Heiße Liebe, dunkle Schatten

Von Stefan Moser
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© Getty

München - Nur noch ein paar Tage, dann geht es endlich wieder los. Die Jagd auf die Bayern beginnt. Oder die Jagd nach den Plätzen im internationalen Wettbewerb. Oder die Jagd nach Platz 15.

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Die Bundesliga steht in den Startlöchern, aber wie weit sind die einzelnen Teams eigentlich? Wer hat wie eingekauft und wo besteht noch Handlungsbedarf?

SPOX.com hat sich schlau gemacht und jeden der 18 Bundesligisten unter die Lupe genommen. Heute mit den Klubs, bei denen es schon jetzt ganz passabel läuft...

Hamburger SV

Was ist neu? Der HSV hat einen neuen Superstar, und der heißt "Scouting-Abteilung". Die Hamburger Späher spähen nämlich nach allem, was nicht niet- und nagelfest ist. Erst tüteten sie die Toptalente Anton Putsilo (20), Vadis Odjidja-Ofoe (18) und Macauley Chrisantus (17) ein, nun suchen sie auch noch den Nachfolger von Trainer Huub Stevens, der im Sommer nach Eindhoven zurückkehren wird. Und das alles sehr unaufgeregt, sehr dezent, sehr professionell.

Was ist alt? Die Liebe von Rafael van der Vaart und seiner Sylvie. "Wir sind immer noch heiß aufeinander", informierte die vermeintlich schönste Spielerfrau Deutschlands via "Bild" die wissbegierige Öffentlichkeit. Dass ihr promiskuitiver Göttergatte dabei ständig mit der Alten Dame aus Turin flirtet, stört Frau van der Vaart mitnichten.

Damit steht einem Wechsel im Sommer wohl nichts mehr im Wege. Juventus und der HSV führen bereits Gespräche. Sollte van der Vaart aber, wie schon nach seinem Sommer-Techtelmechtel mit Valencia, so aufspielen wie in der Hinrunde, werden ihn auch die HSV-Fans weiterhin lieben.

Wie geht's weiter? Weil in Hamburg ohnehin alle Mann samt und sonders heiß aufeinander sind, werden auch die schwierigen Personalien Stevens und van der Vaart nicht für Unruhe sorgen. Die Vorbereitung verlief reibungslos, die Testspiele wurde bislang alle gewonnen. Zudem schießt sich Sorgenkind Mohamed Zidan derzeit beim Afrika-Cup mit Ägypten den Frust von der Seele. Der HSV spielt um die Champions-League-Plätze!

1. FC Nürnberg

Was ist neu? Die Neuigkeit in Nürnberg ist in der Tat groß: Genau 2,02 Meter, und dabei 100 Kilogramm schwer. Sie heißt Jan Koller, kam im Winter aus Monaco und rechtfertigt bislang die in ihn gesetzten Hoffnungen - nicht zuletzt mit Toren. Zudem kehrten auch die dauerverletzten Robert Vittek und Javier Pinola endlich ins Mannschaftstraining zurück.

Was ist alt? Die Sorgen. Noch immer steht der Club auf einem Abstiegsplatz - denn daran konnte auch die Winterpause nichts ändern. Zudem plagt die Franken, wie schon in der Hinrunde, eine unheimliche Verletztenmisere. Zvjezdan Misimovic, Angelos Charisteas, Lars Jacobsen und Ivan Saenko verpassten dank verschiedener Blessuren Teile der Vorbereitung.

Wie geht's weiter? Viel wird vom Auftakt in die Rückrunde abhängen. Sollte Nürnberg jedoch die Nerven behalten und sein Potenzial ausschöpfen, werden sie die Abstiegsränge schnell verlassen. Fünf Testspiele ohne Niederlage, darunter ein klares 3:0 gegen den FC Zürich, verraten jedenfalls eine gute Frühform.

Hansa Rostock

Was ist neu? Die ungewöhnlichen Trainingsmethoden. Hansa verbrachte nämlich große Teile der Vorbereitung auf Flughäfen oder in Flugzeugen. Ein Schneechoas im Iran, wo Rostock ein Testspiel absolvierte, machte diese teambildende Maßnahme möglich - und nötig. Außerdem neu und doch irgendwie alt: Gledson.

Was ist alt? Neuzugang Gledson. Der Brasilianer spielte schon einmal für Rostock, wurde dann nach Stuttgart verkauft und kehrt nun, nach nur einem halben Jahr, wieder zurück. Gledson wird die Defensive weiter stabilisieren - allerdings drückt der Schuh bei der Pagelsdorf-Elf eher in der Offensive.

Wie geht's weiter? Rostock wird bis zum Schluss gegen den Abstieg kämpfen. Sollte Hansa den Schwung aus den Testspielen (vier Partien ohne Niederlage) mit in den Rückrunden-Auftakt nehmen und mit einer kleinen Serie starten, ist der Klassenerhalt drin. Los geht's allerdings gegen die Bayern...

Schalke 04

Was ist neu? Vier Mann! Ze Roberto II, Lewan Kenia, Vicente Sanchez und vor allem Albert Streit. Auf den ersten Blick ist der Neuzugang aus Frankfurt genau der Spieler, der den stotternden Schalker Mittelfeldmotor zum Laufen bringen könnte. Deshalb war Schalke die Verpflichtung bereits im Winter auch schlanke 2,5 Millionen Euro wert.

Was ist alt? Störfeuer im Umfeld und das schwierige Verhältnis zur Boulevardpresse. Im Grunde lief die Winterpause mehr als glatt, die Neuverpflichtungen machen Sinn, das Trainingslager war ein voller Erfolg. Aber mit Mimoun Azaouagh und Mesut Özil nutzen gleich zwei Unzufriedene die Medien, um gegen Verein und Trainer Mirko Slomka zu nörgeln. Die mediale Überspanntheit in Gelsenkrichen kann auch in der Rückrunde schnell zum Problem werden.

Wie geht's weiter? Das weiß der Himmel! Sollte das Umfeld Ruhe bewahren und Streit die Kollegen inspirieren, wird Schalke bis zum Schluss ganz oben mitspielen. Die Testspiele jedenfalls zeigten eine ordentliche Form. Allerdings hat man bei Schalke immer das Gefühl, es mit der besten mittelmäßigen Mannschaft aller Zeiten zu tun zu haben.

Bayern München

Was ist neu? Breno ist neu, aber der wird zunächst nicht spielen - körperliche Defizite. Ansonsten drehte sich in München im Winter alles um Jürgen Klinsmann. Mal sehen, wie sich das auf die Mannschaft auswirkt.

Was ist alt? Ottmar Hitzfeld. Das soll nicht despektierlich klingen, aber der Trainer ist heute schon die gefühlte Vergangenheit des FC Bayern. Klinsmanns dunkler Schatten liegt jetzt schon über dem 59-Jährigen - ob er wirklich zur Last wird, hängt maßgeblich vom Erfolg der Mannschaft ab.

Wie geht's weiter? Warten auf Klinsmann, so lautet im Augenblick das reichlich riskante Motto über der bayerischen Rückrunde. Damit kein "Warten auf Godot" daraus wird, bei dem alle Beteiligten nur auf der Stelle treten, muss die Hitzfeld-Elf erfolgreich und attraktiv Fußball spielen. Dann allerdings wird Klinsi in den Hintergrund treten und die Aussicht auf drei mögliche Titel die Stimmung aufrecht erhalten. In den Testspielen jedenfalls zeigten Klose, Toni und Co. bereits ansprechende Form - das müde 1:1 im Derby mal ausgenommen.

VfL Bochum

Was ist neu? Mimoun Azaouagh. Der Mittelfeldspieler kommt leihweise vom FC Schalke. Kommt er in Form, sollte er für den VfL eine absolute Bereicherung sein.

Was ist alt? Manager Stefan Kuntz zaubert weiterhin Transfer-Coups aus dem Hut. Nach Gekas und Sestak ist Bochum nun an Aleksey Belik interessiert. Der 26-jährige ukrainische Nationalspieler ist ebenfalls Stürmer und kommt möglicherweise noch bis Freitag von Schachtjor Donezk. Der nächste Volltreffer?

Wie geht's weiter? In den Testspielen zeigte Bochum gute Form. Das 2:2 gegen den FC Basel etwa war eher schmeichelhaft für den Schweizer Spitzenklub. Sollte der VfL gut starten, wird die Koller-Elf die Klasse halten. Allerdings: Die ersten beiden Auswärtsspiele haben es gewaltig in sich - erst in Bremen, dann in Hamburg.

Klubs mit Licht und Schatten - hier geht es zum zweiten Teil des Formchecks!

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