Die SPOX-Analyse zur Partie:
Vor dem Spiel: David Beckham gibt sein Debüt für den AC Milan. Der Engländer beginnt auf seiner gewohnten rechten Seite im Mittelfeld. Im Sturm spielt Paolo Guerrero statt Mladen Petric neben Ivica Olic auf. Für den verletzten Frank Rost steht Wolfgang Hesl im Tor.
So lief das Spiel: Milan zu Beginn mit mehr Ballbesitz und ein paar hübschen Pirouetten von Ronaldinho und Andrea Pirlo. Beckham war nach 18 Sekunden erstmals am Ball, die erste Grätsche packte der Spice-Boy nach 32 Sekunden aus. Hamburg hielt aggressiv dagegen und spielte geradliniger und zielstrebiger nach vorne.
Folgerichtig hatte die Jol-Elf die erste Torchance durch Guerrero (7.). Milan spielte den technisch feineren Fußball, wirkte aber ziemlich unmotiviert. Die Spitzen Pato und Andrej Schewtschenko warteten vergeblich auch brauchbare Pässe. Bis zur 30. Minute war es ein recht unansehnlicher Kick, ehe der HSV das Tempo anzog und sich durch Marcell Jansen und Paolo Guerrero weitere gute Chancen erspielte. Nach der Pause hielten sich beide Mannschaften zunächst vornehm zurück.
Es bedurfte einer fragwürdigen Entscheidung von Schiedsrichter Ali Hamad Moadhed aus dem Gastgeberland, dass das Spiel endlich Fahrt aufnahm. Alex Silva hatte Ambrosini im 16er touchiert, der Referee gab Elfmeter, den Ronaldinho sicher verwandelte. Der HSV schlug nur wenige Minuten später durch das Abstaubertor von Collin Benjamin zurück. Der ewige Pippo Inzaghi scheiterte in der 74. Minute aus kurzer Distanz an HSV-Keeper Hesl. In der Schlussphase drängte der HSV erfolglos auf den Siegtreffer.
Star des Spiels: Schwierige Wahl. In der ersten Halbzeit hinterließ Marcell Jansen einen starken Eindruck, der Ex-Bayer blüht auf, seitdem er im linken Mittelfeld spielt. Nach dem Wechsel tauchte Jansen aber unter und deswegen ist der Star des Spiels das Publikum.
Die 25.000 Zuschauer im Sevens Stadium mitten in der Wüste machten es sich mit Hot Dogs und Bier auf den billig zusammengekleisterten Tribünen gemütlich und wurden nicht müde, ihre Milan-Lieblinge frenetisch zu feiern. "Becks, ich will ein Kind von dir"-Plakate waren nicht zu sehen, dafür jede Menge La Ola unterm sternenklaren Himmel.
Gurke des Spiels: Milans Stehgeiger. Ronaldinho langweilte sich in seinem Mikrokosmos Mittelkreis. Beckham schlug den einen oder anderen langen Ball ins Nirvana. Traurig auch mitanzusehen, wie Schewtschenko der Musik hinterher lief. Der Ukrainer hatte in der ersten Halbzeit grandiose drei Ballkontakte.
Lehren des Spiels: Carlo Ancelotti wollte das Spiel gegen den HSV zur Generalprobe für den Serie-A-Schlager gegen den AS Rom nutzen. Wichtige Erkenntnisse blieben dem Milan-Coach verborgen. Seine Mannschaft agierte in der Offensive aufreizend lässig. Das Angriffspiel? Schema F, null Variation. Kicken kann bei den Rossoneri jeder, zeigen wollte es irgendwie keiner.
Der HSV machte nach gerade mal vier Tagen Training nach der Winterpause einen erstaunlich frischen Eindruck. Trainer Jol liebt temporeichen offensiven Fußball, die Mannschaft verinnerlicht seine Philosophie.
Jol hat ein homogenes Team geformt, allerdings fehlte gegen Milan die Durchschlagskraft im Angriff.
Der wendige Olic narrte die hüftsteife Innenverteidiger Kaladze und Maldini ein ums andere Mal. Der Bald-Münchner machte deutlich, dass er noch mit ganzem Herzen Hamburger ist.