Hamilton machte kurz vor einem der drei Restarts überraschend langsam, sodass ihm Vettel ins Heck fuhr. Der Heppenheimer beschwerte sich mit Handzeichen bei seinem WM-Kontrahenten und fuhr ihm dabei seitlich ins Auto - wohl mit Absicht.
Für dieses Manöver erhielt Vettel eine Zeitstrafe. Weil Hamilton aber an die Box musste, um ein lockeres Teil an seinem Mercedes richten zu lassen, kam der viermalige Weltmeister am Engländer vorbei.
Das Rennergebnis im Überblick
Das Rennen wurde von zahlreichen Kollisionen und auf der Strecke verteilten Gegenständen beeinflusst, sodass immer wieder das Safety Car auf die Strecke musste. Für einige Minuten musste das Geschehen sogar gänzlich unterbrochen werden.
Ricciardo, Bottas, der zwischenzeitlich Letzter mit einer Runde Rückstand war, und Stroll profitierten von dem Chaos. Bottas überholte den Kanadier auf der Zielgeraden.
Dahinter kamen Vettel und Hamilton ins Ziel. Esteban Ocon (Force India) wurde 6., Kevin Magnussen (7./Haas), Carlos Sainz Jr. (8./Toro Rosso), Fernando Alonso (9./McLaren-Honda) folgten dahinter. Pascal Wehrlein holte im Sauber als Zehnter einen Punkt. Nico Hülkenberg schied nach einem Fahrfehler aus.
In der WM-Wertung baute Vettel (153) vor Hamilton (139) aus. Dahinter folgen Bottas mit 111 und Ricciardo mit 92 Punkten. Räikkönen ist mit 73 Zählern Fünfter.
Die Reaktionen:
Daniel Ricciardo (1./Red Bull): "Das war ein verrücktes Rennen. Zwischenzeitlich war ich 17. und habe wirklich nicht mehr an einen Sieg geglaubt."
Valtteri Bottas (2./Mercedes): "Das Rennen hat gezeigt, dass es sich lohnt, niemals aufzugeben. Ich konnte das Rennen genießen und hatte viel Spaß. Es ist ein sehr gutes Ergebnis für uns."
Lance Stroll (3./Williams): "Mir fehlen die Worte, es war einfach unglaublich. Das Finish mit Valtteri war wohl eines der engsten aller Zeiten. Die anderen crashten und ich habe schlicht versucht, cool zu bleiben."
Lewis Hamilton (5./Mercedes): "Sebastian hat die Konzentration verloren und ist mir rein gefahren. Dann noch neben mich zu fahren und mich absichtlich zu rammen, ist eine Schande. Wenn er sich als Mann beweisen will, soll er es außerhalb des Autos machen, von Angesicht zu Angesicht."
Der Spielfilm:
Vor dem Start: Carlos Sainz wird wegen seines Vergehens beim Kanada-GP drei Plätze nach hinten versetzt und geht von Platz 15 ins Rennen. Hülkenberg und Wehrlein rutschen damit je einen Rang nach vorne.
Start: Hamilton gewinnt den Start, Bottas bremst dahinter vor der ersten Kurve scharf an und Vettel fährt ihm fast hinten drauf. Im Hintergrund dreht sich Sainz, weil er seinem Teamkollegen ausweichen muss.
Runde 1: Räikkönen versucht es außen in Kurve zwei an Bottas vorbei, die beiden Finnen kollidieren und Vettel zieht vorbei auf Platz zwei. Bottas rechter Vorderreifen und der Frontflügel sind kaputt, er schleicht in die Box. Großer Profiteur des Wirrwarrs neben Vettel: Perez, der plötzlich auf Rang drei fährt.
Runde 6: Das Feld wird von den beiden Mercedes eingerahmt. Vorne zieht Hamilton Stück für Stück davon, hinten muss Bottas nun eine ganze Runde aufholen. Währenddessen kommt Ricciardo bereits zum ersten Mal zum Reifenwechsel - gelbe Pneus für den Red-Bull-Piloten.
Runde 11: Verstappen jagt nun Perez durch die Schluchten von Baku. Der Mexikaner im rosa Auto verteidigt sich gut, bis Verstappens Red Bull plötzlich langsam wird. Motorenprobleme! Wieder Ausfall!
Runde 12: Weil der Toro Rosso von Kvyat in Sektor zwei stehen bleibt und bei laufendem Rennbetrieb nicht entfernt werden kann, kommt das Safety Car raus. Hamilton, Vettel und Co. nutzen die Gelegenheit zum Reifenwechsel. Einzig Stroll und Hülkenberg bleiben vorerst draußen.
Runde 17: Restart! Hamilton rast sofort davon. Perez attackiert Vettel, doch der Heppenheimer kann sich auf Rang zwei behaupten. Im Hintergrund verliert Räikkönen gleich zwei Plätze - Massa und Ocon gehen am Iceman vorbei. Weil überall auf der Strecke Teile liegen, kommt das Safety Car sofort wieder raus.
Runde 19: Kurz vor dem Restart bremst Hamilton plötzlich und Vettel fährt dem Briten hinten drauf. Anschließend schießt Vettel neben Hamilton, gibt Handzeichen und fährt dem Mercedes seitlich ins Auto - das könnte ein Nachspiel haben.
Runde 20: Das Rennen ist wieder freigegeben, Hamilton zieht erneut weg. Vettel hingegen wird sofort von Massa und den beiden Force Indias gejagt, kann sich aber verteidigen. In Kurve zwei kollidieren die beiden Force Indias, damit ist Massa Dritter und Stroll Vierter. Bei Räikkönen löst sich derweil der rechte Hinterreifen auf.
Runde 22: Rote Flagge! Die Rennleitung reagiert auf die vielen herumliegenden Teile auf der Strecke und bricht das Rennen ab. Die Piloten reihen sich nun in der Boxengasse auf.
Runde 23: Perez und Räikkönen hatten eigentlich schon aufgegeben, durch die Unterbrechung wurden die Autos der beiden aber repariert. Sie können das Rennen fortsetzen. Währenddessen fährt das Feld hinter dem Safety Car wieder los.
Runde 24: Vettel ist beim Restart an Hamilton dran, kommt aber nicht vorbei. Dahinter stürmt Ricciardo von Platz fünf auf drei an den beiden Williams vorbei.
Runde 25: Hülkenberg berührt die Mauer und bricht sich die rechte Vorderradaufhängung. Der Emmericher muss auf Platz sechs liegend aufgeben. Auch für Massa ist frühzeitig Schluss.
Runde 31: Bei Hamilton sitzt das Kopfteil am oberen Rand seines Cockpits locker. Der dreimalige Weltmeister versucht, das Teil mit der Hand zurechtzurücken - ohne Erfolg. Hamilton muss an die Box, um das korrigieren zu lassen. Doch für den Engländer ist nichts verloren: Vettel bekommt für sein Manöver eine 10-Sekunden-Stopp-and-Go-Strafe aufgebrummt.
Runde 33: Vettel sitzt die Strafe ab und kommt vor Hamilton auf die Strecke zurück. Damit führt Ricciardo das Rennen vor Stroll, Magnussen, Ocon und Bottas.
Runde 40: Während Magnussen nun nach und nach durchgereicht wird, fliegt Bottas. Der Mercedes-Pilot ist nun Dritter. Währenddessen pflügen Vettel und Hamilton durchs Feld.
Runde 43: Hamilton geht an Ocon vorbei, nachdem ihm Vettel das eine Runde zuvor vorgemacht hatte. Vettel ist nun Vierter, Hamilton Fünfter.
Runde 47: Hamilton fordert, dass Bottas bewusst langsam macht, damit Vettel aufgehalten wird. Doch Mercedes weist diesen Wunsch zurück, weil der Finne noch Chancen auf Platz zwei hat.
Ziel: Nach 51 Runden gewinnt Ricciardo einen irren Grand Prix. Bottas überholt Stroll wenige Meter vor der Ziellinie. Hamiltons Jagd nach Vettel bleibt erfolglos.
Mann des Rennens: Lance Stroll. Der Rookie zeigte ein fehlerfreies Rennen und hielt sich aus allem Unheil raus. Während die Konkurrenz sich nach und nach ausschaltete, rückte Stroll immer weiter nach vorne. Ein verdientes Podium für den oft gescholtenen Kanadier. Pech, dass er wenige Meter vor dem Ziel noch geschupft wurde.
Flop des Rennens: Sebastian Vettels Manöver gegen Lewis Hamilton. Einem anderen Fahrer absichtlich ins Auto zu fahren, ist auch unter all den vorhandenen Emotionen nicht vertretbar. Trotzdem tat der Heppenheimer genau das. Dass Vettel eine Strafe bekommen würde, war zu erwarten.
Das fiel auf:
- Die engen Gassen von Baku sorgten für viele Kollisionen. Immer wieder lagen dadurch Teile auf der Strecke, sodass das Rennen mehrfach durch das Safety Car neutralisiert und schließlich abgebrochen werden musste.
- Vettel tat sich bei den ersten beiden Restarts schwer und wurde beide Male fast überholt. Erst im dritten Versuch konnte er Hamiltons Tempo mitgehen.
- Kurios: Perez und Räikkönen hatten ihr Rennen eigentlich schon aufgegeben. Die Rennunterbrechung gab ihren Mechanikern aber die Chance, die Boliden zu reparieren - allerdings verbotenerweise. Dadurch wurden beide Piloten von der Rennleitung bestraft.
- Vettel bekam zwar eine 10-Sekunden-Standstrafe auferlegt, ging aber trotzdem an Hamilton vorbei. Warum? Weil der Mercedes zuvor zwangsweise in die Box musste, um ein lockeres Teil befestigt zu bekommen.
- Bottas war kurz nach dem Start Letzter mit einer Runde Rückstand. Durch die Safety-Car-Phasen fand er aber einen Weg zurück ins Rennen und fuhr so doch noch auf Platz zwei.