Einzig bei der Wahl zu Europas Fußballer des Jahres schlug sich der 25-Jährige unter Wert: Dort kam er nur auf Platz 16.
Im Interview mit SPOX lässt Franck Ribery das Jahr 2008 Revue passieren, zieht Vergleiche zwischen Ottmar Hitzfeld und Jürgen Klinsmann und spricht sich erneut für Verstärkung aus seinem Heimatland aus.
SPOX: Die Vorrunde des FC Bayern verlief erfolgreich. Wie fällt Ihr Fazit aus?
Franck Ribery: Positiv - wir sind schließlich seit Ende September und 16 Spielen ungeschlagen. Spielerisch haben wir uns gesteigert und durch die Serie viel Selbstvertrauen getankt. Unsere Stärke liegt auf der linken Seite (lacht). Im Ernst: Philipp Lahm, Ze Roberto und ich sind ein starkes Trio und haben sehr viel Spaß zusammen. Philipp gehört auf seiner Position zu den Besten der Welt, obwohl er ein Rechtsfuß ist. Und Ze ist technisch einfach überragend. Es ist ein Genuss, mit ihm zusammen zu spielen.
SPOX: Ist der FC Bayern in dieser Saison stärker als in der vergangenen Saison?
Ribery: Außer Tim (Borowski, Anm. d. Red.) und Massimo (Oddo, Anm. d. Red.) haben wir die gleiche Elf. Wir kennen uns alle schon länger. Auf dem Platz merkt man das: Wir finden uns besser, wir kombinieren besser. Wir sind reifer als in der letzten Saison. Ob wir besser sind? Ich denke schon. Aber das müssen wir in der Rückrunde beweisen.
SPOX: In dieser Saison spielen Sie zum ersten Mal in Ihrer Karriere in der Champions League.
Ribery: Dieser Wettbewerb ist fantastisch. Da spielt man auf dem höchsten Niveau gegen die Besten Europas. Gegen Lyon und Florenz hat es richtig Spaß gemacht. Das Beste liegt aber noch vor uns.
SPOX: Ist Hoffenheim verdient Herbstmeister geworden?
Ribery: Diese Mannschaft kannte ich bisher nicht. Aber bei unserem Heimspiel haben mich die Hoffenheimer überrascht. Dieses Team spielt gut nach vorne und stellt sich nicht hinten rein, wie es die meisten Vereine bei unseren Heimspielen tun. Hoffenheim hat sicherlich Zukunft. Sie sind nicht unverdient ganz oben. Aber ich bin überzeugt, dass wir am Ende der Saison ganz oben stehen werden.
SPOX: Wie verläuft die tägliche Arbeit mit Jürgen Klinsmann?
Ribery: Klinsmann hat im Verein nicht zuletzt mit dem neuen Leistungszentrum viel verändert. Auf dem Platz ist er sehr präsent, er redet sehr viel. Er motiviert uns immer wieder. Wir laufen sehr viel, sehr intensiv. Das hat sich ausgezahlt. Wir können gegen jede Mannschaft am Schluss noch zulegen. Klinsmann ist selbst topfit. In Laufeinheiten hält er gut mit. Er ist immer der Erste auf dem Trainingsgelände und der Letzte, der die Säbener Straße verlässt. Als ich nach meiner Verletzung noch in der Reha war, stand er mir immer zur Seite und hat nie aufgehört, mich zu motivieren.
SPOX: Was ist anders als unter Ottmar Hitzfeld?
Ribery: Klinsmann redet viel mehr mit uns. In der Kabine kommuniziert er mehr, er kann auch laut sein. Hitzfeld war dagegen eher zurückhaltend. Er hatte mehr Abstand. Es sind zwei verschiedene Welten.
SPOX: Sie haben ein gutes Verhältnis zu Lukas Podolski. Wie beurteilen Sie seine Situation beim FC Bayern?
Ribery: Poldi ist in einer prekären Lage. Er tut sich schwer, damit umzugehen. Er leidet. Das ist sehr schade, denn ich schätze ihn sowohl als Spieler als auch als Menschen.
SPOX: Wie stellen Sie sich Ihre Zukunft vor? Beim FC Bayern?
Ribery: In München habe ich einen Vertrag bis 2011. Ich fühle mich sehr wohl und habe einfach viel Spaß. Man weiß aber nie, was passieren wird. Ich werde mich mit den Verantwortlichen am Ende der Saison zusammensetzen und dann sehen wir weiter.
SPOX: Sie haben zuletzt mehrfach Verstärkungen gefordert und sich zwei Landsleute stark gemacht...
Ribery: Es ist kein Geheimnis, dass ich beide beim FC Bayern begrüßen würde: Jeremy Toulalan (Mittelfeldspieler von Olympique Lyon, Anm. d. Red.) würde aufgrund seiner Spielweise sehr gut zu uns passen. Außerdem glaube ich, dass der FC Bayern schon immer seine Lieblingsmannschaft war. Und Sebastien Frey (Torhüter vom AC Florenz, Anm. d. Red.) ist ein sehr guter Keeper. Das hat er in den zwei Partien gegen uns in der Champions League bewiesen.
SPOX: Wie würden Sie das Jahr 2008 aus persönlicher Sicht zusammenfassen?
Ribery: Ich habe immer noch das Bild vom schlechten Abschneiden mit der französischen Nationalmannschaft bei der EM vor Augen.Das Aus in der ersten Runde hat sehr weh getan. Und dann meine schlimme Verletzung am rechten Knöchel. Ich hatte wahnsinnige Schmerzen und konnte nächtelang nicht schlafen.
SPOX: Und beim FC Bayern?
Ribery: Mit dem FC Bayern war das Aus im UEFA-Cup-Halbfinale bei Zenit St. Petersburg sehr bitter, weil wir unbedingt den Pott holen wollten und im Rückspiel völlig untergingen. Positiv war natürlich der Gewinn des Doubles in meiner ersten Bundesligasaison. Mein persönliches Highlight war der Pokalsieg im Finale gegen Borussia Dortmund. Die Atmosphäre in Berlin war einfach fantastisch. Und es war mein erster Titel in Deutschland. Den Gewinn der Meisterschaft habe ich etwas anders in Erinnerung. Zwar war ich glücklich, als uns der Titel nicht mehr zu nehmen war (nach dem 0:0 in Wolfsburg am 31. Spieltag, Anm. d. Red.). Aber Ottmar Hitzfeld wollte mich schonen und deswegen saß ich zuhause, während meine Kollegen feierten. Das wird mir nicht noch einmal passieren.