut Punkte in der Fahrer-Weltmeisterschaft ein. Dritter wurde ein stark auffahrender Alonso im Alpine.
Die restlichen Punkte sicherten sich Sergio Perez (4.) im zweiten Red Bull, Esteban Ocon (5./Alpine), Lance Stroll (6./Aston Martin), Sainz (7.), Charles Leclerc (8./Ferrari), Norris (9.) und Vettel (10.).
Katar-GP: Die Reifenstrategie
Aufgrund der während des gesamten Rennverlaufs großen Abstände an der Spitze ergaben sich für Verstappen nur wenige taktische Möglichkeiten. Schon früh im Rennen zeigte sich, dass der Red Bull das Tempo Hamiltons nicht mitgehen konnte.
So kam Verstappen weder in die unmittelbare Nähe für einen Undercut, noch war das Reifenmanagement gut genug für einen längeren Stint und eine Einstopp-Strategie. Den Versuch eines Undercuts beim ersten Stopp beantwortete Hamilton mit einem Reifenwechsel seinerseits nur eine Runde später.
Beim zweiten Stopp bot sich ein ähnliches Bild. Verstappen machte den Anfang und tauschte seinen harten Pneu für frische Mediums, Hamilton bog - obwohl man sich nicht in direkter Undercut-Gefahr befand - einen Umlauf später an die Box ab.
Highlight des Rennens: Perez-Aufholjagd
Als Höhepunkt der F1-Saison 2021 wird der Katar-GP mit Sicherheit nicht eingehen, einige nette Manöver waren den Zuschauern dennoch geboten. Als Hauptverantwortlicher dafür zeigte sich Sergio Perez, der durch seinen schwachen Startplatz elf gleich mehrere langsamere Fahrer vor sich hatte und das zu nutzen wusste. Vor allem gegen Fernando Alonso und Carlos Sainz lieferte sich der Mexikaner einige enge Rad-an-Rad-Duelle, ohne dabei aber unfair zu agieren.
Top des Rennens: Fernando Alonso
Mit Startplatz zwei legte der Spanier bereits im Qualifying den Grundstein für ein gutes Ergebnis. Wie zu seinen besten Zeiten brachte Alonso die PS des überraschend stark performenden Alpine auf den Asphalt und fuhr mit Rang drei sein bestes Ergebnis der Saison und sein erstes Podium seit 2014 ein.
Flop des Rennens: Daniel Ricciardo
2021 ist nicht das Jahr des Australiers. Schon im Qualifying hatte Ricciardo große Probleme, die Rennpace sah einen Tag später dann nicht unbedingt besser aus. Nur Platz 12 sprang am Ende heraus - wenn der Teamkollege mit gleichem Material regelmäßig in die Punkte fährt, ist das zu wenig. Das Duell um Konstrukteurs-Rang drei gegen Ferrari scheint verloren, das ist primär der anhaltenden Schwäche Ricciardos zuzuschreiben.
Formel 1: Die WM-Wertung nach 20 von 22 Rennen
- Fahrerwertung:
Platz | Fahrer | Team | Punkte |
1 | Max Verstappen | Red Bull | 351,5* |
2 | Lewis Hamilton | Mercedes | 343,5* |
3 | Valtteri Bottas | Mercedes | 203 |
4 | Sergio Perez | Red Bull | 190 |
5 | Lando Norris | McLaren | 153 |
6 | Charles Leclerc | Ferrari | 152 |
7 | Carlos Sainz | Ferrari | 145,5* |
8 | Daniel Ricciardo | McLaren | 105 |
9 | Pierre Gasly | AlphaTauri | 92 |
10 | Fernando Alonso | Alpine | 77 |
- Konstrukteurswertung:
Platz | Team | Punkte |
1 | Mercedes | 546,5* |
2 | Red Bull | 541,5* |
3 | Ferrari | 297,5* |
4 | McLaren | 258 |
5 | Alpine | 137 |
6 | AlphaTauri | 112 |
7 | Aston Martin | 77 |
8 | Williams | 23 |
9 | Alfa Romeo | 11 |
10 | Haas | 0 |
*Beim 12. WM-Lauf in Belgien wurden aufgrund der nicht vollständig absolvierten Renndistanz nur halbe Punkte vergeben.