200 Spiele in ganz Europa bis hin zur Champions League stehen unter Manipulationsverdacht.
Landauf landab waren die Verantwortlichen schockiert und entsetzt über die Tatsache und das Ausmaß des Betrugs.
Ausgerechnet Deutschland, das sich nach dem Fall Hoyzer im Jahr 2005 ein Frühwarnsystem im Bereich der Sportwetten zulegte, ist das Zentrum des neuen Skandals.
Keine Warnmeldungen
Ligapräsident Reinhard Rauball musste zugeben, dass das von Liga und DFB betriebene System bisher keine Warnmeldung abgab.
Frühwarnsysteme können ohnehin nur verdächtige Bewegungen bei bekannten Wettanbietern erfassen. Den riesigen Bereich des Schwarzmarkts können sie nicht abdecken.
Schwarzmarkt um 370 Prozent gewachsen
Ein zum Teil hausgemachtes Problem, wie Jörg Wacker, Geschäftsführer des größten deutschen Sportwetten-Anbieters "bwin", in einem Interview mit der "Welt" erläutert: "Der Staat trägt eine Mitschuld an der gegenwärtigen Situation, indem er 2008 das staatliche Monopol auf Glücksspiele schuf. Monopole fördern den Schwarzmarkt und die Konsequenzen erleben wir jetzt."
Wacker zitiert eine Studie der Universität Linz, wonach der Schwarzmarkt aufgrund des Verbots privater Wettanbieter um 370 Prozent zugenommen habe.
Liberalisierung und Regulierung
Natürlich würde eine Öffnung des Marktes den Schwarzmarkt nicht vernichten, aber zumindest könne man einen Teil der Wetten in den legalen Bereich zurückholen und wieder Zugriff darauf haben.
"Die richtige Antwort auf solche Skandale wäre ein liberalisierter und streng regulierter Wettmarkt", sagt Wacker.
Für Betrüger unattraktiv
Dass "bwin" bisher noch von keinem Skandal betroffen war und wohl auch diesmal unberührt bleibt, liegt daran, dass die "vergleichsweise niedrigen Einsatz- und Gewinnlimits für Betrüger sehr unattraktiv" sind.
Deshalb müsse die Politik die erlaubten Einsatz- und Gewinnhöhen viel stärker limitieren und die Abgabe anonymisierter Wetten strikt verbieten.
"Die Möglichkeiten des Internets sind hier übrigens sehr hilfreich, weil sie Wetteinsätze in Echtzeit kontrollieren und zuordnen können", sagt Wacker.
Das Internet ist nicht das Problem
Das Internet ist nicht wie von vielen Seiten behauptet ein Grundübel der Wettproblematik.
Denn ein großer Teil des Schwarzmarkts spielt sich nicht in der digitalen, sondern in der realen Welt ab. Im klassischen Buchmachergeschäft also.
"Da gibt es so genannte Läufer, die freitags bei ihren Kunden die Wetteinsätze für Spiele einsammeln. Damit gehen sie zum Buchmacher - und am Sonntag trägt der Läufer die Gewinne wieder zurück", erklärt Wacker.
Da hilft dann auch kein Frühwarnsystem.