Am Grünen Tisch hatte Mercedes eine Strafe gegen Verstappen prüfen lassen, die Regelhüter sahen am Freitag keine Grundlage dafür. Das Klima zwischen den beiden Rennställen scheint aber spätestens jetzt vergiftet - sichtbar immer dann, wenn die Chefs Toto Wolff (Mercedes) und Christian Horner (Red Bull) übereinander sprechen.
In Doha setzten findige Menschen die beiden nun in eine gemeinsame Pressekonferenz, und die Show konnte beginnen. Es gebe "keine Beziehung" zum Kontrahenten, ließ Horner bei dieser Gelegenheit wissen, "es ist ein Wettkampf. Ich muss nicht zum Dinner mit Toto gehen, ich muss nicht seinen Hintern küssen. Andere Teamchefs haben das vielleicht nötig."
Wolff saß gleich daneben und gab sich deutlich diplomatischer. Der mittlerweile scharfe Ton sei in dieser Phase der Saison normal. Begonnen habe es wie beim Amateurboxen mit Kopfschutz, "dann war es irgendwann Profiboxen, und mittlerweile sind wir beim Martial Arts", sagte der Österreicher: Harter Kampf ohne Handschuhe also.
Grund für die Gangart sind auch die wiederholten Versuche von beiden Seiten, der jeweils anderen Regelbrüche nachzuweisen. Die nun abgewiesene Mercedes-Beschwerde über Verstappens Manöver beim vergangenen Rennen in Sao Paulo war ja nur die bislang letzte Runde eines Ringkampfs, der außerhalb der Cockpits geführt wird.
Hamilton lässt aufhorchen: "Bin etwas langsam momentan"
Das Titelduell mit Mercedes sei "das mit Abstand politischste in der Geschichte unseres Teams", sagte Horner, der Vorwurf an die Silberpfeile schwang da deutlich mit. Allerdings schaltet auch Red Bull die FIA-Kommissare immer wieder ein - momentan unterstellt das Team der Gegenseite gar Regelbrüche mit Blick auf Antrieb oder Heckflügel wegen "nicht normaler" Geschwindigkeiten auf den Geraden.
Am Freitag wusste diese vor allem Bottas zu nutzen, der Finne lag am Abend recht deutlich vorn. Gut zwei Zehntel dahinter folgte überraschend zunächst Pierre Gasly im AlphaTauri. Erst auf den Plätzen drei und vier sortierten Verstappen und Hamilton sich ein: Im Training trennte die beiden nicht mal eine Zehntelsekunde, in der WM sind es vor dem drittletzten Saisonrennen am Sonntag 14 Zähler.
Er sei "sicher nicht nah dran an der Spitze", sagte Hamilton, "ich bin etwas langsam momentan, wir müssen uns das genauer anschauen." Auch für Verstappen war "alles neu, es gibt noch viel zu lernen. Aber fürs Erste haben wir schon gute Fortschritte gemacht."
Aston-Martin-Pilot Sebastian Vettel schloss den ersten Tag auf dem Losail Circuit als Neunter ab, Mick Schumacher landete im Haas auf Rang 19. Für alle Beteiligten war es ein wichtiger erster Tag in Katar, denn die Formel 1 ist erstmals auf dieser Strecke zu Gast, die ursprünglich für den Motorradsport konzipiert wurde. Einige Fahrer hatten zumindest die Gelegenheit, sie vorab im Simulator kennenzulernen, für andere - wie etwa Schumacher - ist der Kurs völlig neu.