Kartellamt untersagt geplante TV-Vermarktung

SID
Bayern, Bremen, Klose
© Getty

München - Das Bundeskartellamt hat mit der Ablehnung der geplanten TV-Vermarktung der Bundesliga massive Kritik aus dem deutschen Fußball ausgelöst.

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"Das ist ein Schlag ins Kontor für den deutschen Profifußball. Ich weiß nicht, ob die Herren wissen, wie der Fußball tickt und welche negativen Folgen das haben wird", erklärte Bayern Münchens Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge.

"Ich habe das Gefühl, dass uns die Politik immer höhere Hürden in den Weg stellt. Ich weiß nicht, wie wir international wettbewerbsfähig sein wollen und sehe große Probleme auf uns zukommen", so Rummenigge weiter.

Liga-Präsident Reinhard Rauball befürchtet ebenfalls gravierende negative Auswirkungen. "Diese Position ist unverständlich und könnte den deutschen Profi-Fußball um Jahre zurückwerfen", sagte er.

Und Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke sagte stellvertretend für die Bundesligavereine: "Das ist kein guter Tag für den Fußball."

Finanzielle Einbußen drohen

Nach zehnmonatiger Prüfung hatte das Kartellamt am Donnerstag das vorgelegte Modell für die Spielzeiten bis 2015 zurückgewiesen, weil es nach ihrer Ansicht den kartellrechtlichen Anforderungen einer angemessenen Verbraucher-Beteiligung nicht genügt.

Mit der Entscheidung der Wettbewerbshüter, die wie bisher samstags in der ARD-Sportschau (18.30 bis 20.00 Uhr) eine zeitnahe "Highlight-Berichterstattung" im frei empfangbaren Fernsehen (Free TV) haben möchten, droht der auf sechs Jahre vereinbarte Vertrag der Deutschen Fußball Liga (DFL) mit der Kirch-Tochterfirma Sirius zu platzen.

Sirius hatte der DFL und den 36 Profivereinen bis 2015 rund 500 Millionen Euro pro Jahr garantiert. "Das ist ein Schlag gegen die Finanzierung der DFL", erklärte Werder Bremens Geschäftsführer Manfred Müller. Die weitere Vorgehensweise will der Liga-Vorstand am Freitag bekanntgegeben.

Kritik auch von Zwanziger

Auch beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) sorgte der Beschluss für Kritik.
"Durch die Entscheidung des Kartellamtes werden die Vermarktungschancen der Liga für einen angemessenen Preis beeinträchtigt. Dies wird zwangsläufig Auswirkungen auf die Nachwuchsförderung haben", sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger.

Weitere Reaktionen auf die Entscheidung des Bundeskartellamts  

Kartellamts-Präsident Bernhard Heitzer empfahl der DFL, Änderungen im dem vorgelegten Vermarktungsmodell vorzunehmen. Entsprechende Korrekturen und eine "Feinjustierung" seien möglich.

"Es geht um die Wahrung der Auswahlmöglichkeiten der Verbraucher durch eine hinreichend attraktive Alternative zum Pay TV-Monopol am Samstagnachmittag", betonte Heitzer.

Das derzeit praktizierte Verfahren mit sechs Spielberichten samstags in der Sportschau von 18.30 bis 20 Uhr sei danach angemessen.

Kartellamt nicht zu Kompromiss bereit

Die DFL wollte für die Zukunft zwei Modelle ausschreiben: das eine mit einer Free-TV-Zusammenfassung mit fünf Samstag-Spielen vor 20 Uhr, das andere mit einer Zusammenfassung im frei empfangbaren Fernsehen (Free TV) erst nach 22 Uhr.

Dadurch sollten Pay TV-Sender ermuntert werden, mehr Geld als bisher für die Rechte zu bieten. Derzeit erlöst die DFL rund 440 Millionen Euro pro Saison.

Zuletzt hatte die DFL-Führung am vergangenen Dienstag eine Zusammenfassung des Freitag-Spiels im Free-TV um 22.15 Uhr sowie sonntags Zusammenfassungen über die 2. Liga von 16.00 Uhr angeboten.

Doch auch diese Kompromiss-Vorschläge reichten dem Kartellamt nicht, um dem Modell zuzustimmen.

Bayern denkt nicht an Selbstvermarktung

Sollten sich die Parteien nicht auf einen Kompromiss einigen können, droht der Liga möglicherweise ein Zwei-Klassen-Gesellschaft, da Vereine wie Bayern München mit einem Ausstieg aus der zentralen Vermarktungweitaus mehr Geld verdienen könnten als bisher.

An eine Selbstvermarktung denkt der FC Bayern derzeit aber nicht.

"Wir haben immer gesagt, dass wir zur zentralen Vermarktung stehen, wenn gewährleistet ist, dass wir in der zentralen Vermarktung fair behandelt werden. Ich sehe keine Anzeichen bei der DFL, dass das nicht auch in der Zukunft der Fall sein wird. Deshalb haben wir nicht vor, aus der Zentralvermarktung auszusteigen", stellte Rummenigge klar.

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