Mastermind Adrian Newey entwirft womöglich bald den Weltmeister-Ferrari für Rekordchampion Lewis Hamilton, Red Bull muss sich angesichts des feststehenden Abgangs seines Chefdesigners wohl nicht nur Sorgen um seinen Status als Branchenprimus machen - sondern vielleicht auch wieder um die Treue von Weltmeister Max Verstappen.
Der Abschied des Chefdesigners Newey im ersten Quartal 2025 versetzte die Formel-1-Welt am Mittwoch in Aufregung. Schließlich hat der 65-Jährige federführend jene Autos entwickelt, in denen Verstappen zu mittlerweile drei Formel-1-Weltmeistertiteln geflogen ist - und nun soll es Newey ausgerechnet zu Ferrari ziehen. Dort würde er dann auf Hamilton treffen, der ab kommendem Jahr für die Scuderia fährt.
Verschieben sich damit also die Kräfteverhältnisse in der Königsklasse? Ist es das Ende der Ära von Red Bull und der Beginn der Ferrari-Zeit? Und was macht Verstappen ohne das Mastermind, das so eng mit seinen eigenen Erfolgen verknüpft ist?
Adrian Newey designte schon Nigel Mansells Weltmeister-Boliden
"Es war mir eine große Ehre, fast zwei Jahrzehnte lang eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung von Red Bull Racing zu spielen", erklärte Newey kurz vor dem Rennen in Miami (Sonntag, 22.00 Uhr MESZ). Aus seiner Feder stammten die Weltmeister-Rennwagen von Nigel Mansell (1992), Alain Prost (1993), Damon Hill (1996), Jacques Villeneuve (1997/alle Williams), Mika Häkkinen (1998 und 1999/McLaren), Sebastian Vettel (2010 bis 2013) und Verstappen (2021 bis 2023/jeweils Red Bull) - und wohl auch der Bolide, der Verstappen in diesem Jahr zum Titel tragen wird.
Der Niederländer Verstappen, um den sich unter anderem Mercedes intensiv bemüht, wird die Entwicklung genau beobachten. Schließlich rumort es schon länger beim Weltmeisterrennstall: Der interne Machtkampf zwischen Teamchef Christian Horner, Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko und Verstappens Vater Jos drückte zu Saisonbeginn auf die Stimmung. Newey, so ist zu vernehmen, war darüber unglücklich, Gerüchte über seinen Abschied hatten sich schon länger gehalten.
Nun also geht Newey - und damit auch der Erfolg? Das wird sich spätestens ab 2026 zeigen, wenn die neuen Regeln greifen und die Autos nach gänzlich anderen Vorgaben zu fahren sind. Es könnte die Spannung in die Formel 1 zurückkehren, die jeder, der es nicht mit Verstappen und Red Bull hält, derzeit schmerzlich vermisst.
Newey betonte, er denke, "dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um den Staffelstab an andere zu übergeben und mich neuen Herausforderungen zu stellen." Es halten sich hartnäckige Gerüchte, dass sich Ferrari sehr intensiv um Newey bemüht - und der 65-Jährige gewillt ist, diese Herausforderung anzunehmen.
Erst am Mittwoch berichtete die Gazzetta dello Sport von einem Treffen Neweys mit Ferrari-Teamchef Fred Vasseur in London. Die Hoffnungen der Scuderia, Newey zu gewinnen und damit endlich wieder erfolgreicher zu sein, sind riesig. Und wer weiß? Vielleicht findet die Erfolgsgeschichte von Newey und Verstappen irgendwann bei Ferrari eine Fortsetzung - der Niederländer gibt sich schließlich nicht mit dem zweitbesten Auto zufrieden.