Vettel hätte disqualifiziert werden müssen

Sebastian Vettel wurde in Baku Vierter vor Lewis Hamilton
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Während des Großen Preises von Aserbaidschan kam es zwischen Sebastian Vettel und Lewis Hamilton zu einem handfesten Skandal. Der Ferrari-Pilot fuhr seinem Mercedes-Kontrahenten absichtlich ins Auto. Eine Aktion, die härter bestraft hätte werden müssen. Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Dominik Geißler.

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Es läuft die 19. Runde beim Großen Preis von Aserbaidschan. Der zweite Restart des Rennens steht an, Lewis Hamilton führt das Feld vor Sebastian Vettel an. Dann die vorletzte Kurve - und die Szene, die für den größten Skandal in der Formel 1 seit langem sorgte:

Statt Gas zu geben, macht Hamilton plötzlich langsam. Der dahinter fahrende Vettel kann nicht mehr ausweichen und knallt dem Mercedes ins Heck. Voller Emotion, voller Aggression setzt sich Vettel sofort links neben Hamilton, beschwert sich wild gestikulierend bei seinem Kontrahenten. Dann lenkt er einmal kurz nach rechts und verpasst Hamilton einen Rammstoß. Ein Eklat. Und eine peinliche Aktion von Vettel.

Die Schleichfahrt des Engländers hingegen war korrekt. Der Führende verlangsamt immer kurz vor dem Restart, um das Feld zusammenzustauchen und Abstand zum Safety Car zu gewinnen. Zudem war Hamilton zum besagten Zeitpunkt nach Informationen von auto, motor und sport nicht viel langsamer als beim Restart zuvor und danach.

Diesen Fakt konnte Vettel im wirren Treiben von Baku womöglich nicht wahrnehmen. Verständlich. Doch entschuldigt das seine Reaktion? In keiner Weise. Ein viermaliger Weltmeister darf sich nicht derart provozieren und zu solch einer Unsportlichkeit hinreißen lassen.

Warum keine Schwarze Flagge für Vettel?

Um seinen nun beschädigten Ruf zumindest etwas aus dem Schlamm zu ziehen, hätte Vettel wenigstens nach dem Rennen Einsicht zeigen sollen. Stattdessen präsentierte er sich stur. "Ich war nicht zufrieden mit dem, was Lewis gemacht hat. Das habe ich ihm gezeigt. Die Formel 1 ist etwas für Erwachsene", erklärte der Viertplatzierte seine Aktion bei Sky: "Er ist auf die Bremse gestiegen, ich konnte nirgendwo hin und bin ihm in die Kiste gefahren. Wenn ich bestraft werde dafür, sollte er auch bestraft werden."

Eine Aussage, die verwundert. Schließlich war Vettel mit einer 10-Sekunden-Stop-and-Go-Strafe gut bedient. Er hätte auch die Schwarze Flagge sehen und damit disqualifiziert werden können. Einen anderen Fahrer vorsätzlich zu rammen, ist schließlich das Unfairste, was man im Motorsport machen kann. Was sonst muss passieren, damit ein Fahrer wegen eines sportlichen Vergehens disqualifiziert wird?

"Das war ein Riesenfoul"

Wird in einer anderen Sportart, wie zum Beispiel im Fußball, ein Spieler gefoult und lässt sich anschließend zu einer Tätlichkeit hinreißen, sieht er mit Sicherheit die Rote Karte. Diese hätten die Schiedsrichter in Baku - um im Fußball-Jargon zu bleiben - auch Vettel zeigen müssen. Sie taten es nicht. Stattdessen gab es eine Strafe, die ein Pilot auch erhält, wenn er beispielsweise bei Rotlicht aus der Boxengasse fährt. Ein gesundes Strafmaß sieht anders aus.

"Das war ein Riesenfoul", stellte deswegen auch Mercedes-Aufsichtsratsvorsitzender Niki Lauda gegenüber Sky fest. Damon Hill äußerte sich sogar noch deutlicher zu Vettels Vergehen: "Er verhielt sich wie ein Verkehrsrowdy. Und wenn man das im Straßenverkehr macht, dann wird man eingesperrt." Vettel habe "sein Auto benutzt, um einem anderen einen Schlag zu geben. Das darf im Sport keinen Platz haben. Das geht einfach nicht", kritisierte der Weltmeister von 1996 weiter.

Vettels Aktion erinnerte an das Manöver von Michael Schumacher 1997 beim Saisonfinale in Jerez, als er absichtlich in WM-Rivale Jacques Villeneuve fuhr, um Weltmeister zu werden. Die Strafe damals: Schumacher wurden alle Punkte der damaligen Saison aberkannt.

Ein solches Schicksal wird Vettel nicht ereilen. Gänzlich zurücklehnen kann sich der 29-Jährige allerdings trotzdem noch nicht: Das Internationale Sportgericht der FIA könnte ihn noch anklagen und damit nachträglich bestrafen.

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