Platz 1, Fernando Alonso: Die Leistung des Spaniers an diesem Wochenende als fehlerlos zu bezeichnen, wäre die Untertreibung der Saison - so viel kann man jetzt schon sagen. Alonsos China-Fahrten waren nämlich nicht einfach fehlerlos, sie waren perfekt, bockstark oder kurzum: einfach tierisch!
Am Samstag bugsierte der selbsternannte "Elefant" seinen lahmenden McLaren-Honda auf Startplatz 13. "Wie ein Tier" habe er Gas gegeben, um ins Q2 zu kommen, sagte Alonso später. Für den Sonntag hoffte er dann auf Regen. Und immerhin: Er bekam zu Beginn des Rennens eine feuchte Piste serviert.
Diese nutzte Alonso in der ersten Runde, um an gleich fünf Gegnern vorbeizuziehen. Ohne Topspeed, dafür mit umso mehr fahrerischem Geschick hielt der zweifache Weltmeister seinen unterlegenen Wagen anschließend auf Platz acht, ehe ein Schaden an der Antriebswelle die Top-10-Jagd vorzeitig beendete. "Ich war ein Hai", begründete Alonso seine Wunderfahrt: "Ich will mich nicht wiederholen, aber es war eines meiner besten Rennen." Dem ist nichts hinzuzufügen.
Platz 2, Sebastian Vettel: Mit dem My einer Tausendstelsekunde setzte sich der Heppenheimer in der Quali gegen Valtteri Bottas durch. Mehr war nicht drin, gegen Lewis Hamilton war er chancenlos. Zu stark ist der Mercedes noch immer, wenn es darum geht, auf den Punkt eine schnelle Runde zu fahren.
Im Rennen beraubte dann die Aneinanderreihung einiger unglücklicher Umstände Vettel einer möglichen Siegchance. Der vermeintlich zeitsparende Wechsel auf Slicks unter dem Virtual Safety Car war die richtige Idee. Pech, dass wenige Runden später das "echte" Safety Car auf die Strecke kam und Vettel so bis auf Platz sechs nach hinten spülte.
Hinter Daniel Ricciardo und Kimi Räikkönen hing der viermalige Weltmeister bis in Runde 20 fest, weil er kein zu hohes Risiko eingehen wollte. Erst dann kämpfte er sich mit zwei beherzten Rad-an-Rad-Manövern am Teamkollegen und Red-Bull-Piloten vorbei. Das war perfekt kalkuliert und zeigte Vettels unbändigen Siegeswillen im Titelkampf. Bei freier Fahrt verkürzte der Ferrari-Fahrer den Abstand zu Hamilton etwas und zeigte, dass die Roten auf Augenhöhe mit Silber sind.
Platz 3, Lewis Hamilton: Vettel auf Platz 2 im Driver-Ranking und Hamilton nur auf 3? Das hätte auch genau andersrum aussehen können. Einzig die starken Überholmanöver lassen das Pendel in Richtung Vettel ausschwingen. Hamiltons Leistung soll das natürlich nicht schmälern, er fuhr ein fehlerfreies Wochenende.
Die 63. Pole Position seiner Karriere - nur noch zwei fehlen ihm zu Ayrton Senna - schnappte sich der Brite mit einer perfekten Runde. Den Start gewann er souverän, danach profitierte er vom Rennverlauf und fuhr fast mühelos zum Sieg.
Platz 4, Max Verstappen: Lass es regnen und dieser Kerl zeigt dir, wie man richtig Auto fährt. Von Platz 16 startend überholte Verstappen neun Autos in der ersten Runde. Nochmal zur Verdeutlichung: 9 in 1! Solche Zahlen kennt man sonst nur aus Videospielen, wo sich die Künstliche Intelligenz (KI) in der Startphase ungefähr so geschickt anstellt wie Bottas beim Aufwärmen seiner Reifen in Shanghai (s. Härtefall, Seite 2).
Da Verstappen seine Aufholjagd auch im weiteren Rennverlauf fast unaufhaltsam fortsetzte, sprang er noch als Dritter aufs Siegerpodest. Wer darauf gewettet hatte, darf sich freuen: 1:30 war die Quote dafür vor dem Start, wie Red-Bull-Teamchef Christian Horner anschließend verriet.
Warum es für Mann des Rennens im Driver-Ranking trotzdem nicht fürs Stockerl reicht? Weil er am Samstag schon im ersten Quali-Segment ausschied. Das kann man Verstappen zwar nicht direkt vorwerfen, weil ihn Motorprobleme und der Giovinazzi-Crash an einer schnellen Runde hinderten. Doch für eine gute Bewertung taugt das frühe Aus eben auch nicht.
Platz 5, Carlos Sainz Jr.: Feuchter Asphalt? Dem Toro-Rosso-Youngster war's egal! Als einziger Fahrer im gesamten Feld startete er auf Trockenreifen. Eine mutige Entscheidung, an der er laut eigener Aussage selbst in der Aufwärmrunde zweifelte. Doch das Risiko zahlte sich aus: Sainz hielt seinen Boliden bis auf einen Dreher auf der Strecke und rückte so bis auf Rang sechs vor.
Zeitweise fuhr der 22-Jährige sogar die schnellsten Rundenzeiten und war drauf und dran, sich an das Führungsquartett um Mercedes, Red Bull und Ferrari heranzupirschen. Abzüge gibt es allein für das Qualifying. Hier war Sainz ein Zehntel langsamer als Teamkollege Daniil Kvyat und verpasste so Q3.