Platz 1, Daniel Ricciardo: Lewis Hamilton ist nicht allein. Red Bulls australischer Strahlemann mit italienischen Wurzeln fuhr ein perfektes Wochenende und verdiente sich damit meinen Spitzenplatz. Ricciardo startete durch den Einbau der zusätzlichen Powerunits aus der letzten Reihe und fuhr trotz leistungsschwachem Renault-Antrieb als Achter über die Ziellinie.
Schon in der ersten Runde schob sich der 26-Jährige dank intelligenter Positionierung auf Rang 13 vor, Button kassierte er danach problemlos und rutschte immer weiter vor, als die anderen Fahrer ihre weichen Reifen zur Box brachten. Ricciardo setzte die alternierende Ein-Stopp-Strategie perfekt um, auch wenn er auf der Strecke nicht überholen konnte.
Nachdem er selbst die Mediums gegen die weichen Reifen getauscht hatte, betrug Ricciardos Rückstand auf Marcus Ericsson und Nico Hülkenberg noch 16 Sekunden. Er arbeitete sich mit höchstkonstanten Runden heran. Die Fahrweise als Schweizer Uhrwerk zahlte sich aus: Ricciardo schnappte sich in der letzten Kurve Ericsson und erhöhte damit seine Ausbeute um zwei WM-Punkte.
Platz 2, Lewis Hamilton: Der Weltmeister dominierte in Monza. Klar, das lag zum einen natürlich wie immer an seinem Dienstwagen. Doch selbst mit dem W06 fährt niemand nach Belieben die gesamte Konkurrenz in Grund und Boden. Bestzeiten in allen drei Freien Trainings, die schnellste Zeit in jedem Abschnitt des Qualifyings trotz zweier kleiner Fehler und damit Pole, Start-Ziel-Sieg mit der schnellsten Rennrunde. Perfekt.
Lewis Hamilton ist ein Legal Alien. Er fährt nicht nur wie ein Außerirdischer. Er verhält sich auch so. Glamour, Jetset, Nordatlantikreisen am laufenden Band. Ablenkung? Fehlanzeige. Es tut ihm gut. Hamilton ist der Held der bisherigen Saison. Seine Formkurve ist selbst auf einer nach oben offenen Skala kaum darstellbar.
Beim Italien-GP katapultierte er sich nach dem Start schon in einer Runde aus der DRS-Reichweite heraus und legte nach drei weiteren den Turbo ein. Ganz entspannt ließ er vier Umläufe im hohen 1:27-Minuten-Bereich folgen ohne die Reifen zu strapazieren. Seine schnellste Rennrunde in 1:26,672 Minuten war fast eine halbe Sekunde schneller als Rosbergs Bestzeit und fast eine ganze Sekunde schneller als die jedes anderen Fahrers. Dafür kann kein um 0,3 PSI zu niedriger Luftdruck verantwortlich sein.
Platz 3: Sergio Perez: Als Sechster kam der Mexikaner am Sonntag ins Ziel. War mehr drin? Aus meiner Sicht eindeutig nicht. Perez beschleunigte trotz des Nachteils der Innenbahn Nico Rosberg nach dem Start aus. Weder gegen den Deutschen noch gegen Kimi Räikkönen in der Schlussphase hatte er eine realistische Chance, seinen Platz zu halten. Dafür sind Ferrari und Mercedes zu schnell.
Perez holte in den letzten beiden Rennen 18 WM-Punkte und 30 Zähler im Driver-Ranking. Während Hülkenberg den Force-India-Iceman spielt und das Pech anzieht, wenn das Auto gute Platzierungen ermöglicht, ist sein Teamkollege zur Stelle. Die aufsteigende Form macht Perez' Verbleib über die laufende Saison hinaus zum Selbstläufer.
Platz 4, Felipe Massa: Was für Perez gilt, trifft auch auf Massa zu. Der Brasilianer fuhr in Monza zum zweiten Mal in der laufenden Saison auf das Podium. Den von sämtlichen Experten als hochbegabt eingeschätzten Teamkollegen Valtteri Bottas steckt er regelmäßig in die Tasche. Massa führt nicht nur im teaminternen Qualifying-Duell, er ist auch Vierter in der Fahrer-WM - vor dem mit dem besseren Ferrari-Material ausgestatteten Räikkönen.
Massa beweist, dass fortgeschrittenes Alter keineswegs zu verminderter Leistung führt. Der 34-Jährige spielt in seinem 13. Formel-1-Jahr seine ganz Erfahrung aus. Allein Williams hält nicht mit. Den Kampf ums Podest hätte Massa ohne Rosbergs Motorenschaden verloren, weil das Team zum wiederholten Mal die Strategie nicht komplett im Griff hatte.
Mercedes düpierte Williams, brachte Rosberg mit einem Undercut gleich an beiden Autos aus Grove vorbei. Bis zum Stopp waren die Überholversuche des Vizeweltmeisters auf der Strecke allesamt gescheitert. Massa trifft am falschen Zeitpunkt des Boxenstopps keine Schuld. Sein Wochenende verlief fehlerfrei und er blieb im Rennen vor Bottas.
Platz 5, Sebastian Vettel: Zweiter Platz hinter dem Außerirdischen, vollkommene Zufriedenheit nach dem Rennen über den für ihn emotionalsten Erfolg seiner Formel-1-Karriere - doch perfekt war Vettels Leistung an diesem Wochenende nicht. Er startete hinter Teamkollege Räikkönen, weil er sich in den Lesmo-Kurven einen Fehler leistete.
Ob er vom zweiten Platz eine Chance gehabt hätte, Hamilton beim Viertelmeilenrennen zur ersten Schikane abzufangen? Er klebte zumindest beim Anbremsen an der Seite des Weltmeisters. Wobei ich bezweifle, dass Vettel den Sieg eingefahren hätte, wäre er vorbeigegangen.
Der Silberpfeil-Vorteil war zu groß, der Heppenheimer bekam auf den weichen Slicks zu früh Probleme mit starkem Untersteuern. Zwar ging Vettel das Tempo des Führenden nach dem Reifenwechsel größtenteils mit, doch als Mercedes in Erwartung einer Strafe den Weltmeister zur Eile anhielt, nahm Hamilton ihm wieder mehr als eine halbe Sekunde pro Runde ab.