Platz 1, Nico Rosberg: Am Tagessieger kann es einfach keinen Zweifel geben! Der Deutsche lieferte in Brasilien die beste Leistung seiner gesamten Saison ab. Die Überraschung: 2014 belegt er erst zum zweiten Mal den Spitzenrang. Dass ihm sein fehlerfreies Rennen mit Bestzeiten in allen Trainings und dem Qualifying erst gelang, als er die WM nicht mehr aus eigener Kraft holen konnte, mag ein Makel sein. Die Leistung bei seiner Verteidigungsfahrt schmälert es nicht.
Schon am Freitag war der neuerliche Motivationsschub nach dem verhängnisvollen Fehler von Austin, der Lewis Hamilton erst sein siegbringendes Überholmanöver ermöglichte, spürbar. Zum ersten Mal holte Rosberg in Training 1 und 2 die Bestzeit, es war erst das dritte Mal, dass er in der Nachmittagssession die Nase vorne hatte. Doch Rosberg war nicht nur auf eine Runde schneller als der WM-Führende, er hatte auch bei den Longruns rund drei Zehntelsekunden Vorsprung auf den eigenen Teamkollegen.
ANALYSE Hamilton: "Ich war deutlich schneller"
Dass er nach der souveränen Pole Position und dem bravourösen ersten Stint seinen Vorsprung einbüßte und Hamilton nach seinem Dreher die Lücke schnell wieder schließen konnte, ist auf den ersten Blick etwas verwunderlich,. Ich glaube aber Rosberg: Er sparte mehr Reifen, um definitiv zu verhindern, einen vierten Stopp einlegen zu müssen - nur der hätte ihn den Sieg kosten können. Die Entscheidung war intelligent und rundete das perfekte Wochenende ab, das ihn zum ersten Mal seit Kanada aufs Ranking-Podium hievt und in der Gesamtwertung an Fernando Alonso vorbeispült.
Platz 2, Jenson Button: Der Weltmeister des Jahres 2009 nimmt seine Situation mit Humor. "Um einen anderen Fahrer zu zitieren: Ich bin begeistert, was meine Zukunft betrifft. Und der Unterschied ist: Ich glaube das und es ist wahr." Button hat Recht, wenn er sagt, er müsse nichts beweisen. Seine Qualitäten sind bekannt: Unaufgeregt fährt er für McLaren nahezu fehlerlos wertvolle Ergebnisse ein und gibt den Ingenieuren exzellentes Feedback.
Trotzdem muss er um seine Zukunft kämpfen, weil Kevin Magnussen in seiner Debütsaison mit purer Geschwindigkeit und Fahrzeugkontrolle aufhorchen ließ. Für Button war Brasilien deshalb wichtig. Alles lief wie gewünscht. Keine Aufregung über irritierende Strategie-Entscheidungen des Teams wie in der Vorwoche, keine Ablenkung vom eigentlichen Auftrag: das bestmögliche Ergebnis zu holen.
Genau das setzte der Engländer mit dem fünften Startplatz und einer unaufgeregten Fahrt auf Platz 4 um, wobei er zusätzlich Kimi Räikkönen im Duell der Altmeister mit dem spektakulärsten Überholmanöver des Rennens in die Schranken wies. Dass der erfahrenste Pilot für das neue Honda-Projekt einen großen Vorteil bedeuten könnte, weiß auch Alonso, der sich öffentlich für einen Formel-1-Verbleib Buttons aussprach. Hoffentlich gibt nicht nur Magnussens geringeres Gehalt am Ende den Ausschlag.
Platz 3, Nico Hülkenberg: Ganz ehrlich? Der Emmericher fuhr an diesem Wochenende endlich mal wieder über den Möglichkeiten seines Autos. Die drittschnellste Rundenzeit resultierte zugegebenermaßen aus der umgedrehten Strategie mit Start auf den harten Reifen, doch dass Hülkenberg mal wieder Führungsluft schnupperte, war kaum zu erwarten.
Der 27-Jährige setzte den ausgearbeiteten Plan mit seiner vielleicht stärksten Leistung in der zweiten Saisonhälfte perfekt um. Startplatz 12 hielt er nach dem Start trotz der langsameren Reifen, nicht nur gegen Valtteri Bottas setzte er sich im Zweikampf entschlossen durch. Lediglich die Ferrari waren dann doch etwas zu schnell.
Gerade der Vergleich mit Teamkollege Sergio Perez verdeutlicht die Ausnahmeleistung: Der Mexikaner kam nach seiner Straversetzung überhaupt nicht voran und konnte lediglich den aus der Box gestarteten Sauber von Adrian Sutil hinter sich halten, der unter der Hitze extrem litt.
Platz 4, Romain Grosjean: Mit seinem Interlagos-Streich überholte der Franzose an diesem Wochenende die Toro-Rosso-Piloten. Mehr als zwei Zehntel nahm er Teamkollege Pastor Maldonado schon im Qualifying ab. Allein der 14. Startplatz war schon ein ordentliches Resultat.
Krönen sollte Grosjean seine Leistung unterdessen am Sonntag. Auf Mediums gestartet hielt er trotz vollem Tank und damit größerem Reifenverschleiß 24 Runden auf den Slicks durch. Als Vettel schon zum zweiten Stopp einbog, hielt der Lotus gerade das erste Mal an.
Dass die Pace des Autos nicht für ein richtig gutes Resultat reichen würde, war von Anfang an klar. Trotzdem war Grosjean auf Kurs: Er schickte sich an, auf den weichen Reifen in die Punkteränge zu springen, als einer der sechs Zylinder des Renault-Verbrennungsmotors den Dienst quittierte. Schade!