290.000 Dollar für den digitalen CR7 - So funktioniert der Hype um die digitalen Spielerkarten

Von Alexander Weber / Filippo Cataldo
Sorare, Bundesliga, Primera Division, Cristiano Ronaldo
© getty

Man kennt es noch aus der eigenen Kindheit: Vom Taschengeld kaufte man sich beim Kiosk um die Ecke Panini-Aufkleber oder Topps-Sammelkarten und auf dem Pausenhof wurde dann mit den Mitschülern getauscht. Das französische Startup Sorare hat den Handel mit Sammelkarten von Fußballern auf ein ganz neues Level gebracht.

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Das Unternehmen dient als Marktplatz für so genannte NFT-Token und ist gleichzeitig ein virtuelles Managerspiel. Zu den Partnern des Unternehmens gehören Gerard Pique, Antoine Griezmann und Oliver Bierhoff.

Auch La Liga und die Bundesliga haben mittlerweile eine offizielle Partnerschaft mit dem Unternehmen, auf dem digitale Sammelkarten teilweise zu astronomischen Preisen gehandelt werden. So zahlte im Frühjahr ein User für einzigartige digitale Sammelkarte von Cristiano Ronaldo 290.000 Dollar.

Doch wie funktioniert das Geschäft mit den NFT-Tokens?

Das Prinzip von Sorare ist recht simpel und basiert auf zwei Säulen: Sorare ist zunächst ähnlich aufgebaut wie gewöhnliche Fußball-Fantasy-Spiele wie beispielsweise Comunio, Kickbase oder Spitch. WEr mindestens fünf digitale Sammelkarten besitzt (darunter ein Torwart) kann seine Mannschaft in verschiedenen Ligen aufs virtuelle Feld schicken. Je erfolgreicher die Namensgeber der Karten in der realen Welt sind, desto mehr Punkte erhalten die Spieler. Erreicht die Mannschaft bestimmte Anzahl an Punkten, gibt es von Sorare Geldpreise - ausgezahlt in der Kryptowährung Ether (1 Ether entspricht derzeit circa 3500 Euro), die nach Bitcoin die zweitgrößte Währung ihrer Art.

Das Besondere an Sorare ist jedoch, dass sich die User ihre Mannschaft zusammenstellen, indem sie digitale Spielkarten von ihren Wunschspielern kaufen - und diese Karten begrenzt sind. Von jedem Spieler werden pro Jahr nur eine bestimmte Anzahl an digitalen Sammelkarten geschürft - das sorgt für ein knappes Angebot und bei dementsprechender Nachfrage für explodierende Preise.

Die Karten sind in unterschiedlichen Seltenheitsstufen eingeteilt und dementsprechend limitiert.
© sorare.com
Die Karten sind in unterschiedlichen Seltenheitsstufen eingeteilt und dementsprechend limitiert.

NFT-Token: Auch Memes und Tweets sind Kunst

Die digitalen Sammelkarten werden als sogenannte Nicht-fungible Tokens (NFT) ähnlich Kryptowährungen wie Bitcoin mithilfe der Blockchain-Technologie geschürft. Im Fall der NFT-Tokens auf der Plattform Ethereum. Als NFT-Token werden allgemein nicht ersetzbare, digital geschützte Objekte bezeichnet. Das können digitale Kunstwerke aller Art, aber eben auch Tweets, Memes oder eben digitale Sammelkarten sein. Die Blockchain-Urkunde garantiert dabei die Einzigartigkeit des Objekts.

Die Blockchain-Technologie Ethereum zertifiziert jedes NFT, das über Sorare gekauft wird und macht die Transaktion so sicher und für alle User sichtbar.

Die zweite Säule neben Fantasy Fußball ist der digitale Marktplatz für Sammler. NFT-Tokens erfreuen sich als digitale Kunst allgemein an immer größerer Beliebtheit und erzielen auch abseits des Fußballs kaum zu glaubende Preise. So kaufte erst im September ein Sammler das angeblich erste vom weltweit wohl bekanntesten Streetart-Künstler und Friedensaktivisten Banksy erstellte NFT-Token für umgerechnet 290.000 Euro; blöd nur, dass nicht Banksy das Kunstwerk erstellt hatte, sondern ein Hacker. Aber das ist eine andere Geschichte.

NFT-Token: Der schwarze Ronaldo kostete 289.920 Dollar

Sorare hat es da etwas einfacher. Wo ein digitaler Erling Haaland oder Kylian Mbappe drauf ist, stecken die offiziellen Lizenzen drin: das Unternehmen kooperiert unter anderem mit der Bundesliga, der LaLiga, der Serie A und der Ligue 1. Die teuerste je gehandelte Sorare-Karte war. Und ein echter digitaler schwarzer Sorare-Ronaldo ist nicht viel weniger wert als ein vermeintlicher Banksy: Im März wechselte eine einzigartige Ronaldo-Sammelkarte für umgerechnet 289.920 Dollar (256.396 Euro) den Besitzer.

"Kurz gesagt sind NFT-Tokens bessere Sammlerstücke als physische, weil man mehr mit ihnen machen kann, sie sind authentifiziert und beständig", sagte Sorare-CEO Nicolas Julia auf einer Medienrunde, an der auch SPOX und GOAL teilnahmen.

Sorare befeuert den Wert der Karten durch die Verknappung des Angebots. Von jedem Spieler werden pro Jahr nur eine bestimmte Anzahl von digitalen Sammelkarten geschürft - in verschiedenen Kategorien. Diese werden mit vier Farben angezeigt, die für den Seltenheitswert der Karten stehen. So gibt es von jedem Spieler der Saison 2021/2022 1000 gelbe Karten, 100 rote zehn blaue und eine schwarze. Je erfolgreicher ein Spieler, desto begehrter sind seine Karten, je seltener die Karte, desto höher der Preis - Marktwirtschaft in Reinkultur.

Lionel Messi erhält einen Teil seines PSG-Salärs in NFT-Token

Sorare hat es so nach eigenen Angaben zum Marktführer auf dem Markt mit NFT-Token gebracht. Bei einer jüngsten Finanzierungsrunde hat das französische Unternehmen noch mal 680 Millionen Dollar Kapital einsammelt. Insgesamt wird es 4,3 Milliarden Dollar bewertet. Das wertvollste Start-Up Frankreichs ist auch an Präsident Emmanuel Macron nicht vorbeigegangen. Dieser gratulierte dem Unternehmen über LinkedIn.

Angesichts solcher Zahlen verwundert es nicht, dass auch andere Firmen auf den NFT-Token-Zug aufgesprungen sind. So launchte Lionel Messi im August etwa auf der Blockhacin-Plattform Ethernity sein "Messiverse", auf dem digitale Grafiken und Videokunst des Superstars gehandelt werden. "Kunst ist wie Fußball. Ewig", ließ Messi zum Start ESPN mitteilen. Überhaupt scheint Ronaldos legendärer GOAT-Rivale ein faible für NFT-Token zu haben. PSG zahlte ihm einen Teil seines angeblich 25-Millionen-Euro-Handgelds beim Wechsel vom FC Barcelona nach Paris in PSG-Fan-Token aus.

Bei Fan-Token handelt es sich um NFT-Token, die an bestimmten Krypto-Börsen gehandelt werden. Sie sind also recht volatile Spekulationsobjekte - der PSG-Fan-Token war am 23.12.2021 etwa 14.62 Euro wert. Als Messi am 10. August 2021 zu PSG wechselte, war der Fan-Token noch 38,92 Euro wert.

Gleichzeitig versprechen die Fan-Token ausgehenden Klubs den Besitzern der Token aber auch, bestimmte Mitspracherechte im Verein zu erhalten. So durften die Eigner von Juventus-Fan-Token über die Torlieder im Stadion abstimmen. Bei Barca ging es um die Frage, welches Kunstwerk in der Kabine angebracht werden soll. Man sieht: Es geht eher um symbolische Mitbestimmung als um echte.

Als der BVB im vergangenen November die Einführung eines handelbaren Fan-Tokens in Aussicht stellte, liefen die aktiven Fans Sturm. Der BVB ruderte zurück und führte stattdessen nur eine Fan-Token-App für seine internationalen Fans ein. In der App können die User durch verschiedene Anwendungen Fan-Tokens erhalten, mit denen sie dann innerhalb der App beispielsweise an Umfragen teilnehmen können.

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