Am neunten Verhandlungstag im Wettskandal-Prozess hat der mutmaßlichen Haupttäter Marijo C. umfangreiche Einblicke in die Manipulations-Praktiken im deutschen und europäischen Fußball gewährt.
Vor der 12. Strafkammer des Bochumer Landgerichtes räumte der 35-jährige Kroate, der gemeinsam mit seinem gleichaltrigen Landsmann Ante Sapina über 43 Spiele im In- und Ausland verschoben haben soll, zudem den Großteil der ihm vorgeworfenen Taten ein.
Reingewinn von 240.000 Euro verbucht
Explizit berichtete Marijo C. von einem Aufenthalt der bosnischen Mannschaft Travnik, die ausschließlich zum Zwecke der Spielmanipulation im Juni 2009 zu Testspielen in die Schweiz eingeladen wurde. Die Kosten für die Reise und den Aufenthalt der Bosnier in Höhe von 70.000 Euro habe er komplett übernommen, am Ende hätte er einen Reingewinn von 240.000 Euro verbucht.
Die komplette Mannschaft von Travnik sowie der Trainer seien an den illegalen Beeinflussungen der Spiele beteiligt gewesen. Im Hotel der Mannschaft wären auch UEFA-Vertreter ein- und ausgegangen.
Sogar Länderspiele angeblich manipuliert
Zudem sagte der Kroate aus, dass ein Länderspiel zwischen Norwegen und Malta von Ante Sapina manipuliert worden sei. Dabei soll es sich möglicherweise um das EM-Qualifikationsspiel zwischen Norwegen und Malta (4:0) im Juni 2007 handeln. Ante Sapina, zurzeit gegen Kaution auf freiem Fuß, wollte in der Mittagspause aber nicht bestätigen, ob tatsächlich diese Partie betroffen sei.
Außerdem sagte er aus, dass er 2006 versucht habe, als ersten Bundesliga-Profi den Ungarn Tomasz Hajto zu bestechen, der im Trikot des 1. FC Nürnberg am 30. Mai 2005 bei 1860 München an einer Manipulation mitwirken sollte.Der ehemalige Schalker habe sich aber nicht darauf eingelassen. Hajto hat nach Angaben von Marijo C. in dessen Spielhalle früher nächtelang gezockt, manchmal habe er ihn sogar "über Nacht eingeschlossen".