Der Transfer von Lukas Podolski zum 1. FC Köln drohte schon zur unendlichen Geschichte zu verkommen, ehe am Montag endlich Vollzug gemeldet wurde. Jeden Tag gab es eine neue Nachricht, frisch gemischt, mal von den Bayern, mal aus Köln, mal auch vom Stürmer selbst. Die Chronologie.
24.11.: Podolski: "Ich will im Winter weg"
Monatelang wurde um den unzufriedenen Poldi spekuliert, geredet und Ratschläge erteilt. Nun meldete sich der Stürmer erstmals selbst mit einer klaren Ansage zu Wort: "Ich habe für mich die Entscheidung getroffen, dass ich den Verein im Winter verlassen möchte."
25.11.: Overath: "Haben unsere Hausaufgaben gemacht"
Der Stein war ins Rollen gekommen, Köln reagierte. Nur einen Tag nach Poldis Äußerung, erklärte Kölns Präsident Wolfgang Overath auf der Jahreshauptversammlung: "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Wir werden alles, aber auch wirklich alles im Rahmen unserer Möglichkeiten tun, um ihn nach Hause zu holen. Aber es gibt klare finanzielle Grenzen, die müssen wir beachten."
30.11.: Hoeneß: "Im Sommer kann er gehen"
Und auch die Bayern meldeten sich erstmals zu Wort - und signalisieren Verhandlungsbereitschaft. Lediglich der Zeitpunkt schien noch strittig. Manager Uli Hoeneß: "Dass er zum Saisonende gehen wird, kann ich mir mittlerweile gut vorstellen."
7.12.: Hoeneß: "Kölns Angebot ist unsäglich"
Die Grundkonsens schien geschaffen, jeder hatte sich mal zu Wort gemeldet, sodass man zum Eingemachten kommen konnte - sprich der Kohle. Köln legte ein erstes Angebot vor. Dieses lag wohl jedoch deutlich unter zehn Millionen Euro, was die Bayern promt mit dem prädikat "unsäglich" abstempelten. Ein verschnupfter Uli Hoeneß stellte daraufhin im "DSF-Doppelpass" gleich alles in Frage: "Ich habe nicht den Eindruck, dass sie ihn wirklich haben wollen."
18.12.: Meier sicher: "Poldi kommt nur nach Köln"
Von der rüden Abfuhr der Bayern verschreckt, brauchte man in der Domstadt ganze elf Tage, um sich zum Gegenschlag zu formieren. Resultat: Blanker Optimismus. "Wir gehen davon aus, dass er im Falle eines Wechsels nur nach Köln kommt", so die Note von Manager Michael Meier.
21.12.: Poldi nähert sich an
Poldi, Köln, Bayern - Bayern, Köln... Und, was fehlt? Na klar, der Poldi wieder. Den vehementen Lockrufen aus Köln erlegen, stimmte der 23-Jährige in die Transfer-Balz ein und erklärte: "Wenn die sportliche Perspektive stimmt und Köln in der Lage ist, so einen Transfer zu stemmen, dann kann ich mir eine Rückkehr zum FC durchaus vorstellen."
07.01.: Es sieht gut aus
Die Antwort der Bayern ließ lange auf sich warten, fiel dafür aber durchwegs positiv aus. "Ich muss sagen, die Kölner haben sich noch einmal bewegt. Sie müssen noch ein wenig drauflegen. Aber zwischen dem, was sie anbieten und dem, was wir wollen, ist kein allzu großer Unterschied mehr. Das sollten sie auch noch hinbekommen. Sie sind auf einem guten Weg", sagte Rummenigge im Trainingslager in Dubai.
07.01.: Hoeneß will 10 Millionen
Eine Einschränkung gab's allerdings noch vom Bayern-Manager: "Alle würden sich täuschen, wenn sie mit Lukas ein Schnäppchen machen wollen. Er ist für Köln Summe X wert, für andere Vereine die Summe Y. Köln muss nicht so viel bezahlen, sollte seinen Vorsprung aber nutzen. Zehn Millionen, oder sie bekommen ihn nicht. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche."
09.01.: Entscheidung bis Ende Januar
Und endlich ging's voran. Hoeneß wirkte zunehmend genervt - selbst im Urlaub in Dubai ließ ihm das Thema keine Ruhe - und wollte die Geschichte allmählich wohl auch nur noch hinter sich bringen: "Ich bin mit Köln im Gespräch. Wenn ich nächste Woche zurück bin, werden wir diese Gespräche wieder aufnehmen. Ich denke, dass wir vielleicht bis Ende des Monats eine Lösung hinkriegen. Es geht noch darum, Kleinigkeiten zu regeln."
10.01.: Poldi: "Geht nur noch um Details"
Bei so viel Good-Will vom Boss wurde schließlich auch Poldi mutig. Munter plapperte der Prinz nach: "Es müssen jetzt noch einige Details geklärt werden. Aber ich gehe davon aus, dass wir uns bald einigen werden."
12.01.: Meier: "Das ganze kann noch platzen"
Und dann plötzlich der Schock - unerwartet, unbegreiflich. Köln ruderte zurück. Deutschland war geschockt - doch kein Ende des Transfer-Marathons in Sicht? Meier zerknirscht: "Es wird immer so getan, als sei das Ding durch. Auch in der medialen Öffentlichkeit. Aber wir brauchen eindeutig die Hilfe des FC Bayern. Wenn die Münchner uns nicht entgegenkommen, schaffen wir das nicht. Das Ganze könnte noch platzen..."
13.01.: Löw für Poldi
Beziehungsberater Jogi Löw mischte sich ein, die Geschichte drohte endgültig zur Seifenoper zu verkommen. Der Bundestrainer vermittelte in reinstem Kallwass-Stil: "Ich habe ihm gesagt: Hör auf dein Herz. Dann rede mit dem Trainer, schau dir den Klub richtig an. Du musst ein Gefühl dafür entwickeln, wo du dich wohl fühlst. Und wenn du dir sicher bist, mache es."
16.01.: Köln plant Poldi-Party
In Köln war die zwischenzeitliche Abschlusspanik schnell vergessen. Die Verantwortlichen führten ihren letzten Trumpf ins Feld und mobilisierten die Massen. "Ganz Köln wollte die Rückkehr von Lukas Podolski. Jetzt kann ganz Köln helfen, dass wir das hinbekommen", so Meier. Eine gigantische "Poldi-Party" soll helfen, die Ablösesumme aufzubringen. Meier begeistert: "Das soll ein absoluter Premium-Event werden. Alle Sponsoren sollen mitmachen. Die Medien. Die Fans..."
18.01.: Es ist fix: Der Prinz kommt heim
Es ist vorbei! Fußballdeutschland sieht endlich das Licht am Ende des Tunnels. Nach zwei Monaten vermelden "tz" und "Express" am Sonntagabend übereinstimmend Vollzug im Wechsel-Hick-Hack um den "Prinzen". Meier taumelt aufgelöst im Größenwahn: "Wir wollen hier eine Geschichte schreiben. Und Lukas soll das Gesicht der Geschichte werden."
19.01.: Podolski bestätigt
Nur noch Formsache - Podolski am nächsten Tag: "Ich habe mich mit dem 1. FC Köln auf einen Vertrag ab dem 1. Juli 2009 geeinigt. Ich bin froh, dass die Entscheidung über meine sportliche Zukunft gefallen ist und die Spekulationen um meine Person ein Ende haben." Ende gut, alles gut.
Lukas Podolski im Steckbrief