FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß hat in einem Interview den Deutschen Fußball-Bund (DFB) und den Fußball-Weltverband FIFA scharf kritisiert und dabei DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger und FIFA-Boss Sepp Blatter persönlich angegriffen. Die FIFA sei ein "Saustall", den man "ausmisten" müsse. Als Blatter-Nachfolger schlägt er Michel Platini, derzeit Präsident des Europäischen Fußball-Verbandes (UEFA), vor. Dass der DFB Blatters Wiederwahl unterstützte, störte Hoeneß sehr. Zwanziger reagierte irritiert.
update Korruption, mangelhafte Außendarstellung, WM-Turniere in fragwürdigen Ländern: Angesichts des Possenspiels rund um den FIFA-Kongress in der vergangenen Woche lässt Uli Hoeneß kein gutes Haar am Weltverband.
"Das ganze System ist nicht in Ordnung", sagte Hoeneß in einem Interview mit der "Sport-Bild": "Der ganze Saustall gehört ausgemistet."
Für den Bayern-Präsidenten waren die vorgebrachten Korruptionsvorwürfe rund um die WM-Vergaben nach Russland (2018) und Katar (2022) "nur die Spitze des Eisbergs".
Seine Befürchtung: Es "werden noch Dinge rauskommen, die wir uns noch gar nicht vorstellen können."
"Wegschauen heißt akzeptieren"
Kein gutes Haar ließ der FCB-Präsident auch am DFB und dessen Präsidenten Dr. Theo Zwanziger, der keinen Zweifel daran gelassen hatte, Blatter wiederzuwählen. Dabei müssten nach Hoeneß' Ansicht gerade jetzt die großen Verbände Einspruch einlegen und sich nicht alles gefallen lassen.
"Ich bin enttäuscht, dass der DFB vor diesen unseriösen Machenschaften die Augen verschließt und nicht gegen Blatter Druck macht", sagte Hoeneß. Sein Eindruck: "Wegschauen heißt auch akzeptieren. Wer das tut, ist mitschuldig."
Aussagen, die bei Zwanziger selbst auf Unverständis stießen. "Was mich in der Tat etwas wundert, ist, dass ausgerechnet Hoeneß erneut öffentlich Kritik übt, ohne vorher einmal persönlich mit mir gesprochen zu haben", monierte der DFB-Präsident.
"Er war ja schon bei der WM in Südafrika ein polarisierender, öffentlicher Kritiker, Recht hat er damit nicht behalten und nicht unbedingt an Ansehen gewonnen", sagte Zwanziger und unterstrich: "Niemand beim DFB hat die Augen verschlossen."
Nur noch eine Frage, wann Blatter scheitert
Hoeneß fordert indes, dass sich der Weltverband FIFA komplett neu aufstellt. "Ansonsten befürchte ich einen Schaden für den Fußball, der nicht mehr zu reparieren sein wird", sagte er.
Immerhin sieht er Blatters Tage bei der FIFA als gezählt an. Es werde für den Schweizer schwer, die kommende vierjährige Wahlperiode im Amt zu überstehen, prophezeite Hoeneß: "Die Uhr von Sepp Blatter und seiner Combo tickt."
Es sei für ihn keine Frage mehr ob, sondern nur noch wann Blatter scheitere: "Da ist ein Prozess im Gang, der nicht aufzuhalten ist."
Uli Hoeneß schlägt Michel Platini als neuen FIFA-Boss vor
Als Nachfolger für Blatter hat Hoeneß den UEFA-Präsidenten Michel Platini im Auge.
Dieser stelle schließlich "den Fußball in den Mittelpunkt" und versuche, das "Financial Fairplay bei den Klubs umzusetzen". Hoeneß: "Ich hätte ein gutes Gefühl, wenn er bereit wäre, die Position als FIFA-Präsident zu übernehmen."
Hoeneß sei sich "hundertprozentig sicher", dass Platini gewählt werden würde, wenn er denn antreten würde.