Die Leichtigkeit des Rennfahrens

Sebastian Vettel und Nico Rosberg waren mit ihrem Rennen in Melbourne zufrieden
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Abgesehen vom angedrohten Ausstieg von Red Bull aus der Formel 1 brachte der Australien-GP drei strahlende Gesichter hervor. Lewis Hamilton, Nico Rosberg waren nach dem Mercedes-Doppelsieg in Melbourne hochzufrieden, Sebastian Vettel scherzte nach seinem erfolgreichen Ferrari-Debüt ausgelassen und bekam sogar eine Einladung zur Spionage.

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Beim flüchtigen Blick auf das Resultat scheint sich seit der Mercedes-Rekordsaison nichts geändert zu haben. Im Jahr 2014 gewann Nico Rosberg den Auftakt mit 26,777 Sekunden Vorsprung auf Kevin Magnussen, weil Daniel Ricciardo bei seinem Red-Bull-Debüt disqualifiziert wurde, anno 2015 betrug Sebastian Vettels Rückstand auf den siegreichen Silberpfeil 34,523 Sekunden.

Das gesamte Melbourne-Ergebnis im Überblick

Doch die Karten im Rennen der Sternenjäger sind neu gemischt - zum Vorteil von Vettel. Während sein ehemaliger Arbeitgeber Red Bull selbst mit dem eigenen B-Team nur schwer mithalten kann, hat Ferrari die Führung der Verfolgergruppe übernommen.

Vettel: "Fühlt sich wie ein Sieg an"

"Natürlich war es kein Sieg, aber für uns fühlt es sich wie ein Sieg an. Nach einer schrecklichen Saison im Vorjahr ist es eine riesige Erleichterung zu wissen, dass das Auto funktioniert", sagte Vettel und schickte eine Liebeserklärung an den Sportwagenhersteller: "Ich war im Geheimen ein Ferrari-Fan, jetzt kann ich auch offiziell ein Ferrari-Fan sein. Seit meinem ersten Tag ist da etwas Magisches."

Seit er zum ersten Mal einen Fuß in die Zentrale des erfolgreichsten Rennstalls der Formel-1-Geschichte setzte, wirkt der 27-Jährige wie verwandelt. "Jetzt muss ich mir vor allem Pizza verkneifen", scherzte er in Australien über die Veränderungen. Der Ballast der Erfolgslosigkeit ist verschwunden, Vettels spitzbübische Art hat die schlechte Laune verdrängt.

Rosberg lädt Vettel zum Spionage-Besuch ein

Als Rosberg auf der Pressekonferenz seinen Wunsch äußerte, Ferrari möge bei den nächsten Rennen näher dran sein, damit die Fans vom Fernseher und an der Strecke eine bessere Show geboten bekommen, meldete sich Vettel grinsend zu Wort: "Du bist 30 Sekunden vor uns ins Ziel gekommen und hoffst, dass es enger wird? Du hoffst also, ihr werdet langsamer?"

Rosberg verneinte, er wolle aber mehr Konkurrenz von Ferrari. Vettel: "Erster Vorschlag: Ihr macht eure Garage in Malaysia zum öffentlichen Raum. Nein? Nur ein Witz." Rosberg: "Du kannst kommen, wenn du willst. Wir laden dich ein." Vettel: "Ich komme. Wir sehen uns am Freitag bei eurem Briefing im Ingenieursbüro."

Dass es zu dem verabredeten Treffen nicht kommen wird, ist klar. Motorsportchef Toto Wolff und Aufsichtsratsvorsitzender Niki Lauda zogen die Einladung direkt zurück. Zu groß ist die Geheimniskrämerei in der Formel 1.

Deutsche Spitzenfahrer bester Laune

Doch die kleine Episode zeigt, wie gut die Laune beiden deutschen Spitzenpiloten derzeit ist. Rosberg ärgerte sich keine Sekunde über die erste Niederlage der Saison im Mercedes-Duell gegen Hamilton, er lobte seinen ärgsten Widersacher.

Derweil überträgt sich Vettels Stimmung auf sein Team. "Im gesamten vergangenen Jahr waren wir einmal auf dem Podium", stellte Technikdirektor James Allison fest: "Das war das erste Rennen und wir sind auf dem Podest. Das macht dich in allen Belangen glücklich."

Zufrieden ist Ferrari trotzdem nicht. Die Lücke soll kleiner werden. Durch die Weiterentwicklung der Powerunit wird sich kaum Verbesserung einstellen. Alle Hersteller haben fast gleich viele der 32 Token benutzt, mit denen in dieser Saison fast die Hälfte der in 66 Tokens unterteilten Antriebseinheiten modifiziert werden können.

Die Liste der offenen Token:

  • Mercedes: 7 Token
  • Ferrari: 10 Token
  • Renault: 12 Token
  • Honda: 9 Token (Mittelwert der übrigen Hersteller)

Ferrari müsste also andere Lösungen finden, um die Attacke auf Mercedes zu ermöglichen. Das Team scheint schon Pläne zu haben. "Toto liegt richtig, wenn er sich Sorgen macht: Wir kommen", ließ Teamchef Maurizio Arrivabene bei Sky eine kleine Kampfansage los.

"Wir sind nicht weit weg. Wir können an der Spitze mitmischen", fiel Kimi Räikkönen in die Optimismuswelle ein. Der Finne bekam zudem eine gute Nachricht von den Stewards: Für das lose Rad nach dem zweiten Boxenstopp gibt es keine Strafe. Ferrari begründete, das Team habe den Iceman sofort gestoppt, als die Telemetrie das Problem aufzeichnete.

Auch wenn die Strecke im Albert Park aufgrund ihrer besonderen Charakteristik nur wenig Rückschlüsse auf die wahre Leistungsstärke der Autos zulässt, ist eins sicher: Ferrari hat sich extrem verbessert.

Die Probleme aus dem Vorjahr, als besonders die weichen Reifen im Longrun viel zu schnell abbauten und der Verbrennungsmotor zu viel Benzin verbrauchte, sind schon behoben. Es fehlt noch ein Beweis der Leistungsfähigkeit des Chassis auf der aerodynamisch fordernden Strecke in Sepang in zwei Wochen.

Der Formel-1-Kalender 2015 im Überblick