Was Verstappen kann, kriegt Vettel nicht hin

Sebastian Vettel wurde in Mexiko bestraft und verlor deshalb Platz 3 nach der Podiumszeremonie
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Platz 6, Jolyon Palmer: Der Engländer arbeitet verbissen an seinem Formel-1-Verbleib. Mittlerweile gilt er als Kandidat für Force India, sofern Esteban Ocon bei Renault unterschlüpft. Auch wenn ich an Vijay Mallyas Stelle eher Pascal Wehrlein das Cockpit geben würde, macht Palmer aktuell weit mehr richtig als falsch. Sein Renault-Partner Kevin Magnussen steht etwas im Abseits.

Palmer konnte am Qualifying nicht teilnehmen, weil Renault einen Riss im Chassis entdeckt hatte, das deshalb getauscht wurde. Er hatte im Abschlusstraining einen Kerb etwas zu hart erwischt. Trotzdem kam Palmer vor dem Dänen ins Ziel, weil er wie Ericsson einen Mega-Stint auf Mediums absolvierte. Dem Druck von Carlos Sainz jr., Fernando Alonso, Jenson Button und Daniil Kvyat, die zwischenzeitlich eine Perlenkette hinter ihm gebildet hatte, hielt er bravourös stand.

Platz 7, Max Verstappen: Die Strafe, die den Niederländer traf, war hart. Seine Reaktion, nach dem verpatzten Anbremsen, die Lenkung aufzumachen, glich der Hamiltons. Der Red-Bull-Teenager ging wie der Weltmeister vom Gas, nachdem er vom Rasen wieder auf die Strecke zurückgekehrt war. Einen Zeitvorteil hatte also keiner der Piloten. Doch beide Fahrer sicherten ihre Position, indem sie freiwillig die Strecke verließen. Bei Hamilton wurde der Vorfall nicht mal untersucht, bei Verstappen gab es eine Fünf-Sekunden-Strafe.

Bernie Ecclestone hatte für Aufregung gesorgt, als er vor dem Wochenende geäußert hatte, um jede Kurve eine Mauer aufstellen zu wollen. Im Grunde hatte der Geburtstagsgreis Recht. Die FIA hat die Rolle der Pandora eingenommen, indem sie die Auslaufzonen immer mehr ausweitete und asphaltierte. Wie also die Dose wieder schließen?

Wenn schon keine Kiesbetten möglich sind, hilft vielleicht nur die Haudrauf-Variante: automatische Fünf-Sekunden-Strafen, sobald ein Auto mit allen vier Rädern die Strecke verlässt. Egal wer, egal wann, egal ob ein Vorteil besteht oder nicht. Ohne Ausnahmen. Dann gibt es keinerlei Diskussionen mehr und die Fahrer bemühen sich endlich wieder, auf der Strecke zu bleiben.

Zurück zu Verstappen. Der hat aktuell die Rolle des Bad Boys übernommen, die Hamilton innehatte, als er in die Manege des Formel-1-Zirkus gestoßen wurde. Er mag auf seinem dünnen Seil balancieren, doch wenn Hamilton das Abkürzen erlaubt wird, warum sollte er anders handeln? Gleiches Recht für alle! Lediglich das Manöver nach dem Start gegen Rosberg war zu optimistisch. Das Abdrängen von der Strecke war strafwürdig.

Platz 8, Kimi Räikkönen: Wie der Iceman Hülkenberg überholte, verdient Lob. Warum er einen zweiten Boxenstopp machen musste, weiß nur Ferrari. Es wäre taktisch besser gewesen, Räikkönen auf Mediums ins Ziel zu bringen. So musste der Routinier sich wieder nach vorne kämpfen. Das klappte zwar, war aber unnötig. Räikkönen zeigte eine ordentliche Leistung, ließ Vettel im Qualifying ganz knapp hinter sich. Im Rennen zog er aber gegen Deutschen den kürzeren.

Platz 9, Daniel Ricciardo: Durch die Strafen für Vettel und Verstappen rutschte der Australier im Klassement noch auf Platz 3 vor. In Q3 war er fast eine Zehntel langsamer als sein Teamkollege, beim Start fiel Ricciardo hinter Hülkenberg zurück. Wirklich toll war das nicht. Was Ricciardo dagegen gut machte: Er schloss die Lücke, als Verstappen auf Uralt-Mediums Vettel aufhielt. Sein Überholversuch war gut, dass er den Red Bull noch auf der Strecke hielt, verdient Anerkennung.

Platz 10, Nico Rosberg: 'Zwei zweite und ein dritter Platz reichen zur Weltmeisterschaft.' War es dieser Gedanke, der den deutschen Mercedes-Piloten das Wochenende über bremste? Wohl kaum. Rosberg sah gegen Hamilton keinen Stich. Nur in Q3 setzte er sein Können halbwegs um und holte gerade noch Startplatz 2.

Warum Rosberg trotzdem noch einen Punkt bekam? Weil er das tat, was echte Champions tun: Er beschränkte sich im Rennen darauf, das mitzunehmen, was für ihn möglich war. Er wich Verstappen beim Start aus, er wich Verstappen bei dessen späterem Überholversuch aus. Der Pokal für den zweiten Platz war alles, was Rosberg aus Mexiko-City mitnehmen konnte. Er tat es.

Härtefall, Sebastian Vettel: Irgendwie traf Verstappen den Nagel beinahe auf den Kopf. Vettel hatte beim Verteidigen gegen Ricciardo die Richtung gewechselt. "Moving under Braking" ist seit dem US-GP durch die "Verstappen-Regel" allerdings strikt verboten. Gerade der vierfache Weltmeister hatte das Verhalten des Teenagers beim Verteidigen immer wieder kritisiert. In Mexiko tat er es ihm gleich.

Insgesamt erwischte Vettel ein Wochenende mit Licht und Schatten. Bei der Anfahrt zu Turn 4 kochte ihn Felipe Massa auf der Außenbahn ab. Anschließend wurde der eigentlich schnellere Ferrari aufgehalten. Vettel glich es aus, als er seinen Soft-Stint verlängerte und in Führung liegend Runde für Runde beste Zeiten fuhr. So krönte er sich zum Man of the Race.

Nur schmiss er das Erreichte selbst wieder weg, als er sich gegen Ricciardo verteidigte. Das war unnötig. Vettel hätte die neue Regel trotz aller Aufregung beachten müssen. Verstappen machte das besser.

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