2016 ist Youssoufa nach zwei Jahren in Hamburg zum BVB gewechselt und nach Dortmund gezogen. Wie haben Sie Kontakt gehalten?
Moukoko: Wir haben uns jeden Tag ausgetauscht, ob am Telefon oder vor Ort. Mein Vater und ich sind an jedem freien Tag nach Dortmund gefahren. Wir haben seine Spiele angeschaut und unsere Freizeit bei und mit ihm verbracht. Es war für ihn wie für jeden kleinen Jungen in seinem Alter sehr schwierig, plötzlich nicht mehr zu Hause zu wohnen. Daher möchte ich hier im Namen meiner Familie auch die Gelegenheit nutzen und mich bei allen Leuten vom BVB bedanken, die ihm in dieser Zeit geholfen haben. Ich bin sehr stolz auf ihn, denn er ist in all der Zeit immer auf dem Boden geblieben, war konzentriert und diszipliniert und hat sich gut und höflich verhalten.
Auch Sie sind schließlich im Juni 2019 ins Ruhrgebiet gezogen und haben eine Saison lang beim ETB Schwarz-Weiß Essen in der Oberliga Niederrhein gespielt. Wie kam der Wechsel zustande?
Moukoko: Über einen Berater, der Kontakt zum ETB hatte. Mein Vater fand es auch gut, dass ich dadurch in der Nähe von Youssoufa war. Dort war zunächst wieder zwei Wochen lang Probetraining angesagt, danach durfte ich einen Vertrag unterschreiben. Anfangs habe ich in Essen bei diesem Berater übernachtet, der mir geholfen hat. Er ist mittlerweile wie ein zweiter Vater für mich. Danach zog ich aber in meine eigene Wohnung. Mit Youssoufa konnte ich ja nicht zusammenziehen, er wohnte damals noch im Internat des BVB. Sobald es uns der Fußball aber erlaubte, haben wir uns getroffen und Zeit miteinander verbracht.
In Essen wurden Sie in der vergangenen Spielzeit nur zweimal eingewechselt. Wieso haben Sie nicht häufiger gespielt?
Moukoko: Ich wollte natürlich mehr spielen und hoffte, häufiger meine Chancen zu erhalten. Ich war meistens im Kader und konnte dort insgesamt viel lernen, auch wenn ich der Mannschaft gerne mehr geholfen hätte. Ich glaube, ich habe immer gut trainiert und Gas gegeben, aber der Trainer hat sich so entschieden und das muss man respektieren. Es war eine gute Zeit, der Verein ist wie eine Familie.
Sie haben den ETB nach der Saison wieder verlassen, weil Sie höher spielen wollten - am liebsten im Profibereich. Wieso hat es nicht geklappt, einen neuen Verein zu finden?
Moukoko: Ich stand kurz vor dem Wechsel zu einem Verein in der Regionalliga. Nach dem Probetraining wollte mich der Trainer verpflichten, doch der Manager war noch im Urlaub. Ich sollte auf ihn warten, damit er den Vertrag fertig macht. Leider hatte ich dann ziemliches Pech, weil ich mich im letzten Training an der Leiste verletzt habe. Als der Manager wieder da war, haben wir geredet und er meinte, das der Transfer nicht zustande kommen würde. Ich war verletzt, Corona hat seine Auswirkungen, sie wollten daher lieber einem gesunden Spieler eine Chance geben. Ich hatte nach Essen einige Angebote, nicht nur aus Deutschland, auch aus der Schweiz und Frankreich. Ich wollte aber erst einmal in Deutschland bleiben, was ja auch geklappt hätte, wenn ich mich nicht verletzt hätte.
Kurz darauf, im November 2020, feierte Youssoufa gegen Hertha BSC sein Debüt für die Profis und wurde zum jüngsten Bundesligaspieler aller Zeiten. Wie haben Ihre Familie und Sie diesen Tag erlebt?
Moukoko: Wenn das Coronavirus nicht wäre, wären wir mit der gesamten Familie natürlich in Berlin auf der Tribüne gesessen und hätten live mitgefiebert. Es wäre schön gewesen, wenn nach dem Spiel alle auf dem Platz gestanden und ein gemeinsames Bild mit Youssoufas Trikot gemacht hätten. So aber waren alle zu Hause, haben dort geschaut und gefeiert. Ich selbst allerdings nicht, ich war damals bei einem guten Kumpel im Ausland. Ich brauchte eine kleine Luftveränderung und musste mal raus aus Hamburg, wo ich mittlerweile wieder wohne. Wir haben das Spiel aber selbstverständlich auch dort gesehen und uns riesig gefreut, als er eingewechselt wurde. Davon habe ich ihm dann auch ein Video geschickt. Er hat sich diesen Rekord einfach total verdient, weil er immer hart an sich gearbeitet hat.
Youssoufa wurde früh als Wunderkind bezeichnet und hat in den Dortmunder Jugendteams unglaubliche Torquoten aufgewiesen. Wie ist Ihre Familie und er mit dem permanenten Hype in den Medien umgegangen?
Moukoko: Man kann es ja leider nicht beeinflussen, was in den Medien steht. Zumal Youssoufas Geschichte schlicht außergewöhnlich war und ist. Die Medien müssen sie ja quasi aufschreiben und darüber berichten. Was soll er dagegen machen? Weniger Tore schießen? Wenn du in etwas so gut bist wie er, reden die Leute einfach über dich, das lässt sich nicht ändern. Wir haben ihn als Familie immer unterstützt, aber auch motiviert, weiter hungrig zu bleiben und sich nicht auf den frühen Erfolgen auszuruhen. Der Hype um ihn oder damals die Diskussion um sein Alter hat ihn nicht wesentlich interessiert. All das hat ihn vor allem nicht von seinem Weg abgebracht - und das ist das Wichtigste.
Wie sieht es derzeit denn bei Ihnen aus, wo wegen Corona kein Fußball gespielt wird und Sie derzeit vereinslos sind?
Moukoko: Ich trainiere täglich und tue alles, um mich fit zu halten. Das mache ich entweder für mich alleine, indem ich laufen gehe, oder zusammen mit einem Freund per Videocall. Er ist so etwas wie mein persönlicher Trainer. Auch mit dem Ball trainiere ich weiterhin zusammen mit einem anderen Freund, aber das ist durch den Lockdown aktuell natürlich erschwert.
Wie blicken Sie nun in die Zukunft: Ist es auch möglich, dass Sie zu einem Verein wechseln, der weiter von Ihrem Bruder entfernt ist als bisher?
Moukoko: Klar. Ich kämpfe weiter für mein Ziel und arbeite darauf hin, im Sommer wieder bei einem Verein einzusteigen. Damals war die Nähe zwischen mir und Youssoufa eine gute Lösung für uns beide. Heute schließe ich nicht aus, weiter weg von ihm zu sein. Er ist ja jetzt ohnehin ständig mit den Profis unterwegs. Daher ist mir der Standort relativ egal. Ich richte mich nach möglichen Angeboten und schaue ganz offen, was auf mich zukommt.