Referenzstrecke? Reifenmörder!

Von SPOX
Alessandro Zanardi fuhr bei der Barcelona-Premiere 1991 für Jordan von Startplatz 20 auf Rang 9 vor
© getty

Der Große Preis von Spanien in Barcelona (alle Sessions im LIVE-TICKER) gilt als Referenz für die Aerodynamiker. Doch der Circuit de Catalunya bietet mehr als einen realen Windkanal. Die Reifen sind extrem gefordert, Überholmanöver vergleichsweise schwer. Der Unfall von Fernando Alonso im McLaren-Honda hat übrigens Folgen.

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Streckendaten:

  • Name: Circuit de Barcelona Catalunya
  • Ort: Montmelo
  • Länge: 4,655 Kilometer
  • Runden: 66
  • Renndistanz: 307,104 Kilometer
  • Kurven: 9 Rechtskurven, 7 Linkskurven

Darauf kommt es an:

Zum Europa-Auftakt rücken alle Teams, die es sich leisten können, mit umfangreichen Neuerungen an, um Rückstände aus den ersten Rennen wettzumachen oder einen Vorsprung zu verteidigen. Verkehr ist am Freitag auf der Strecke also gesichert.

Keine Strecke kennen Teams und Fahrer auch nur annähernd so gut wie den Kurs in Barcelona. Klar, der Kurs ist seit der Saison 1991 ununterbrochen Bestandteil des Kalenders, zudem wird dort in jedem Winter auf Teufel komm raus getestet. Nicht umsonst hängt ihr der Ruf an: Wer dort schnell ist, ist überall schnell.

Traditionell gilt der High-Downforce-Kurs in Barcelona aufgrund seiner perfekten Mischung aus schnellen und langsamen Kurven sowie der langen Zielgeraden als Maßstab für die Leistungsfähigkeit eines Autos. Aerodynamische Schwächen zeigt die Rundenzeit gnadenlos auf, Überholmanöver waren in der Vergangenheit kaum möglich. Der letzte Sektor fordert durch die 2007 installierte Schikane eine ausgezeichnete Traktion.

Auch im Pirelli-Zeitalter ist die Wichtigkeit des Qualifyings in Katalonien erhalten geblieben. 18 von 24 Rennen gewann der Polesitter. Beim Spanien-GP 2013 war Fernando Alonso der erste Pilot überhaupt, der bei trockener Strecke nicht aus den ersten beiden Reihen startete und trotzdem gewann. Nur Michael Schumacher hatte zuvor nicht von den ersten beiden Startplätzen gewonnen - bei seinem Regentriumph nach seinem Wechsel zu Ferrari vor der Saison 1996 ging er von Platz drei ins Rennen.

Vorschau: Generalmobilmachung gegen Mercedes

Alonso brauchte in der Saison 2013 vier Reifenwechsel. Die Silberpfeile fielen unterdessen aus der ersten Startreihe bis auf Platz 6 und 12 zurück. Pirelli hatte sich bei der Reifenwahl verpokert. Die Spannung sollte gesteigert werden, doch es wurde einfach nur chaotisch und unübersichtlich. Besonders die langgezogene und schnelle Rechtskurve 3 belastet die linken Reifen extrem.

Genau dort flog der Spanier beim Wintertest ab. Das hat jetzt Konsequenzen: Eine zusätzliche Kamera für die Rennleitung wurde installiert, um den vormals toten Winkel abzudecken und die Öffnungen für die Rettungsfahrzeuge in Turn 4 sind vergrößert worden. Weitere Änderungen: Die Kerbs vor Turn 9 fangen weit früher an, nach Kurve 15 wurden neue installiert und in der Zielkurve gibt es zwei zusätzliche Reihen Reifenstapel.

Auch an diesem Wochenende hat das Wetter einen Einfluss auf das Rennen: Der Wind nahe der Mittelmeerküste ist unberechenbar. Er dreht sehr oft und kann jede auch noch so ausgeklügelte Abstimmung von jetzt auf gleich zunichtemachen. Immerhin haben die Autos durch die festgelegte Übersetzung keine Probleme mehr mit dem Drehzahlbegrenzer, dafür können die DRS-Manöver aus der Start-Ziel-Geraden und zwischen Turn 9 und 10 beeinflusst werden.

Statistik:

  • Sieger 2014: Lewis Hamilton (Mercedes), 1:41:05,155 Stunden
  • Pole-Position 2014: Lewis Hamilton (Mercedes), 1:25,232 Minuten
  • Schnellste Rennrunde 2014: Sebastian Vettel (Red Bull), 1:28,918 Minuten
  • Rundenrekord: Kimi Räikkönen (Ferrari, 2008), 1:21,670 Minuten
  • Rekordsieger: Michael Schumacher - 6 (1995, 1996, 2001, 2002, 2003, 2004)

Reifen:

Medium und Hart. Mehr geht nicht. Pirelli wählt die sicherste Variante des eigenen Sortiments: die haltbarsten Gummis. Der Grund? Hohe Temperaturen, viele schnelle Kurven und ein spezieller, extrem rauer Asphalt. Das Rennen in diesem Jahr soll sich bei den Slicks jedoch vom Vorjahr unterscheiden.

"Im vergangenen Jahr sahen wir auf diesem Kurs infolge der durch die Änderung des Reglements gestiegenen Traktion und des stärkeren Drehmoments der Motoren erstmals ein von den Hinterachsen limitiertes Rennen", sagt Pirellis Motorsportdirektor Paul Hembery: "Nun haben wir für die Saison 2015 die Konstruktion der Hinterreifen optimiert, so dass in diesem Jahr in Barcelona wieder ein Rennen zu sehen sein wird, in dem sich die Vorderachsen als limitierendes Kriterium erweisen."

Was das bedeutet? Statt beim Beschleunigen auf die Reifen aufpassen zu müssen und jedes Druchdrehen zu vermeiden, sollen sich wieder die schnellen Kurven als Reifenmörder hervortun. Trotzdem erwartet Pirelli zwei Stopps, der Zeitunterschied zwischen beiden Mischungen soll 0,8 bis 1,2 Sekunden pro Runde betragen.

Wetter-Prognose:

  • Freitag: leicht bewölkt, 25 Grad, 10 Prozent Regenrisiko
  • Samstag: leicht bewölkt, 24 Grad, 10 Prozent Regenrisiko
  • Sonntag: leicht bewölkt, 25 Grad, 10 Prozent Regenrisiko

Die OPTA-Fakten zum Rennen:

  • Es wird die 25. Auflage des GP von Spanien in auf dem Circuit de Catalunya. In Montmelo war die Formel 1 fünf Mal mehr zu Gast als in allen anderen spanischen Austragungsorten zusammen: Jarama (9x), Jerez (5x), Montjuic (4x) und Pedralbes (2x).
  • In den ersten beiden Rennjahren hat es in Barcelona geregnet (1991/92), danach nur noch einmal: 1996 konnte Michael Schumacher den Spanien GP auf nasser Strecke für sich entscheiden.
  • Zum ersten Mal in der Geschichte der Formel 1 schafften es in der Saison 2015 beide Fahrer eines Teams in den ersten vier Rennen auf das Podium (Mercedes). Sollte das Weltmeisterteam in Barcelona ebenfalls den Polesitter stellen, hätten sie einen Lauf von 16 Pole Positions in Folge, genauso wie Red Bull in der Saison 2011. Das ist der dritte Platz hinter McLaren mit 17 Startplätzen (1989) und Williams mit 24 (1993).
  • In allen vier Rennen dieser Saison startete Lewis Hamilton von der Poleposition. 75 Prozent aller Rennen in Montmelo gewann am Ende der Fahrer auf Startplatz 1. Sollte Hamilton in Spanien ebenfalls Polesitter sein, wäre dies der beste Lauf in seiner Karriere. Und: Nur Michael Schumacher (19x: 2001/2002) und Fernando Alonso (15x: 2005/2006) haben eine längere Serie auf dem Podium vorzuweisen, Hamilton stand dort nach den letzten elf Rennen, neun davon gewann er.
  • In dieser Saison konnte sich Fernando Alonso von Rennen zu Rennen steigern. In Australien 2014 ging er nicht an den Start, in Malaysia schied er noch aus, fuhr dann in China auf Platz Zwölfter und beendete das Rennen in Bahrain als Elfter. Die Kehrseite der Medaille: Zum ersten Mal in der Formel-1-Geschichte konnte keiner der beiden McLaren-Fahrer in den ersten vier Rennen der Saison punkten.

Zeitplan:

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