Platz 5, Sebastian Vettel: Der scheidende Weltmeister präsentierte sich bei seiner Red-Bull-Abschiedstour noch mal in Bestform. Aggressiv und gleichzeitig bedacht präsentierte sich der Heppenheimer. 1,3 Zehntelsekunden reichten im entscheidenden Teil des Qualifyings, um Teamkollege Daniel Ricciardo drei Plätze hinter sich zu lassen.
Im Rennen erholte sich Vettel schnell von seinem Fehler in der vierten Kurve, als er zwei Plätze verlor, und arbeitete sich mit sehenswerten Manövern an den Ferrari von Räikkönen und Alonso vorbei und hatte dabei trotz der schwierigen Bedingungen den Reifenverbrauch im Griff. Das war ungewohnt, aber ein weiteres Argument für den Platz knapp hinter dem Ranking-Podium.
Platz 6, Fernando Alonso: Über zehn Sekunden Rückstand auf Vettel waren aus meiner Sicht zu viel. Ganz so stark wie sonst üblich war der Spanier in Südamerika nicht. Interlagos mag nicht seine Lieblingsstrecke sein - er gewann dort noch nie -, doch dass Alonso derart von Räikkönen unter Druck gesetzt wird, war überraschend. Dem Spanier Fehler vorzuwerfen, geht allerdings nicht. Er fuhr nur eine Stufe unter seiner Optimalform.
Platz 7, Kimi Räikkönen: Dafür präsentierte sich der Iceman nochmals verbessert. Dass er als einziger Pilot eine Zwei-Stopp-Strategie hinbekam, lag wohl vor allem an den eine Spur zu weichen Reifen, mit denen er einfach besser zurechtkommt als jeder andere Fahrer. Schon in der Quali hatte der Finne ein Indiz für seine Form gegeben, als er nur eine Zehntelsekunde mehr brauchte als sein Teamkollege.
Dass er im Rennen nicht vor Alonso landete, lag aber leider an ihm. Räikkönen überfuhr beim Boxenstopp die Haltemarkierung und verlor dadurch Zeit. Trotzdem war der Kampf auf den abgefahrenen Reifen gegen den eigenen Teamkollegen ein echtes Highlight seiner enttäuschenden Saison.
Platz 8, Daniil Kvyat: Der Russe präsentierte sich ähnlich wie Hülkenberg. Er fuhr mit derselben Strategie und verbesserte sich trotz der langsameren Gummis im ersten Stint sogar deutlich. Durch die Boxenstopps der auf weichen Reifen gestarteten Konkurrenz lag er zwischenzeitlich sogar auf Rang drei.
Zu halten war die Position nicht. Am Ende hatte er weniger als eine Zehntel Rückstand auf Pechvogel Bottas und verpasste die Punkteränge somit denkbar knapp, obwohl er aus der letzten Reihe gestartet war. Ich freue mich schon zu sehen, was ihm 2015 mit dem immer noch wesentlich schnelleren Red Bull gelingt.
Platz 9, Daniel Ricciardo: Der Australier hatte in Interlagos deutlich mit der Balance seines RB10 zu kämpfen, machte aber das Beste draus. Im Qualifying blieb er knapp hinter Vettel, im Rennen ging er das Tempo des Weltmeisters mit, blieb aber weitgehend unauffällig. Letztlich beendete die defekte Vorderradaufhängung seine Punktefahrt, die nicht so stark war wie zuletzt.
Platz 10, Felipe Massa: Es hat knapp gereicht: Der Brasilianer schafft bei seinem Heimspiel noch den Sprung in die Top 10 des Driver-Ranking. Der Hauptgrund dafür ist allerdings nicht die Leistung im Rennen, sondern die ausgezeichnete Runde in Q3, als ihm nur zwei Zehntel auf den Mercedes-Polesetter fehlten.
Im Rennen hatte Massa dagegen Glück, dass sein Williams eindeutig das zweitschnellste Auto war. Zwei Fehler bei Boxenstopps - erst die Überschreitung des Geschwindigkeitslimits, dann der Zwischenstopp bei den McLaren-Mechanikern - sind zu viel und deuten fast schon auf Unkonzentriertheit hin. Das muss der Brasilianer schnellstens wieder abstellen.
Härtefall, Lewis Hamilton: Wirklich glatt lief für den 29-Jährigen in Sao Paulo nichts. Auf seinen Ausritt im Abschlusstraining folgte der Verbremser im Qualifying, der ihn die Pole kostete. Dass er schließlich am Sonntag auch noch den Sieg durch eine Ausfahrt in die Auslaufzone verspielte, komplettierte das dürftige Bild.
Zwar holte Hamilton den Rückstand wieder auf und setzte den reifensparenden Rosberg unter Druck, eine echte Attacke konnte er aber nie fahren, weil der Deutsche ihn mit Stahlnerven unter Kontrolle hielt. Letztlich erlaubte sich Hamilton einfach zu viele entscheidende Fehler für eine höhere Wertung.
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