In Köln ist es seit Monaten das Thema schlechthin, in München kommt man seit Wochen nicht drumherum, selbst bundesweit verging zuletzt kaum ein Tag, an dem nicht über die Zukunft von Lukas Podolski diskutiert wurde.
Fest steht seit einiger Zeit, dass der 23-Jährige den Rekordmeister verlassen will, darf und wird. Darauf haben sich die Beteiligten längst verständigt. Sehr wahrscheinlich ist, dass der Nationalspieler zum 1. FC Köln zurückkehren wird. Er gehe davon aus, dass man sich schon bald einigen werde, so Podolski in der "Bild". Es gehe nur noch um Details.
Die sollten allerdings relativ zügig geklärt sein, denn im entscheidenden Punkt scheinen sich Münchner und Kölner einig zu sein: Der FC ist bereit, die von den Bayern geforderten zehn Millionen Euro Ablöse zu bezahlen.
Poldi hat es schwerer denn je
Schon bald wird das Thema, das viele Beobachter mittlerweile nur noch nervt, also vom Tisch sein. Doch ist dann tatsächlich auch alles gut, sind alle Seiten dann zufrieden? Schwer zu glauben, schließlich soll Podolski erst im Sommer wieder ins FC-Dress schlüpfen.
Das heißt: Poldi ist noch ein halbes Jahr in München angestellt. Dort also, wo er in bislang zweieinhalb Jahren nie wirklich glücklich wurde, dort, wo es der Stürmer nun vor seinen letzten sechs Monaten schwerer denn je zu haben scheint.
"Wir hatten die Hoffnung, dass er den Kampf annimmt. Dass er die Ausrufezeichen vor allem in den Spielen setzt, in denen er zum Einsatz kam - und da waren genügend Spiele dabei. Die Ausrufezeichen hat er aber nicht so gesetzt, wie wir und die Fans das erwartet hätten", sagt Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann in der "tz". "Er hat den Kampf nicht angenommen."
Zwei Monate verletzt
Es wirkt, als ob Podolski bei den Bayern unten durch ist. Hinzu kommt, dass Klinsmann mit Landon Donovan in der Winterpause seinen Wunschspieler als vierten Angreifer verpflichten durfte. Das macht die Situation für Podolski nicht unbedingt besser.
Zu allem Überfluss ist der 60-malige Nationalspieler seit über zwei Monaten verletzt und musste aufgrund einer Krankheit auch das Trainingslager in Dubai sausen lassen. Während Donovan also fleißig Punkte sammelt, ist Poldi erst jetzt wieder ins "leichte Training" eingestiegen.
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Köln muss sofort zuschlagen
Klinsmann erklärt unmissverständlich: "Im Moment ist Landon Donovan Stürmer Nummer drei. Es ist für Lukas jetzt sicher nicht leichter geworden, aufgrund der Konstellation, dass er jetzt zwei Monate außer Gefecht war." Sprich: Podolski droht bei den Bayern ein verlorenes halbes Jahr und die schleichende Isolation.
Lösen kann dieses Problem nur der FC. Die Kölner müssten Podolski dafür allerdings sofort zurück in die Domstadt holen. Noch in der Winterpause. Auch wenn Klinsmann erklärt, dass "uns Lukas im Sommer verlässt" und auch Podolski sagt: "Mein Ziel ist es, mit dem FC Bayern die gesteckten Ziele für diese Saison zu erreichen." Doch allein ob der aktuellen Situation in München würde Poldi seine Koffer lieber heute als morgen packen.
Olic könnte Podolski ersetzen
Auch der FC Bayern hätte wohl nichts gegen einen sofortigen Abgang einzuwenden. Freilich stünde der Rekordmeister dann vorerst nur mit drei Angreifern da. Doch letztlich hätten die Münchner dann mindestens zehn Millionen Euro zur Verfügung, mit denen man zum einen den bislang ausgeliehenen Donovan über den März hinaus verpflichten könnte.
Zum anderen hätte Bayern viel Geld und drei Wochen Zeit, um einen geeigneten Ersatz für Podolski zu finden. Einen fitten und willigen noch dazu. Der HSV wäre für eine angemessene Ablöse wohl nicht abgeneigt, Ivica Olic schon im Winter nach München ziehen zu lassen. Hamburgs Coach Martin Jol schloss zuletzt nicht aus, dass Olic' Transfer "schon früher über die Bühne geht".
Song: "Hol den Lukas!"
Es hängt also an Köln. In der Stadt sehnt man die Rückkehr des verlorenen Sohnes seit langem herbei. Am Samstag steigt bereits die erste Poldi-Comeback-Party im Rheinland. Die Kölner Kult-Band "De Höhner" hat mittlerweile einen Song für Podolski gedichtet und selbst ein städtischer Kirchenchor forderte zuletzt in Liedform: "Hol den Lukas!"
Scheitern könnte eine sofortige Rückholaktion allerdings am Verein. Denn der FC müsste die veranschlagten zehn Millionen Euro schon jetzt aufbringen. Ursprünglich war angedacht, den Transfer im Sommer konventionell zu finanzieren. Kommt Podolski im Winter, müssten wohl externe Geldgeber einspringen und den Betrag zumindest teilweise vorstrecken.
Erwartungen nicht erfüllbar für Poldi
Auch aus sportlicher Sicht ist Köln momentan nicht zwingend auf Podolski angewiesen. Nach der ordentlichen Vorrunde hat die Daum-Elf neun Punkte Vorsprung auf die Abstiegsränge und eine eingespielte Mannschaft auf dem Platz.
Hinzu kommt, dass der Angreifer nach seiner zweimonatigen Verletzungspause zum Rückrundenauftakt gar nicht topfit sein kann. Eine Tatsache, die es Podolski wohl kaum zuließe, die immensen Erwartungen auf Anhieb zu erfüllen.
Begeisterung stiege ins Unermessliche
Andererseits könnte er ein halbes Jahr lang Spielpraxis sammeln, sich integrieren und in der kommenden Saison voll angreifen.
Zudem würde allein durch Podolskis Anwesenheit die Begeisterung rund um den FC ins Unermessliche steigen und der Absatz von Poldi-Trikots und Dauerkarten durch die Decke schießen. Und das schon sechs Monate früher, als eigentlich angedacht.
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