Platz 6, Nico Hülkenberg: Schwer zu beurteilen ist der Italien-GP 2015 für mich aufgrund der vielen Strafen und technischen Probleme. 168 Plätze wurden sieben Piloten in Monza nach hinten gestuft, in der gesamten Saison waren es addiert weniger. Hülkenberg blieb davon glücklicherweise verschont, doch ihn bremsten andere Hindernisse.
Im Qualifying fehlte der Benzindruck beim Force India, der zweite Versuch in Q3 fiel aus. Im Rennen fügte die Kollision mit Pastor Maldonado beim Start dem VJM08 einen Schaden am Unterboden zu. Die Folge: Abtriebsverlust und verringerter Grip. Deshalb waren die 20 Sekunden Rückstand auf Teamkollege Perez kein Wunder.
Platz 7, Nico Rosberg: Während Hülkenberg noch das Maximum aus dem mehr als durchwachsenen Wochenende herausholte, gab es für Rosberg keinen einzigen Grund zur Freude. Als der alte Motor nach dem 3. Training eingebaut wurde, war klar, dass er gegen einen fehlerfreien Hamilton keine Chance im Qualifying haben würde. Der vierte Startplatz ist ihm nicht anzulasten.
Rosberg versuchte die Rückschläge professionell wegzustecken und wurde dafür weiter bestraft. Das Ausweichmanöver um den parkenden Räikkönen ließ die Williams durchschlüpfen und als er nach dem erfolgreichen Undercut Vettel jagte, ging der sechs Rennen alte Motor zwei Runden vor Schluss in Flammen auf. Rosberg war das Opfer des verfrühten Einsatzes des noch nicht vollständig auf Zuverlässigkeit überprüften, überarbeiteten Mercedes-Motors.
Das Unschöne: Der Deutsche hat schon jetzt, sieben Rennen vor Saisonende, keine Chance mehr aus eigener Kraft die WM zu gewinnen. Siegt der Deutsche bei sämtlichen ausstehenden Rennen und kommt Hamilton immer als Zweiter ins Ziel, feiert der Brite in Abu Dhabi seine dritte Weltmeisterschaft mit vier Punkten Vorsprung.
Platz 8, Jenson Button: Die stagnierende Entwicklung bei McLaren-Honda spaltet die Fahrer. Während Button professionell damit umgeht und abgeklärt das Auto so schnell wie möglich um die Pisten bewegt, wird Alonso langsam aber sicher sauer. Der Spanier ging in Monza gegen seinen Teamkollegen unter.
Button drehte pünktlich zum Qualifying auf und qualifizierte sich vor Alonso. Die ersten beiden Runden nutzte er, um auf Platz 9 vorzusprinten und anschließend den Abstand zu kontrollieren. So frustrierend es angesichts des großen Namen McLaren-Honda auch ist: Mehr als ein Sieg gegen Manor ist für die früheren Weltmeister nicht drin.
Platz 9, Will Stevens: Zwei Punkte für einen Manor-Piloten! Warum? Weil Stevens einen bockstarken Italien-GP fuhr. Startplatz 13 resultierte aus den vielen Strafen, Endposition 15 aus Ausfällen. Wie immer gibt es nur eine Frage bei der Beurteilung der Hinterbänkler: Hätte er etwas noch besser machen können?
Wohl kaum. Stevens nahm Teamkollege Merhi fast zwei Zehntel im Qualifying ab. Er fuhr im Rennen die konstanteren Rundenzeiten, er nahm dem Spanier knapp eine halbe Sekunde pro Runde ab. Mehr als 13 Sekunden Vorsprung auf den Mann mit demselben Material bei der Zieldurchfahrt sind für mich ein eindeutiges Indiz, dass der Engländer sich an diesem Wochenende die beiden Punkte redlich verdient hat.
Platz 10, Valtteri Bottas: Der Vorteil des Finnen gegenüber seinem Teamkollegen bleibt sein besseres Reifenmanagement. Da der Verschleiß im königlichen Park allerdings relativ gering ist, zog er daraus keinen Nutzen. Bottas schloss zwar in den letzten Runden bedrohlich zu Massa auf, kam aber nicht vorbei.
Härtefall, Kimi Räikkönen: Der Iceman stand erstmals seit dem China-GP 2013 wieder in der ersten Startreihe. Das starke Quali-Resultat verspielte er allerdings direkt, als die Ampeln ausgingen. Es war schon sein zweiter schlechter Start in Folge. Schon in Spa kam Räikkönen schlecht weg. Zwar blieb er dort auf Platz 16, was aber nur zustande kam, weil Nico Hülkenberg und Carlos Sainz jr. das Rennen überhaupt nicht aufnahmen. Räikkönen fiel in Spa hinter beide McLaren zurück.
Der Finne ist bisher der Fahrer, der am schlechtesten mit den neuen Startregeln zurechtkommt, wonach die Ingenieure nicht mehr den optimalen Schleifpunkt durchgeben dürfen. Ob sich Räikkönens Abneigung gegen die Simulatorarbeit hier bemerkbar macht? Hamilton und Rosberg bekundeten schon in Spa, das neue Verfahren stundenlang geprobt zu haben. Was auch der Grund ist: Räikkönen und Ferrari sollten schnell eine Lösung finden.
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Die Formel-1-Saison 2015 im Überblick