Gnadenlose Abrechnung: Trainer von Fünftligist tritt zurück, weil seine Mannschaft zu schwach ist

Von Oliver Maywurm
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Beim Rostocker FC kam es zu einem Kuriosum: Der Trainer warf das Handtuch, weil er zu wenig Qualität in der Mannschaft sah.

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Jan Kistenmacher hat sein Amt als Trainer des Oberligisten Rostocker FC niedergelegt. Was auf den ersten Blick ziemlich unspektakulär klingt, wird auf den zweiten Blick dann doch bemerkenswert: Denn Kistenmacher erklärte seine Rücktrittsentscheidung in einem ungewöhnlich ausführlichen Statement, in dem er unter anderem seiner ehemaligen Mannschaft deutliche Qualitätsmängel vorwarf.

"Trotz aller Bemühungen und zahlreicher Stunden, die ich in das Training und die Betreuung des Teams investiert habe, musste ich feststellen, dass die Voraussetzungen für den sportlichen Erfolg in der Oberliga aktuell nicht gegeben sind", schrieb Kistenmacher in den Sozialen Medien. "Die Mannschaft kämpft mit zahlreichen strukturellen Herausforderungen, die den Leistungsaufbau erheblich erschweren."

Daraufhin führte er detailliert vier entscheidende Punkte dafür auf, warum er das Handtuch warf. Der erste Punkt: "Mangel an Mannschaftsqualität und Erfahrung: Ein Großteil der Spieler hat bisher nur in niedrigeren Ligen gespielt, was sich in der spielerischen Qualität widerspiegelt. Leider hat sich dies auch in der aktuellen Bilanz von zehn Niederlagen aus zehn Spielen sowie dem unerwarteten Pokalaus gegen einen Achtligisten deutlich gezeigt."

Rostocker FC nach zehn Spieltagen abgeschlagen: Null Punkte, 2:48 Tore

Kistenmacher hatte den Rostocker FC erst im vergangenen Sommer übernommen, nachdem er zuvor zwei Jahre lang den MSV Neuruppin trainierte. Nach zehn Spieltagen steht der Traditionsklub mit null Punkten auf dem letzten Tabellenplatz, das Torverhältnis: 2:48!

Kistenmacher führte indes auch die "begrenzte Kadergröße und Personalprobleme" als Grund für sein Aus auf. "Durch die Abwesenheit des Co-Trainers, der nicht vorhandenen Persona eines Torwarttrainers sowie eines zweiten Torhüters ist die Trainingsgestaltung stark eingeschränkt. Zudem stehen viele Spieler aufgrund von privaten Prioritäten nicht regelmäßig zur Verfügung, was den Zusammenhalt und die Konstanz des Teams stark beeinträchtigt", so der 51-Jährige, der den Verein von Mitte 2013 bis Anfang 2017 schon einmal trainiert hatte.

Zudem gab Kistenmacher an, sich fortan wieder verstärkt auf andere Bereiche seines Lebens konzentrieren zu wollen. "In der aktuellen Situation sehe ich mich nicht in der Lage, das Team auf dem Niveau zu unterstützen, das ich mir für den Verein wünsche. Ein Rückzug ermöglicht es mir, meinen Fokus wieder stärker auf meinen Beruf und meine Familie zu legen."

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