Ob Gerhard Berger auf Lady Gaga steht? Zumindest beweist der Österreicher in den letzten Wochen ein ziemlich gutes Pokerface. Für Nico Rosberg soll der ehemalige Formel-1-Fahrer und erfolgreiche Unternehmer einen neuen Arbeitsvertrag aushandeln. Dass er die Asse im Ärmel hat, weiß er genau.
"Die Verhandlungen sind gar nicht dazu da, große Schachzüge zu machen. Nico schätzt es sehr, die Mercedes-Familie um sich zu haben. Er weiß genau, dass der Mercedes das beste Auto ist", betonte er gegenüber Sky.
Doch das ist nur die halbe Wahrheit. "Andererseits weiß Mercedes, dass sie mit Nico den besten Fahrer im Auto haben, der die Weltmeisterschaft anführt. So gesehen muss man ein paar Punkte aussprechen, und dann kann man das auf einen guten Weg bringen", so Berger.
Mehr Geld für Rosberg oder Abschied
Die Kernbotschaft ist eindeutig: Rosberg ist aktuell besser als Hamilton. Das muss sich beim Gehalt niederschlagen. 27 Millionen Euro kassiert Hamilton aktuell wohl pro Saison, Rosberg liegt mit 17 Millionen Euro Jahresgehalt deutlich zurück.
"Sollte sich das eine oder andere spreizen, muss man sich halt weiter umschauen und mit anderen in Verhandlungen gehen. Aber bis dahin ist es noch ein bisschen ein Weg", warnte Berger die Verantwortlichen der Silberpfeile. "Ich fühle mich bei Mercedes sehr wohl. Aber warten wir mal ab, was die Zukunft bringt", sagt Rosberg.
Seine Topform zu Beginn der Saison 2016 hat den zweifachen Vizeweltmeister in eine komfortable Situation befördert. Ist es verwunderlich, dass mit Ferrari und McLaren ausgerechnet zwei Ex-Teams von Berger laut verschiedenen Medienberichten angeblich an einer Verpflichtung des Deutschen interessiert sind?
Cockpitwahl für Saison 2017 bedeutend
Gerade in diesem Sommer ist bei der Wahl des Arbeitgebers ein gutes Näschen gefragt: Das neue technische Reglement mit breiteren Autos, die mehr Abtrieb generieren, und breiteren Reifen, die für mehr mechanischen Grip sorgen, bietet den Teams in der Saison 2017 die Chance einen glücklichen Griff zu landen. Das aktuelle Kräfteverhältnis kann auf den Kopf gestellt werden.
Aktuell haben nur wenige Fahrer einen Vertrag für die Saison 2017: Noch sind 16 von 22 Cockpits in der Formel 1 ganz offiziell frei.
Team | Fahrer 1 | Fahrer 2 |
Mercedes | Lewis Hamilton | ??? |
Ferrari | Sebastian Vettel | ??? |
Williams | ??? | ??? |
Red Bull | Daniel Ricciardo | Max Verstappen |
Force India | Nico Hülkenberg | ??? |
Renault | ??? | ??? |
Toro Rosso | ??? | ??? |
Sauber | ??? | ??? |
McLaren-Honda | Fernando Alonso | ??? |
Manor | ??? | ??? |
Haas | ??? | ??? |
Eine Verlängerung von Rosberg bei Mercedes ist höchstwahrscheinlich. Team-Aufsichtsratschef Niki Lauda will am liebsten noch im Juni eine Entscheidung. Beide Parteien wissen, was sie aneinander haben. Der Rennstall mit dem aktuell besten Gesamtpaket aus Aerodynamik und Antrieb will seinen Teamplayer im Cockpit halten; Rosberg weiß, dass die Chance auf WM-Titel mit einem Silberpfeil am größten ist.
Wer könnte Rosberg bei Mercedes beerben?
Einigen sich die Parteien trotzdem nicht, ist Pascal Wehrlein der aussichtsreichste Kandidat auf ein Silberpfeil-Cockpit, nachdem Verstappen schon vom Markt ist. Motorsportdirektor Toto Wolff ist sein Förderer, als Test- und Ersatzfahrer kennt der aktuelle DTM-Champion das Team. Zudem versuchte Wolff im letzten Jahr, drei Autos pro Toprennstall in die Startaufstellung zu bekommen, um Wehrlein ohne Umweg in den Werks-Mercedes zu setzen.
Allein die fehlende Erfahrung aus mehreren Jahren in der Formel 1 könnte zum Hindernis werden. "Wenn er nicht verlängern will, werden wir andere Optionen wie Fernando prüfen", verriet Wolff Mitte Mai und sprach dabei über McLaren-Honda-Pilot Fernando Alonso: "Sein Alter ist kein Problem. Seinen Speed und seine Motivation hat er noch."
Ein überraschendes Statement. Doch wenn Rosberg mit Berger andere Optionen vorbringt, um seinen Marktwert zu steigern, warum sollte Mercedes nicht ebenso handeln?