Formel 1: Mercedes verzichtet auf Berufung nach Saisonfinale - Verstappen bleibt Weltmeister

SID
Mercedes und Toto Wolff legen nach dem Triumph von Max Verstappen Protest gegen den Niederländer ein - zogen diesen nun aber zurück.
© getty

Die Formel-1-WM ist entschieden - diesmal wirklich. Mercedes sieht von weiteren rechtlichen Schritten nach der Niederlage gegen Max Verstappen und Red Bull ab.

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Im schwarzen Anzug mit schwarzer Fliege betrat Max Verstappen das Carrousel du Louvre, und die Laune war blendend. Am Donnerstagabend, pünktlich zur großen Abschluss-Gala in Paris, war er endlich Weltmeister ohne Fragezeichen. Denn wenige Stunden zuvor hatte Mercedes ganz offiziell auf einen Einspruch gegen das letzte Saisonrennen der Formel 1 verzichtet.

"Ich freue mich", sagte Verstappen lächelnd, "aber ich habe es auch erwartet." In den vier Tagen seit seinem entscheidenden Sieg gegen Lewis Hamilton in Abu Dhabi schien ein schnelles Ende des Streits allerdings keineswegs sicher.

Und auch am Donnerstag machte Mercedes deutlich: Das brennende Gefühl der Ungerechtigkeit bleibt, nur für das Wohl der Formel 1 verzichtet das Werksteam auf ein juristisches Nachspiel. "Wir werden nie darüber hinwegkommen", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff in einer eilig einberufenen Medienrunde, "das ist nicht möglich, schon gar nicht als Fahrer."

Und auch deshalb war Verstappen bei der Abschluss-Gala des Motorsport-Weltverbandes ziemlich einsam auf der Formel-1-Bühne. Der entthronte Hamilton war nicht da, und auch Wolff fehlte. Das Duo entschied sich gegen eine Teilnahme, obwohl diese eigentlich auch für die Zweitplatzierten im sportlichen Reglement vorgeschrieben ist.

Toto Wolff: "Wie in einem totalitären Regime"

"Wir werden beide nicht kommen", hatte Wolff am Mittag erklärt, "ich komme nicht, weil ich loyal zu Lewis stehe, und wegen meiner eigenen Integrität." Stattdessen nahm Cheftechniker James Allison den Pokal für die Konstrukteurs-WM in Empfang. Wie tief der Stachel bei den Silberpfeilen noch sitzt, war schon zuvor in einer Pressemitteilung deutlich geworden.

Rennen zu verlieren, sei Teil des Sports, "aber es ist etwas anderes, wenn du den Glauben an den Rennsport verlierst". Wolff traf vor allem die Machtlosigkeit gegen die Entscheidungen. "Du bist einer Situation ausgesetzt, die du nicht ändern kannst. Es ist wie in einem totalitären Regime", sagte der Österreicher, "und dann auch noch gegen jede Regel."

Red-Bull-Pilot Verstappen war am vergangenen Sonntag erst durch eine späte Safety-Car-Phase nah an Rekordweltmeister Hamilton im Mercedes herangerückt. Anschließend legte Rennleiter Michael Masi die Regeln zum Einsatz des Sicherheitsfahrzeugs höchst ungewöhnlich aus, sodass dem Niederländer noch genau eine Runde zum Angriff auf Hamilton blieb. Der Red-Bull-Pilot ging vorbei und krönte sich damit zum Weltmeister.

Mercedes legte wegen Verstößen gegen das Sportliche Reglement Protest ein, beide Einsprüche wurden noch am Rennsonntag von den Rennkommissaren abgewiesen. Anschließend hinterlegte das Werksteam formal seine Absicht, noch einmal in Berufung zu gehen - wird von diesem Recht nun aber nicht mehr Gebrauch machen.

Die FIA will nun eine Untersuchung der Ereignisse durchführen. Teams und die Formel-1-Führung sollen eingebunden werden, "um aus dieser Situation zu lernen", wie es hieß. Zudem soll gegenüber Teilnehmern, Medien und Fans für Klarheit über das aktuelle Reglement gesorgt werden. So hätten auch "Missverständnisse" zu dem Unmut beigetragen.

An Max Verstappen und Red Bull richtete Mercedes Glückwünsche: "Wir möchten unseren aufrichtigen Respekt für Eure Erfolge in diesem Jahr zum Ausdruck bringen. Ihr habt diese Saison zu einem absolut epischen Formel-1-Titelkampf gemacht", hieß es in einer Mitteilung.

Ein Schaden für die Formel 1 bleibt jedoch. Am Ende der wohl besten Saison der Geschichte gibt es zu viele Verlierer. Zumindest hat Mercedes mit seinem Verzicht auf eine Berufung noch Schlimmeres verhindert.