Bereits nach dem spektakulären Saisonfinale Ende vergangenen Jahres konnte man die außergewöhnliche Beziehung, die Max Verstappen und sein Rennstall Red Bull zueinander pflegen, bestaunen. "Können wir das bitte in den kommenden 10 bis 15 Jahren zusammen machen?", fragte der Niederländer unmittelbar nach seiner Zieleinfahrt in Abu Dhabi. Er wolle "bis ans Lebensende bei diesem Team bleiben, ich liebe sie."
Anstatt sich ausgiebig über seinen Last-Minute-WM-Triumph zu freuen, richteten sich die ersten Worte Verstappens damals dankend an seinen Arbeitgeber - wohl wissend, was man eben gerade zusammen erreicht hatte. Der Tenor: Die Zukunft wolle der Niederländer gemeinsam mit den Österreichern bestreiten. Langfristig.
Knapp vier Monate später ist dieser Wunsch nun in Erfüllung gegangen. Am vergangenen Donnerstag bestätigte Red Bull die vorzeitige Vertragsverlängerung Verstappens um weitere fünf Jahre bis einschließlich 2028. Gehaltstechnisch soll er mit dem neuen Arbeitspapier in Sphären eines Lewis Hamilton vordringen. Zwischen 40 und 50 Millionen Euro jährlich kassiert der aktuelle Weltmeister verschiedenen Medienberichten zufolge künftig.
"Ich genieße es sehr, ein Teil dieses Teams zu sein. Die Entscheidung, bis 2028 zu verlängern, ist mir sehr leichtgefallen", erneuerte Verstappen seinen RB-Treueschwur. Teamchef Christian Horner lobte Verstappens Unterschrift als "echtes Statement" des derzeit "besten Fahrers" der Formel 1. Beide Seiten bekräftigten, dass es nun das Ziel sei, den Status als Nummer eins im Feld zu festigen.
Und tatsächlich - so sehr sich die Formel 1 daran eigentlich satt gesehen hat - sprechen viele Faktoren dafür, dass die Kombination Verstappen-Red-Bull die nächste dominante Ära in der Königsklasse des Motorsports sein könnte.
Verstappen-Vertrag ein Red-Bull-Novum
Zum einen wäre da das extreme Vertrauensverhältnis sowie die Wertschätzung zueinander hervorzuheben. Dass Verstappen mit einem derart langen Vertrag ausgestattet wurde, ist bei Red Bull gewissermaßen ein Novum. In der Vergangenheit waren die Österreicher stets darauf bedacht, ihren Fahrern kurze, leistungsbezogene Verträge anzubieten, um nach jeder Saison deren Performance evaluieren zu können. Als jüngste Beispiele dienen Alexander Albon oder Pierre Gasly, die teilweise nach nicht einmal einem vollen Jahr vor die Tür gesetzt wurden - unabhängig von deren Talent.
"Welche Wertschätzung Max bei uns genießt, zeigt die Laufzeit des Vertrages. Normalerweise trifft Red Bull keine dermaßen lange Abkommen", bekräftigte RB-Motorsportchef Helmut Marko bei Sport1. "Es ist kein Geheimnis, dass Charakter bei Red Bull eine Eigenschaft ist, auf die extrem viel Wert gelegt wird." Verstappen habe diesen ausreichend unter Beweis gestellt, so Marko weiter.
Doch nicht nur zwischenmenschlich passt es zwischen RB und dem Niederländer, der gegenseitige Respekt spiegelt sich auch auf der Rennstrecke wider. Kaum ein anderer Rennstall schneidet sein Auto Jahr für Jahr derart passgenau auf einen seiner Piloten zu, wie es die Österreicher für Verstappen tun. Bei der Mit-Entwicklung des Boliden wird ihm nahezu freie Hand gelassen, jegliche teaminternen Abläufe sind auf ihn ausgelegt.
Dass dafür regelmäßig der Nummer zwei Fahrer geopfert wird und man in der Konstrukteurswertung weniger gute Aussichten auf den Titelgewinn hat, nimmt man bei RB in Kauf. Verstappen-Teamkollege Sergio Perez - zweifelsohne einer der besten Piloten im Feld - hatte im vergangenen Jahr nicht umsonst mit der Anpassung ans Fahrzeug zu kämpfen.
Dennoch gab es für die Nummer eins stets brave Rückendeckung. "Ich muss mich ans Auto anpassen. Max ist eine super Messlatte, weil er in jeder einzelnen Session alles aus dem Auto herausholt", erklärte der Mexikaner.
Verstappen-Verlängerung: Kommt jetzt Porsche?
Mit Verstappens Verlängerung treibt Red Bull aber noch ein anderes, großes Projekt voran. Ab 2026 tritt in der Formel 1 ein neues Motorenreglement in Kraft, aktuell besitzen die Österreicher jedoch noch keinen Partner. Mit dem Ende der vergangenen Saison endete der Vertrag mit Hersteller Honda - die Japaner ziehen sich aus Kostengründen allerdings komplett aus der Formel 1 zurück. Das neu gegründete Red-Bull-Powertrains-Programm (baut Motoren für die Jahre 2022-2025) ist mehr als Übergangs- denn langfristige Lösung zu verstehen.
Mit Verstappen als Aushängeschild besitzt Red Bull nun aber ein mehr als gutes Verhandlungs-Argument. Gespräche mit der Volkswagen-Gruppe soll es verschiedenen Medienberichten zufolge bereits vor der offiziellen Bekanntgabe gegeben haben, nun würde einem viel diskutierten Einstieg von VW-Tochter Porsche nichts mehr im Wege stehen.
Mit einem derart finanzstarken und vor allem unabhängigen Motorenliefertanten wäre der Grundstein für weitere erfolgreiche Jahre gelegt. Auch auf Seiten des Stuttgarter Unternehmens sieht man die Verstappen-Verlängerung mit Wohlwollen. Dass der Niederländer neuer Markenbotschafter Porsches werden soll, scheint ebenso in trockenen Tüchern. Der Weltmeister soll dafür in die Entwicklung einer Sonderedition der Kultmarke integriert werden. Farbe: Orange. Deckname: "VMax".
"Dass Max bis Ende 2028 bei Red Bull unterschrieben hat, ist eine echte Absichtserklärung", äußerte sich auch Horner zuversichtlich bezüglich eines möglichen Deals. "Da die Red Bull Powertrains-Abteilung auf das neue Motorenreglement für 2026 hinarbeitet, wollten wir sicherstellen, dass wir den besten Fahrer in der Startaufstellung für dieses Auto haben."
Verstappen: Steht Red Bull vor einer neuen, dominanten Ära?
Unterm Strich ist die Vertragsverlängerung des Niederländers bei Red Bull also nur der erste Schritt eines vielschichtigen Plans, der die Vormachtstellung der Bullen über Jahren unterstreichen soll. Es ist eine Ansage an die anderen finanzstarken Konkurrenten von Mercedes und Ferrari.
Mit Verstappen, der mit gerade einmal 24 Jahren den Höhepunkt seines Schaffens sicherlich noch nicht erreicht hat und mit dem man auf einer Vertrauensbasis zusammenarbeitet, wie sie es selten in der Formel 1 gegeben hat, sowie Motorenlieferant Porsche im Rücken haben die Österreicher eine fast schon beängstigende Messlatte gesetzt.
Es ist nicht auszuschließen, dass die Formel 1 unmittelbar vor einer neuen Ära der Dominanz steht.
Formel 1, Testfahrten: Datum, Termine, Ort, Übertragung im TV und Livestream - Der Rennkalender 2022
Nr. | GP von ... (Ort) | Strecke | Zeitplan (je 2022) |
1 | Bahrain (Sakhir) | Bahrain International Circuit | 18.03. - 20.03. |
2 | Saudi-Arabien (Dschidda) | Jeddah Street Circuit | 25.03. - 27.03. |
3 | Australien (Melbourne) | Albert Park Circuit | 08.04. - 10.04. |
4 | Italien (Imola) | Autodromo Enzo e Dino Ferrari | 22.04. - 24.04. |
5 | USA (Miami) | Miami Street Circuit | 06.05. - 08.05. |
6 | Spanien (Barcelona) | Circuit de Barcelona-Catalunya | 20.05. - 22.05. |
7 | Monaco (Monte Carlo) | Circuit de Monaco | 27.05. - 29.05. |
8 | Aserbaidschan (Baku) | Baku City Circuit | 10.06. - 12.06. |
9 | Kanada (Montreal) | Circuit Gilles-Villeneuve | 17.06. - 19.06. |
10 | Großbritannien (Silverstone) | Silverstone Circuit | 01.07. - 03.07. |
11 | Österreich (Spielberg) | Red Bull Ring | 08.07. - 10.07. |
12 | Frankreich (Le Castellet) | Circuit Paul Ricard | 22.07. - 24.07. |
13 | Ungarn (Budapest) | Hungaroring | 29.07. - 31.07. |
14 | Belgien (Spa-Francorchamps) | Circuit de Spa-Francorchamps | 26.08. - 28.08. |
15 | Niederlande (Zandvoort) | Circuit Park Zandvoort | 02.09. - 04.09. |
16 | Italien (Monza) | Autodromo Nazionale Monza | 09.09. - 11.09. |
17 | TBA (Russland-GP gestrichen) | TBA | 23.09. - 25.09. |
18 | Singapur (Singapur) | Marina Bay Street Circuit | 30.09. - 02.10. |
19 | Japan (Suzuka) | Suzuka International Racing Course | 07.10. - 09.10. |
20 | USA (Austin) | Circuit of The Americas | 21.10. - 23.10. |
21 | Mexiko (Mexiko-Stadt) | Autódromo Hermanos Rodriguez | 28.10. - 30.10. |
22 | Brasilien (Sao Paulo) | Autódromo José Carlos Pace | 11.11. - 13.11. |
23 | VAR (Abu Dhabi) | Yas Marina Circuit | 18.11. - 20.11. |