Hamilton siegt - Vettel-Podium platzt

Alexander Maack
23. August 201518:39
Lewis Hamilton flog in Spa vom Start weg der Konkurrenz davongetty
Werbung

Sechster Saisonsieg im elften Rennen! Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton hat den Großen Preis von Belgien in Spa-Francorchamps gewonnen und seinen Vorsprung in der Fahrer-WM auf den abermals zweitplatzierten Teamkollegen Nico Rosberg auf 28 Punkte ausgebaut. Sebastian Vettel verlor in der vorletzten Runde nach einem Reifenplatzer Platz 3 an Lotus-Pilot Romain Grosjean.

Ferrari hatte bei seinem 900. Rennen in der Formel 1 versucht, den vierfachen Weltmeister mit nur einem Stopp ins Ziel zu bekommen. Der Plan ging schief, der Reifen hielt nicht durch, was Grosjean und Lotus den ersten Podiumsplatz seit dem USA-GP im November 2013 einbrachte, während Vettel als Zwölfter gewertet wurde und in der WM nun als Dritter 67 Punkte hinter Hamilton liegt.

Das Ergebnis des Rennens im Überblick

Vierter wurde Red-Bull-Pilot Daniil Kvyat vor Sergio Perez im Force India, der direkt nach dem Start sogar kurz die Führung von Hamilton übernommen hatte, später das Tempo aber nicht mitgehen konnte. Sein Teamkollege Nico Hülkenberg hatte zuvor mit technischen Problemen für einen Startabbruch gesorgt und musste seinen Arbeitstag anschließend beenden.

Die Reaktionen:

Lewis Hamilton (Mercedes): "Unglaublicher Job vom Team an diesem Wochenende. Das war heute traumhaft, das Auto am ganzen Wochenende fantastisch."

Nico Rosberg (Mercedes): "Ich habe den Start versaut. Lewis hat es großartig gemacht und den Sieg verdient. Ich habe versucht ihn herauszufordern, aber es war nicht genug."

Romain Grosjean (Lotus): "Die Jungs haben hart gearbeitet, um das Auto dort hinzubekommen, wo wir heute stehen. Auf dem Podium zu stehen ist für uns speziell, es ist so wertvoll wie ein Rennsieg."

Sergio Perez (Force India): "Von jetzt an können wir stark sein und die Performance öfter erwarten. Ich war total happy mit der Pace im Rennen."

Der Spielfilm:

Vor dem Start: Arge Probleme für Hülkenberg! Bei der Fahrt aus der Box funktioniert das Hybrid-System nicht, es fehlt Leistung, Force India versucht einen Reset. Bei der Aufwärmrunde gibt's dasselbe Problem, Hülkenberg soll erst direkt in die Box fahren, stellt sich dann aber in die Startaufstellung und fängt wild an zu winken. Startabbruch! Auch Sainz klagt danach über fehlende Leistung, er geht aber kein Risiko und biegt in die Box ab.

Außerdem: Strafen über Strafen. McLaren kombiniert 105 Plätze für zwei Motorenwechsel bei beiden Fahrern und blockiert die letzte Reihe, Verstappen startet mit neuem Verbrennungsmotor davor, Räikkönen und Grosjean müssen mit neuem Getriebe fünf Plätze zurück. Bitter: Der Franzose wäre als Vierter gestartet.

RE-LIVE: Das ganze Rennen im Ticker

Start: Der Neuland-König heißt Hamilton. Er gewinnt den ersten Start ohne Ingenieur-Hilfe und ist dabei so gut wie lange nicht mehr. Rosberg kommt überhaupt nicht weg und fällt auf Platz 5 zurück. Perez und Ricciardo kommen sehr gut weg, der Mexikaner fährt auf der Kemmel-Geraden sogar an Hamilton vorbei, der aber kontert. Hamilton führt vor Perez und Ricciardo. Vettel springt auf Platz 6 vor und folgt Rosberg.

Runde 2: Noch kein DRS, aber Rosberg krallt sich Bottas. Vettel nutzt die Gunst der Stunde und kassiert den Finnen auch gleich ein. Pastor Maldonado stellt seinen Motor derweil ab und rollt mit letzter Kraft in die Garage.

Runde 4: Verstappen macht Tempo: Er schnappt sich Ericsson und fährt jetzt als Zehnter auf einem Punkterang, dabei war er als 18. ins Rennen gegangen. Im Schlepptau hat der Niederländer Räikkönen.

Runde 6: Starkes Manöver von Kvyat! Der Russe überholt Massa auf der Außenbahn in Les Combes hinein - zwar mit DRS-Unterstützung, aber der Russe fährt immerhin mit Renault-Power.

Runde 7: Ricciardo fährt als Erster an die Box, holt sich Mediums und kommt als Zwölfter vor Alonso wieder raus. Das sieht nach drei Stopps aus. Rosberg ist Dritter und schließt direkt zu Perez auf.

Runde 8: Williams zollt dem großen Heckflügel Tribut: Bottas kann das Tempo der Konkurrenz nicht mitgehen, Grosjean überholt ihn auf der Kemmel-Straight und übernimmt Platz 6. Derweil macht Perez Platz und fährt wie Ricciardo an die Box. Rosberg liegt 8,4 Sekunden hinter Hamilton an zweiter Stelle.

Runde 9: Grosjean, Kvyat, Massa, Verstappen und Ericsson kommen zeitgleich rein, Bottas' Undercut gegen den Lotus-Pilopten funktioniert, der Finne ist wieder vorn. Das Problem: Er hat als rechten Hinterreifen einen Medium-Slick drauf, während sonst weiche montiert wurden. Das ist verboten. Er kassiert eine Durchfahrtsstrafe.

Runde 11: Was macht Verstappen da? Er verbremst sich hinter Nasr und geht dann einfach mal auf der Außenbahn in der Highspeed-Kurve Blachimont vorbei! Der Brasilianer fährt direkt an die Box.

Runde 12: Rosberg pusht und holt sich an der Box erstmals Mediums. Derweil überholt Perez auf der Strecke Ricciardo, der ihm beim Stopp einen Platz geklaut hatte. Rosberg kommt direkt vor dem Mexikaner raus und blockt den Überholversuch auf der Kemmel-Geraden gerade ab. Perfektes Timing, perfekte Inlap! Hamilton folgt eine Runde später und überlässt Vettel die Führung.

Runde 14: Vettel fährt als letzter Spitzenpilot in die Box. Er holt sich Mediums und kommt als Sechster vor Bottas wieder auf die Strecke. Allerdings könnte er knapp 20 Sekunden sparen, wenn er einmal weniger stoppt.

Runde 19: Rosberg fliegt! Jetzt liegt er nur mehr gut drei Sekunden hinter Hamilton. Perez hat als Dritter fast 20 Sekunden Rückstand und bekommt Probleme: Lotus gibt bei Grosjean mehr Leistung frei, der Franzose fliegt mit flachem Flügel auf Kemmel vorbei. Grosjean ist Dritter!

Runde 21: Virtuelles Safety Car! Ricciardo verliert sämtlichen Vortrieb, als er zu Perez aufschließt, der zu seinem zweiten Boxenstopp abbiegt. Das Auto bleibt auf der Zielgeraden stehen. Damit die Streckenposten ordentlich arbeiten können, friert die Rennleitung die Abstände ein, Rosberg fährt bis dahin voll und nimmt Hamilton eine Sekunde ab. Grosjean kommt direkt zum Reifenwechsel, Massa, Räikkönen und Verstappen folgen. In Runde 22 ist der Red Bull weg, freie Fahrt!

Runde 28: Kvyat stoppt von Platz 5 zum zweiten Mal und fährt als Zehnter auf weichen Reifen wieder auf die Strecke. Die Aufholjagd beginnt! Derweil hat Vettel ein Problem: Ein System reagiert nicht, als er am Lenkrad an den Reglern dreht. Trotzdem fragt er die Scuderia, ob er zu einem Extra-Stopp kommen sollte. Grosjean fährt vier Sekunden hinter ihm.

Runde 30: Hamilton soll an die Box, will aber eigentlich nicht. Erst als das Team ihm sagt, dass dann Rosberg reinkommt, willigt er ein. Der Teamkollege übernimmt die Führung für eine Runde und fährt dann ebenfalls zum letzten Reifenwechsel. Die Reihenfolge bleibt gleich: Hamilton, Rosberg, Vettel, Grosjean und Perez sind die ersten Fünf. Massa, Räikkönen, Verstappen, Kvyat und Bottas folgen.

Runde 37: Derweil bekommt Vettel langsam Probleme: Grosjean ist nur noch eine Sekunde hinter ihm und kommt ins DRS-Fenster. Er bekommt abermals volle Leistung.

Runde 41: Kvyat dreht auf! "That's how you fucking do it", brüllt er, während er Massa und anschließend Perez überholt und damit Platz 5 übernimmt.

Runde 42: Das darf doch nicht wahr sein! Vettel platzt bei Höchstgeschwindigkeit auf der Kemmel-Geraden der rechte Hinterreifen! Er rollt langsam zur Box zurück, fällt dabei aber aus den Punkterängen. Grosjean übernimmt Platz 3.

Ziel: Nach 43 Runden feiert Hamilton seinen zweiten Sieg in Belgien nach dem Erfolg 2010, es ist sein 80. Besuch auf dem Podium. Rosberg wird Zweiter vor Grosjean. Kvyat belegt Platz 4, Perez rettet grandios Rang 5 für Force India vor Massa. Verstappen war in der Schlussrunde kurz an Räikkönen vorbei, dann aber auch neben der Strecke. Damit bleibt der Ferrari Siebter, die letzten Punkte gehen an Verstappen, Bottas und Ericsson. Vettel wird als Zwölfter gewertet.

Mann des Rennens: Romain Grosjean. Das konnte keiner erwarten: Die zickigste Diva der Formel 1 steht auf dem Podium. Nein, gemeint ist nicht der Franzose, sondern der Lotus, der fast so schlecht und unberechenbar auf der Straße liegt wie ein Manor. Grosjean qualifizierte sich als Vierter, musste nach Getriebewechsel von Rang 9 starten und schnappte sich trotzdem noch den Podestplatz. Eine außergewöhnliche Leistung.

Flop des Rennens: Williams. Die Truppe aus Grove stellt sich weiter in ein schlechtes Licht. Das Setup der Autos war so sehr auf die Qualifikation ausgerichtet, dass Bottas und Massa im Rennen leichte Beute waren. Sie verloren auf den Geraden einfach zu viel Zeit. Der Höhepunkt war aber der Patzer bei Bottas' erstem Stopp: Ein Reifen aus dem falschen Satz darf im Millionen-Geschäft Formel 1 einfach nicht aufgezogen waren. Das war unprofessionell.

Das fiel auf:

  • Mercedes spielte mal wieder in einer eigenen Liga. Hamilton fuhr nach der ersten Attacke bis zu eine Sekunde pro Runde auf Perez heraus und kontrollierte später seinen Vorsprung. Rosberg kam zwar in der VSC-Phase auf 1,8 Sekunden heran, doch Hamilton baute den Vorsprung spielerisch binnen zwei Runden auf über fünf Sekunden aus.
  • Ferrari flüsterte schon im ersten Stint mit den Reifen. Räikkönen berichtete den Ingenieuren in Runde 7, dass seine Slicks noch in gutem Zustand wären, während die Konkurrenz Probleme bekam. Nach Runde 9 gewann er so vier Plätze, als Grosjean, Kvyat, Massa und Verstappen gleichzeitig in die Box abbogen und ihm freie Fahrt bescherten, bis er zwei Runden später selbst an die Box fuhr.
  • Der Schlachtplan war damit klar: Lange etwas vorsichtiger fahren und so Plätze gut machen. Vettel setzte den Plan um und holte sich so fast den Podiumsplatz. Es war allerdings etwas zu lang, der Reifen war weit über seiner Laufzeit und explodierte einfach. Räikkönen stoppte trotzdem in der VSC-Phase ein zweites Mal, um gewappnet zu sein, falls das echte Safety Car rausfährt.

Die Formel-1-Saison 2015 im Überblick